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Es war kurz nach drei in der Nacht, als die Alarmglocken Camelot aus dem Schlaf rissen. Der östliche Stadtrand stand lichterloh in Brand. Die Menschen liefen in ihren Schlafgewändern durch die Straßen, versuchten vergeblich, dem Feuer mit Löschversuchen Einhalt zu gebieten. Schreie durchschnitten stundenlang die Nacht, die Gesichter von den züngelnden Fingern der hungrigen Flammen erhellt. Doch die Menschen waren machtlos gegenüber der Zerstörung, die von dem Feuer ausging. Es sprang von einem Dach zum nächsten, griff eine Hütte nach der Anderen, zerlegte sie in Schutt und Asche. Drängte die Bewohner immer tiefer in die Stadt hinein. 

Vor den Toren des Schlosses saß ein Kind ohne Schuhe. Die Tränen, die die aschgrau gefärbten Wangen hinunter kullterten, hinterließen weiße Spuren auf dem Gesicht. Es drückte das Lamm in seinen Armen eng an die Brust, presste die Nase in das Fell des Tieres.

Der Prinz saß neben dem König hinter dem Fenster. Gemeinsam blickten sie auf die Stadt, deren Silhouette von einem dunkeln Schleier aus Staub und Asche verhangen war. Selbst die aufgehende Morgensonne drang nicht durch ihn hindurch.„Es ist deine Schuld.", sagte der König leise.

 Arthur musterte das Profil des hageren Mannes. „Ich bin nicht für das Feuer verantwortlich."

„Wenn sie alle verhungern. Das hast du zu verantworten. Du hast meine Befehle missachtet, Arthur."

„Ich hielt es für das Beste-", setzte er an, sich zu rechtfertigen, doch der Vater schnitt ihm das Wort ab.

„Du hieltest es für das Beste.", er lachte kehlig. „Wir hätten die Hälfte von ihnen retten können. Doch du hast entschieden, sie alle sterben zu lassen. Hast die Vorräte an die Dörfler verteilt, sodass nun für niemanden mehr genug da ist."

„Ich konnte sie nicht einfach wegschicken!"

„Das habe ich bereits getan!", die Augen des alten Königs funkelten, als er ihn anblickte. „Du denkst, meine Entscheidung, ihnen nicht zu helfen, war grausam? In Ordnung. Aber die Entscheidungen, die ich als König treffen muss, sind nicht immer schön. Merk dir das, Arthur. Es geht nicht darum, was du oder ich als richtig empfinden. Wir müssen Opfer bringen, um die Menschen zu beschützen. Verstehst du das?"

Arthur nickte, auch wenn er sich nicht sicher war, ob der König recht hatte. Dann hörte er ein leises Rascheln. Aus dem Augenwinkel sah er Merlin, der einige Kleider aus dem Schrank des Vaters genommen hatte und nun, ebenso heimlich wie er in das Zimmer gekommen war, aus ebendiesem wieder heraus schleichen wollte.

 Arthur legte dem König eine Hand auf den dünnen Unterarm. „Ich bin gleich wieder da.", sagte er, bevor er aufstand und Merlin hinterherlief.

Er sah nur noch, wie die Tür seiner Gemächer hinter ihm ins Schloss fiel. Merlin schien es eilig zu haben.

 „Was machst du ?!", rief er in den Raum.

Merlin stand an seinem Schrank und zog einige Kleider heraus. Über seinem Arm lagen bereits die Roben des Königs, aber auch mehrere Gewände Morganas. Er blickte von dem Stapel zu Arthur.

 „Wäsche?"

„Du machst die Wäsche?"

 Merlin zuckte mit den Schultern.

„Du machst die Wäsche. Hast du mal aus dem Fenster gesehen?", er hob den Arm. „Haben wir gerade keine anderen Probleme außer der verdammten Wäsche?" Den lauten Tonfall hatte er nicht beabsichtigt.

Merlin zog ein letztes Hemd aus dem Schrank. „Die Wäsche wird sich nicht von alleine machen.", patzte er zurück, „Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, Sire."

A Tale of Destiny and Doom (BBC MERLIN Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt