9. "Es wird alles gut"

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Stunden später kam ich etwas glücklicher wieder in meinem Zimmer an. Ich hatte etliche Bücher kaufen dürfen und auch noch die Harry Potter Bücher bekommen. Eigentlich habe ich mir immer nur den Rücken durchgelesen und das Buch dann wieder zurückgestellt, weil ich aus Angst nur eines holen wollte. Aber Liam hatte andere Pläne und alle Bücher die ich interessiert angeguckt habe genommen und gekauft. Jetzt habe ich 7 Bücher und die Harry Potter Bücher. Cool!

Als ich dann im Zimmer ankam, sah ich, wie Niall zwei Teller mit Nudeln und Tomatensoße auf den Tisch stellte und Besteck dazu legte. Liam und er haben kurz gequatscht bis Liam dann gegangen ist und uns alleine gelassen hat. Und so kam es, dass ich nun mit Niall am Tisch sitze und zusammen Nudeln esse. Wir reden zwar kaum, trotzdem ist es angenehm nicht alleine zu sein und jemanden zu haben bei dem man nicht Angst hat vergewaltigt oder geschlagen zu werden.

„Harry? Kann ich dich eigentlich was fragen?" fragt Niall irgendwann, als sein Teller schon leer ist. Ich dagegen esse sehr langsam, da mein Magen sich erst wieder dran gewöhnen muss. Ich stoppe in der Bewegung und gucke hoch zu Niall, welcher mich unsicher anguckt. Eine Weile liefern wir uns einen Starrwettkampf bis ich runterschlucke und ganz leicht nicke.

„Ich würde gerne wissen, wie du vor der Entführung gelebt hast. Ich will dich nicht angreifen oder so, aber du scheinst kaum Sehnsucht nach zu Hause zu haben. Du hast noch nicht einmal deine Eltern oder dein Zuhause erwähnt oder danach gefragt. Selbst als du mit Liam in der Stadt warst, hast du nicht nach Ihnen gefragt. Ist alles gut?" fragt und erklärt er vorsichtig, schaut mich dabei mitfühlend an. Ich beiße mir auf die Lippe und versuche mir die Tränen zu verkneifen was auch klappt. Ich habe mich dazu entschlossen zu Niall offen zu sein, immerhin hat er mich bis jetzt immer verstanden...

„Um ehrlich zu sein, habe ich wirklich keine Sehnsucht..." murmle ich und gucke traurig hoch zu Niall. Er nickt leicht und lächelt mich kurz aufmunternd an.

„Erzähl mir davon. Ich habe Zeit" sagt er sanft und guckt mich genau an. Wieder ist es kurz ruhig. Ich überwinde mich dazu ihm die Wahrheit zu sagen, atme tief ein und fange dann an die Kurzform zu erzählen.

„Meine Leben vor dem ganzen hier, war auch nicht wirklich eines was man sich wünscht. Mein Vater war mit seiner Arbeit verheiratet und nicht mit Mom. Es war so, als ob er meine Mom, meine Schwester und mich nie geliebt hat. Er hat nur gearbeitet und all sein Geld für Alkohol ausgegeben. Meine Mom war deswegen immer viel arbeiten und hat Geschäftsreisen hinter sich gebracht, damit wir genügend Geld haben. Irgendwann hat sie meinen betrunkenen Vater aber nicht mehr ausgehalten und hat sich scheiden lassen. Mein Vater war stinksauer und hat gesagt das er ein Kind behalten will. Und ich bin damals, damit Mom und Gemma es schöner haben, freiwillig geblieben. Anfangs durfte ich sie noch am Wochenende besuchen, aber dann hat er es verboten. Ich habe sie über ein halbes Jahr nicht mehr gesehen und musste mich alleine mit einem Vater rumschlagen, der dich in seinem betrunkenen Umstand schlägt, sobald du was falsch machst. Irgendwann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin raus gegangen. Ich wollte spazieren gehen, in der Nähe irgendwo sitzen, während ich zeichne und meinen Kopf frei kriege. Und ja, ich bin halt nicht mehr nachhause gekommen" erkläre ich schweren Herzens. Mein Herz zieht sich furchtbar zusammen und ich habe einen Schmerz in mir, den man nicht beschreiben kann. Ich habe keine richtige Familie, wurde von meinem Vater geschlagen, wurde bei einer Entführung vergewaltigt und misshandelt. Ist das eine Strafe für... irgendein früheres Leben? Oder darf ich einfach nicht glücklich sein.

„Ich kann nicht beschreiben wie leid du mir tust" sagt Niall bedauernd und guckt mich geschockt an. Ich wische mir schultern zuckend eine Träne aus den Augen und gucke ihn leicht lächelnd an.

„Ist halb so wild. Irgendwann kommt man damit zurecht" sage ich und esse ruhig weiter. Es herrscht eine komische Stille, welche bedrückend, aber nicht peinlich ist. Und ich bin mehr als nur glücklich als Niall die Stille durchbricht.

„Es wird alles gut"

Hold On /// Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt