The old dragon

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Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von den Zwergen. Aus der Luft blickte ich ihnen noch lange hinterher. Sie würden etwa vier Tage zum Eingang des Düsterwalds brauchen, trotz der Ponys, die Beorn ihnen geliehen hatte. Ich würde diese vier Tage noch auf Beorns Hof verbringen und mich dann auf den Weg zum Erebor machen. Wir würden einen großen Bogen um die Seestadt fliegen. Ich war es müde den Seestädtern zu erklären, was wirklich vorgefallen war, als Smaug ihren Vorfahren die Stadt Thal nahm. Wir würden auf direktem Weg zum Erebor fliegen und dafür vielleicht einen halben Tag brauchen. Wenn Lilly richtig schnell flog, konnten wir es wirklich so schnell schaffen. So genoss ich die ruhigen vier Tage bei Beorn und entspannte mich, bis es schließlich soweit war. Beorn gab mir viel Proviant mit und ich kontrollierte meine Tasche dreimal. Dann ging meine Reise weiter.

Ich verabschiedete mich am frühen Morgen von Beorn. Noch einmal überprüfte ich, ob ich auch alles in meiner Tasche verstaut hatte. Dann schwang ich mich auf Lillys Rücken und schnalzte mit meiner Zunge. Lilly schoss in die Luft. Schnell wurde Beorns Hof kleiner und kleiner. Noch einmal blickte ich nach unten und steuerte Lilly in Richtung Waldrand. Wir waren auf keinen Weg angewiesen und konnten einfach über die Bäume hinweg fliegen. „Höher Lilly, höher. Dieser Wald gefällt mir nicht. Der einstige Grünwald ist so düster geworden wie sein neuer Name und sein Herrscher“, murmelte ich und Lilly stieg höher in die Luft. Nicht weit entfernt konnte ich die Emyn-nu-Fuin, die Berge des Düsterwaldes erkennen. Es hatte sich gelohnt die Karten von Mittelerde zu studieren, auch wenn mein eigentliches Ziel ein anderes gewesen war.

Das Suchen einer geeigneten neuen Heimat, die mir Gandalf nun zeigen könnte. Ich war gespannt, in welchem Teil Mittelerdes sie lag. Der Ort jedoch war ganz gleich, mit meinen Drachen konnte ich schneller den Ort wechseln als die Adler. Wir ließen die Berge hinter uns und kurz darauf auch den Wald. Sofort lehnte ich mich nach links und Lilly folgte meiner Bewegung. Wir machten einen großen Bogen um die Seestadt und ich hoffte, dass er auch wirklich groß genug war. Schon ragte er vor uns auf. Der Erebor.

„Langsamer, Lilly“, flüsterte ich und lenkte sie tiefer in Richtung Boden. Wir überflogen die Ruinen von Thal und die dahinterliegende Ebene. Vor uns ragte das Haupttor auf, das von zwei riesigen Zwergenstatuen flankiert wurde. „Über die Mauer, Lilly, und dahinter absetzen“, wies ich meinen Drachen an und sie gehorchte. Wir passierten das Tor ohne Probleme und landeten dahinter in der großen Eingangshalle. Ehrfürchtig stieg ich von Lillys Rücken und blickte mich um. Alles war riesig und ich konnte mir gut vorstellen, wie hier einst hunderte von Zwergen gelebt und gearbeitet hatten.

„Du wartest hier, Lilly. Komm erst, wenn ich dich rufe. Hast du mich verstanden?“ Lilly gab ein Gurren von sich. Ich nickte und legte meine Waffen ab. Hier und jetzt würde ich sie nicht brauchen und am Ende empfand Smaug es noch als Provokation. Ich glaubte zwar nicht, dass er mir etwas tun würde, aber sicher war sicher. Nur mit den zwei Messern in meinen Stiefeln schlich ich mich durch die vielen Hallen und Gänge. Durch mein verbessertes Gehör konnte ich
Smaug atmen hören und folgte diesem Geräusch, bis ich es am Ende eines Ganges glitzern sah. Langsam lief ich darauf zu und mein Mund klappte auf. Hallen um Hallen mit Bergen an Reichtümern. Kein Wunder, dass Smaug sich hier niedergelassen hatte. Ich musste ihn daran erinnern, wer er war.

Vorsichtig lief ich die alten Treppen hinunter in die Halle und stolperte in dem Gold auf den Atem des Drachen zu. In sicherer Entfernung blieb ich stehen. „Smaug! Höre meinen Ruf, komm zu mir!“, schrie ich so laut ich konnte. Ein Beben ging durch die Halle. Leben kam in den großen Drachen. Er erhob sich aus dem Gold. Unmengen an Münzen fielen von ihm herab und ich hob schützend meine Arme über meinen Kopf. Smaug baute sich in seiner vollen Pracht auf. Er hatte sich in den letzten 50 Jahren kein bisschen verändert. Er hatte nichts von seinem einstigen Glanz eingebüßt.

„Wer wagt es, meine Ruhe zu stören?“, donnerte seine mir so vertraute Stimme durch die Hallen. Ich senkte meine Arme wieder und blickte zu ihm hinauf. Eine Träne lief über meine Wange bei dem Anblick meines einstigen Retters. „Smaug. Smaug, mein Großer, erkennst du mich nicht mehr? Ich bin es, deine Prinzessin. Ich bin es, Kaira“, sagte ich mit tränenerstickter Stimme und hob meine rechte Hand. Der Drache vor mir brummte und senkte seinen Kopf. „Kaira. Ich erinnere mich“, murmelte er und rieb seinen Kopf an meiner Hand. „Du hast nichts von deinem Glanz eingebüßt, mein stolzer Freund.“ „Und du bist größer geworden. Gewachsen in Körper und Geist. Bist du alleine? Was passierte mit den Eiern?“ „Sie sind geschlüpft. Es geht ihnen allen gut. Ich kam auf der Älteren her, Lilly. Sie schlüpfte ein Jahr vor ihren Geschwistern. Vor nicht einmal zwei Monaten schlüpften die anderen Drachen. Es sind fünf, Smaug. In einem Ei befanden sich Zwillinge.“ „Das ist wundervoll. Sechs junge Drachen. Sie werden unser Überleben sichern.“ „Und es gibt noch mehr Neuigkeiten. Der graue Zauberer Gandalf sagte mir, er habe eine geeignete Heimat für uns gefunden. Smaug, wir bekommen ein Zuhause. Du musst nicht mehr länger hier bleiben. Komm mit mir.“

Smaug erhob seinen Kopf wieder und wanderte in der Halle auf und ab. „Ich habe mir geschworen, dass so lange ich lebe, kein Zwerg diesen Berg betreten wird“, sagte er. „Smaug. Thorin Eichenschild ist auf dem Weg hierher, um sich seine Heimat zurückzuholen“, berichtete ich ihm. „Er wird sie aber niemals bekommen! Nicht, so lange ich lebe!“, brüllte der Drache und stieß eine der Säulen um. Ich hob meine Hände über meinen Kopf und stolperte ein paar Schritte zurück. „Smaug! Es war nicht Thorin sondern Thror, der uns verriet. Aber die Gemeinschaft um Thorin Eichenschild hat Frieden mit den Drachen geschlossen. Er will sogar friedliche Beziehungen zwischen dem Erebor und unserer neuen Heimat aufbauen. Und er wird sich bei dir entschuldigen, in seines Großvaters Namen.“ „Niemals gebe ich diesen Berg her. Auch nicht für dich!“

Ein starker Schmerz durchzuckte mich. Es war, als würde man mir ein Messer direkt ins Herz rammen. Ich schrie auf, presste meine Hände gegen meine Brust und ging in die Knie. Schwer atmend krümmte ich mich auf dem Gold zusammen. Ich hörte Smaug brüllen, dann wisperte er meinen Namen. Sein Kopf erschein verschwommen über mir. „Wenn du dich weigerst sterbe ich und du verlierst deinen Geist. Die Zwerge haben die wahre Geschichte akzeptiert, Smaug“, presste ich hervor und kniff vor Schmerz meine Augen zusammen. „So werde auch ich sie akzeptieren und ihnen den Berg überlassen, meine Prinzessin.“ Langsam ließ der Schmerz nach und ich nahm meine Hände von meiner Brust. Keuchend blickte ich zu Smaug, der begann seinen Kopf gegen meinen zu schmiegen. „Ist schon gut, ist schon gut. Wir haben eh noch etwas Zeit. Die Zwerge nehmen den Weg durch den Düsterwald und ich denke, dass sie das einiges an Zeit kosten wird.“ „Etwas liegt in der Luft, Kaira. Etwas steht uns bevor. Wirst du hier bleiben und die Zwerge empfangen?“ „Ich versprach Thorin Eichenschild im den Erebor ohne einen Drachen in seinem Innern zu übergeben.“ „So sei es. Doch ich werde in der Nähe bleiben. Oberhalb im Stein des Erebor gibt es eine Grotte, groß genug für mich. Dort werde ich auf das warten, was in der Luft liegt. Ich werde dich nicht alleine hier lassen, denn es ist etwas Böses, was die Finger nach diesem Ort ausstreckt.“

Ich nickte verstehend. „Azog der Schänder. Er ist am Leben und will Thorin töten. Ich fürchte er wird kommen, wenn der Berg erst einmal wieder im Besitz der Zwerge ist. Ebenso wie viele andere kommen werden, die am Reichtum des Berges teilhaben wollen.“ Smaug brummte und hob seinen Kopf wieder. „Ist es das, was ich denke? Warten wir auf einen Krieg?“ „Es sieht ganz danach aus“, antwortete Smaug. Mit einem Mal ertönte von der Seite ein Gurren und ich musste grinsen. „Hab ich dir nicht gesagt du sollst am Eingang warten?“, wandte ich mich an Lilly, die unruhig zwischen mir und Smaug hin und her sah. „Smaug, das ist Lilly. Lilly, sag hallo zu deinem großen Bruder.“ Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie hüpfte auf dem Gold umher, stieg in die Luft und flog gegen Smaugs Rücken. Sie war eben noch ein junger Drache. Ich musste lachen, als Smaug sich auf das kleine Spielchen einließ.

Schnell sprang ich auf und rannte die Treppe nach oben, die ich vorher heruntergekommen war. Oben auf der Plattform war ich sicher vor den Drachen und konnte das Ganze genau beobachten. Die zwei verstanden sich auf Anhieb.

Die Hüterin der Drachen (Hobbit/Herr der Ringe FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt