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Dieses Mal stand Arthur alleine auf der Galerie. Die Sonne war von grauen Wolken übermannt worden, die tiefe Schatten auf den gepflasterten Vorplatz des Schlosses warfen. Um die hölzerne Tribüne in ihrer Mitte scharten einige Schaulustige, eingewickelt in dicke Mäntel.

Arthur spürte den kalten Wind kaum, der um ihn peitschte. Der rote Umhang flatterte um seine Schultern. Langsam trat er an die Mauer vor ihm, legte die Hand auf den Stein. Das Gewicht der Krone drückte auf ihn nieder. Er hielt seinen Kopf hoch. Beobachtete, wie der Mann, den er verurteilt hatte, die Stufen hinauf zum Henker geführt wurde.

Sein Magen verkrampfte sich. Aber jetzt war nicht der Zeitpunkt, um sich von seinen Emotionen leiten zu lassen. Sein Urteil war gerecht. Der Mann, der nun geduldig kniend auf seinen Tod wartete, hatte probiert, ihn zu töten. Und trotzdem-

Die Menge sah zu ihm auf.

 „Dieser Mann", sagte er, seine Stimme wurde vom Wind über den Schlosshof getragen „wurde des versuchten Königsmordes schuldig befunden."

Vielleicht hatte Merlin recht. Vielleicht gab es einen anderen Weg. Einen Weg, der Arthurs Gewissen nicht von innen heraus zerfraß.

Vielleicht hatte Merlin recht. Vielleicht gab es einen anderen Weg. Einen Weg, der Arthurs Gewissen nicht von innen heraus zerfraß.

„Nach dem geltenden Recht Camelots folgt darauf die Todesstrafe."

In diesem Königreich war genügend Blut vergossen worden, es hatte genug Leid und Trauer erlebt. Er wollte nicht mit Furcht regieren. Er war nicht sein Vater.

 „Und trotzdem wird dieser Mann heute nicht sterben."

Durch die Menge ging ein überraschtes Raunen.

„Er ließ sich von dem Gedanken leiten, dass es nur mein Tod wäre, der ihn befreien konnte. Der alle befreien könne. Camelot befreien könnte. Doch das ist nicht wahr. So lange ich lebe, und das schwöre ich bei allen Heiligen, werde ich meine Entscheidungen immer im bestmöglichen Interesse für Camelot treffen. Ich werde sie nicht nur nach mir, oder den Adligen, oder meinen Rittern treffen. Ich will das Beste, dass ich jedem Einzelnen von Euch bieten kann. Jedem Bürger und jeder Bürgerin, jedem Kind und jedem Alten. Jedem Heimischen, und jedem Besucher."

Sein Blick fixierte den Verurteilten.

 „Dieser Mann", begann er wieder, „hat unser Camelot nicht als seine Heimat kennen und lieben gelernt, so wie ich es tat. Für diesen Mann, sind wir der Feind. Bin ich der Feind. Doch dies ist mein Zuhause. Mein Zuhause, dass ich um jeden Preis beschützen werde. Aber das werde ich nicht tun, indem ich noch mehr Blut in seinen Boden sickern lasse. Ich will den Zeiten, in denen Furcht und Angst und Verzweiflung unsere Heimat bewohnten, den Rücken kehren.

Seht ihn euch an. Jeder der hier steht, erinnert euch an das Gesicht dieses Mannes. Und zeigt ihm, dass dies nicht der Ort ist, den er so sehr hasst. Dass wir nicht die Menschen sind, die er zu fürchten hat. Dass wir nicht mit Hass erfüllt sind.

 Ich werde diesem Mann die einmalige Chance geben, dies zu erkennen, und erlasse ihm seiner Strafe. Er ist frei, zu gehen."

Arthur beobachtete, wie der Henker ausdruckslos die Fesseln des Mannes löste. Er erwartete irgendeine Regung in seinem Volk, doch es gab keine Reaktion. Sie jubelten nicht, sie protestierten auch nicht. Sie verließen einfach langsam den Schauplatz.


 Der Tag schien nicht enden zu wollen. Arthur fand einen weiteren Stapel an Dokumenten in seinen Gemächern, fein säuberlich sortierte Papiere, die sich auf seinem Schreibtisch häuften. Er blickte aus dem Fenster, es würde nicht mehr lange dauern, bis das letzte Licht des Tages verschwunden war. In seinem Kamin knisterte ein Feuer, schickte Wärme in den kalten Raum. Arthur entzündete eine Kerze, bevor er sich an den Tisch setzte und zu lesen begann.

A Tale of Destiny and Doom (BBC MERLIN Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt