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Der nächste Morgen grüßte Arthur nicht nur mit einem Anflug schlechter Laune, sondern auch mit leichten Kopfschmerzen und dem Gestank nach Schweiß und Alkohol. Gedanklich ließ er den letzten Abend Revue passieren, blickte zu dem stinkendem, schnarchendem Schopf schwarzer Haare an seiner Seite, dass ihm über die wenigen Stunden der vergangenen Nacht fast die gesamte Decke gestohlen hatte. Krampfhaft klammerte er sich an die äußere Ecke. Mit einem Ruck versuchte er, den Stoff zu sich zu ziehen, doch Merlin hatte sich mehrmals darin eingewickelt und wackelte lediglich ein wenig. Arthur seufzte. Warum hatte er sich auch verpflichtet gefühlt, ihn aus der Taverne zu bringen? Warum war er überhaupt – mitten in der Nacht – dorthin gelaufen? Es wollte ihm einfach nicht in den Kopf.


Der Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass er bereits spät für das Training war. Einen Moment lang überlegte er, Merlin zu wecken und ihn Frühstück servieren zu lassen, doch dazu war schon nicht mehr genug Zeit. Er konnte weiter schlafen. Solange er schlief, spuckte er immerhin nicht. Sie konnten auch später alle Unklarheiten angehen. Und Arthur hatte einige Fragen.

Er quälte sich aus dem Bett, kleidete sich in Hemd und Hose. Für ein Kettenhemd war es zu warm. Trotzdem öffnete er die Fenster, um den Gestank hinaus zu lassen, begnügte sich mit einem Apfel, obwohl sein Magen nach einem vollständigen Frühstück verlangte. Dann füllte einen Krug mit Wasser, den er neben Merlin stellte. Er würde ihn brauchen, wenn er aufwachte. Er bewegte sich ein wenig im Schlaf, und sah Arthur zwei rötlich, bläuliche Flecken auf seinem Hals. Das Wissen, dass er sein Halstuch für einen Anderen abgelegt hatte, schmerzte in seiner Brust; genau dort, wo die Spitze eines Schwertes tödlich wäre. Zähneknirschend schob er den Gedanken beiseite und machte sich auf den Weg.


Die Männer warteten schon auf ihn, als er den Übungsplatz betrat. Keiner wagte eine Bemerkung zu seiner Verspätung, die jüngeren Burschen wichen seinem Blick aus. Er stellte sich vor die Truppe.„Na los. An die Waffen.", bellte er, „Oder wollt ihr den ganzen Tag hier herumstehen."

Er wandte sich an die Feiergruppe des letzten Abends, die sich müde im Schatten eines Baumes herumdrückten. „Ihr auch."

Lethargisch bewegten sie sich zum Rest der Männer, und Arthur schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich alle auf Position standen. Sie begannen mit einigen leichten Übungen zum Aufwärmen und steigerten langsam die Intensität. Der trockene Boden staubte unter ihren Füßen und hüllte den Platz in einen braunen Nebel ein, der sich auf ihre Lungen legte. Die Sonne brannte umso stärker nieder, je eher sich der Mittag näherte und der Schweiß stand den Männern auf der Stirn. Immer häufiger kamen Bitten nach Pausen auf, doch Arthur zwang sie weiter durch ihr Programm. Prügelte selbst umso heftiger auf die Übungsziele ein, je mehr sie sich beklagten.

Als ihre Beschwerden zu laut wurden, rammte er sein Schwert in den harten Boden. Er musste sie nicht zur Ordnung rufen, denn auf einmal wurde es still, als er jeden Einzelnen von ihnen, der Reihe nach anblickte. „Ihr wollt die Ritter von Camelot sein?", fragte er. Er hatte es nicht nötig, seine Stimme zu erheben. Seine Worte schnitten durch die heiße Luft wie ein scharfes Messer. „Alles, was ich sehe, sind Jungen, die ihre Ausführung nicht beherrschen", er sah zu den jüngeren Männern, die nervös von einem Fuß auf den anderen traten, blickte dann zu den Rittern der Taverne, „Trunkenbolde", und fokussierte den Rest, „und jammernde Schwächlinge. Ihr habt einen Schwur geleistet, habt ihr das vergessen? Ihr habt geschworen, Camelot mit eurem Leben zu verteidigen. Doch diese Truppe hier könnte nicht einmal ein Pack wilder Hunde aufhalten. Ihr seid eine Schande. Für dieses ganze Land. Und jetzt sehe ich euch besser vierzig Runden um den Platz rennen. Zehn für jede Himmelsrichtung, aus der Camelot heute wehrlos angegriffen werden könnte. Denkt darüber nach, wer ihr eigentlich seid."

A Tale of Destiny and Doom (BBC MERLIN Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt