So ging das die nächsten zwei Wochen weiter. Lilly und ich schliefen morgens etwas länger und warteten, bis die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte. Dann flogen wir den Zwergen hinterher. Es war keine Kunst, sie schnell wieder einzuholen. Abends schlugen wir unser Lager über dem der Zwerge auf und ich lauschte ihren Gesprächen. So fand ich in den zwei Tagen nach der Abreise aus Bruchtal auch die restlichen Namen heraus. Ansonsten war die Reise eher trist. Die Landschaft veränderte sich kaum. Es blieb felsig, schroff und steinig.
Am zweiten Tag der dritten Woche begann es ungemütlich zu werden. Lilly und ich waren kaum fünf Minuten geflogen, als es anfing aus allen Wolken zu regnen. Kurz darauf knallte der erste Donner und ich spürte Lilly unter mir zusammenzucken. „Ruhig, Kleine, ruhig. Alles gut. Wir fliegen nach unten in die Schlucht, solange die Zwerge uns noch nicht sehen können. Na los“, rief ich über das Tosen des Windes hinweg und lenkte Lilly in die Schlucht. Wir flogen so tief, wie es nur ging. Ich strengte mein Gehör an, um die Zwerge zu finden. Sie waren direkt über uns. „Langsamer Lilly, die Zwerge sind da oben“, rief ich und hoffte, dass eben jene mich nicht gehört hatten.
Plötzlich fiel direkt vor mir ein Fels zu Boden. Erschrocken hielt Lilly inne und ich klammerte mich an ihren Schuppen fest. Hektisch blickte ich mich um. Steinriesen! Das hatte ich ja ganz vergessen bei dem Gewitter. Bemüht ruhig blickte ich mich in der Schlucht umher, während immer mehr Riesen aufstanden und gegen Ihresgleichen in die Schlacht zogen. Ja, die hatten bei so einem Wetter das größte Vergnügen daran. Hinter den kämpfenden Parteien entdeckte ich endlich eine Höhle, die Lilly und mir Schutz bieten könnte. „Lilly, du musst da durch. Dort hinten in die Höhle. Zusammen schaffen wir das“, wies ich sie laut an und klopfte ihr auf den Hals. Lilly schüttelte sich einmal, schoss dann aber los. Der Wind peitschte mir Regen ins Gesicht und ich musste immer wieder blinzeln, um ansatzweise etwas sehen zu können. Ich lehnte mich nach rechts und Lilly folgte meiner Bewegung. Gerade so entkamen wir dem Bein eines Riesen.
Ich lehnte mich nach links. Wir wichen einem herabfallenden Felsbrocken aus. Mit einem Mal fiel ein Steinriese vor uns in die Tiefe. „Schneller Lilly, schneller!“, schrie ich und presste mich an ihren Hals. Lilly legte noch einen Zahn zu und ich presste meine Augen zusammen. Gerade so tauchten wir unter den Felsbrocken hindurch. Jedoch waren wir zu nah dran. Ich schrie auf, als ein scharfkantiger Gesteinsbrocken an meinem Arm entlang schnitt. Lilly traf auch irgendetwas, denn sie gab einen Aufschrei von sich und fiel wild mit den Flügeln schlagend vom Himmel.
Ich schrie auf. Immerhin steuerten wir auf die Höhle zu. Keine Sekunde später schlugen wir auf dem Boden auf und rollten weiter in die Höhle. Stöhnend blieb ich liegen. Lilly kam gurrend zu mir und beschwor ihr Feuer. Ihr Brustkorb fing an schwach zu leuchten und ich konnte mich umsehen. „Ist dir etwas passiert?“, fragte ich alarmiert und begutachtete ihren Körper, aber es schien alles heil zu sein. Lilly bestätigte meine Vermutung, indem sie ihren Kopf schüttelte. Erleichtert atmete ich wieder auf und mein Kopf sank zurück auf den Boden. Lilly legte sich hinter mich und ich lehnte mich vorsichtig bei ihr an. In ihrem schwachen Licht begutachtete ich meinen linken Arm. Immerhin hatte der Stein mein Mal nicht getroffen. Langsam entfernte ich den Stoff meines Hemdärmels aus der Wunde. Es ziepte und der Schmerz begann durch meinen gesamten Arm zu pochen. „So ein Mist. Wie soll ich damit kämpfen?“, fluchte ich und riss den kaputten Teil des Ärmels ab.
Ich schaute zu der Tasche an Lillys Hals. Wir hatten sie zum Glück nicht verloren und alles dort drinnen war mehr oder weniger wasserfest. Die Tasche an sich auch. Ich griff mit meiner rechten Hand hinein und holte einen sauberen Stoffstreifen und verschiedene verschließbare Döschen heraus. Ich schaute sie mir genauer an, ehe ich das richtige fand. Nur schwer kam ich auf die Beine und stolperte zum Eingang der Höhle. Ich hielt einen der Stoffstreifen in den Regen. Binnen kürzester Zeit war er vollkommen durchnässt. Ich reinigte damit so gut es ging meine Wunde. Es brannte entsetzlich, doch ich biss die Zähne zusammen. Eine Entzündung wäre fatal und mein Plan im Eimer. Als ich fertig war, hielt ich den Stoffstreifen wieder in den Regen und säuberte ihn so gut es ging. Dann stolperte ich wieder zurück zu Lilly und lehnte mich an sie an.
Ich nahm das vorher gesuchte Döschen in die Hand und öffnete es. Die sich darin befindende Creme trug ich großzügig auf dem großen Schnitt auf. Das war noch schlimmer als das Wasser, doch ich durfte nicht aufhören. Diese Creme diente zur Heilung und dem Schutz der Wunde. Als es endlich geschafft war, band ich mir einen Stoffstreifen um meinen gesamten Unterarm und befestigte ihn vorsichtig mit einem Knoten auf meinem Handrücken. Das sollte erst einmal eine Weile halten. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen Lilly und schloss die Augen. „Weck mich, wenn das Unwetter vorbei ist“, murmelte ich und war im nächsten Moment eingeschlafen.
Frohe Ostern!
DU LIEST GERADE
Die Hüterin der Drachen (Hobbit/Herr der Ringe FF)
FanfictionKaira ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Sie ist die Letzte ihres genauso besonderen Volkes, das Jahre zuvor auf mörderische Art ausgelöscht wurde. Seitdem lebt sie in Bruchtal. Was macht Kaira so besonders und was passiert, wenn sie auf die G...