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Arthur brauchte einen Moment, um die Szene in sich aufzunehmen. Er war scheinbar als Letzter in den Raum getreten, hinter ihm nur Merlin, der sich wenige Schritte entfernt einreihte. Stumm standen die Männer in der Kammer. Es waren mehr, als Arthur erwartet hatte. Einige Ritter, Berater füllten regungslos das Zimmer, Schweigen lag wie eine Decke über ihnen, gewebt aus dem Stoff schlechter Nachrichten. Etwas war geschehen. Arthur spürte es in der Luft, sah es in ihren den Gesichtern. Eine Gewissheit, die ihn wie eine kalte Hand am Hals packte und die Kehle zudrückte, obgleich er sie noch nicht benennen konnte.

 Der graue König stand nicht auf, als er das Wort erhob. „Da wir nun vollzählig sind", er strafte den Sohn mit einem kurzen Blick ab, „wiederholt die Beobachtungen, die ihr zuvor dem Rat vorgetragen habt."

Arthur wunderte sich, warum der Rat ohne ihn zusammengekommen war, doch nun war nicht der richtige Zeitpunkt für solche Fragen. 

Ein Ritter in roten Umhang trat nach vorne. Sir Lancelot. Arthur sah kurz zu Merlin, der natürlich nicht verstand, was vor sich ging. Arthur schluckte. Die Patrouille.

 Lancelot verbeugte sich knapp, bevor er mit seiner Ausführung begann. „Die Aufbauarbeiten im Umfeld kommen gut voran. Jedoch-", eine kurze Pause, „ein Kundschafter aus dem Norden berichtet von einer großen Zahl feindlichen Truppen, die sich auf Camelot zubewegt."

Sir Leon setzte Militärfiguren auf die Karte. Viele. Königin Ardeyn platzierte eine Armee an ihrer Grenze. Die Wahrheit hing unausgesprochen im Raum. Sie waren im Krieg.

 Wieder traf ihn der Blick des Vaters. „Camelot rückt morgen zu Mittag aus. Ihr macht alles bereit. Ihr kennt das Protokoll. Morgen in der Früh zum neunten Schlag wird das Volk informiert. Alle kampftüchtigen Männer müssen sich zur Wehr bereit halten. Bis dorthin verlässt kein Wort davon diesen Raum. Arthur, du wirst das Heer anführen."

Arthur spürte, wie Zorn in ihm hochkochte. „Ihr habt mir gelehrt, dass ein König sein Heer anführt."

Der Raum war still, er konnte das Blut in den Ohren rauschen hören. Uther verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. „Und ich habe dir auch gelehrt, dass ein Mann für die eigenen Fehler einstehen muss."

Arthur biss so fest die Zähne zusammen, bis sein Kiefer zu schmerzen begann. Es wurden Aufstellungen durchgegangen und Taktiken entworfen, doch er hörte nicht zu. Er wusste alles, was er zu wissen brauchte. Beobachtete stumm, wie sie die Figuren über die Karte schoben wie ein Spielfeld, bis einer nach dem anderen den Raum verließ, um weitere Vorbereitungen zu treffen.

 Er blickte dem greisen Vater hinterher, als er ihn ohne ein weiteres Wort zwischen den Karten zurückließ. Er schickte ihn in den Krieg. Ein Krieg, der von einem König zu führen war. Wie sollte er es ohne ihn schaffen? Niemals hätte er diesen Brief in die Flammen werfen dürfen.

Die Wut brodelte in seinen Adern. Mit einer einzigen Bewegung fegte er die Figuren vom Tisch, die scheppernd auf dem Boden landeten. Er rauschte zur Tür. Merlin stellte sich ihm in den Weg.

 „Geh mir aus dem Weg.", raunte er ihm zu.

„Arthur, beruhige dich."

Seine Finger krümmten sich zu einer Faust, die Nägel in die Handfläche gedrückt. „Geh mir aus dem Weg.", orderte er erneut.

 „Beruhige dich, bevor du etwas tust, das du nachher bereust."

Dafür ist es zu spät, dachte er. Er musste etwas zerschlagen. Auf etwas einhauen, bis er wieder klar denken konnte. Blind vor Wut versuchte er sich an Merlin vorbei zu schieben, doch der blieb standhaft.

„Beruhige dich.", sagte er wieder. 

Arthurs Faust raste knapp an ihm vorbei, donnerte gegen die harte Wand hinter ihm. Der Stein bröselte und ein stechender Schmerz durchfuhr seine Knöchel, sein Handgelenk, seinen Arm. Er holte wieder aus, doch Merlin fing seine Hand ab, hielt sein Faust fest umschlossen. Er hatte nicht gezuckt. Mit einer Kraft, die Arthur erschreckte, drückte er ihn von sich, bis er rückwärts stolperte und gegen den Tisch stoß. Etwas, das er zuvor nie gesehen hatte, zuckte durch Merlins Augen. Er schüttelte leicht den Kopf und Arthur stockte der Atem vor der Härte in seinem Gesicht. 

A Tale of Destiny and Doom (BBC MERLIN Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt