11. "er... war da"

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„Hey Harry, bist du bereit?" fragt mich Zayn, als er in mein Zimmer kommt um mich abzuholen. Mittlerweile sind nun 2 ganze Wochen vergangen und ich habe mich kaum erholt. Louis habe ich zu meinem Leid auch nicht mehr gesehen, aber dafür habe ich Zayn kennengelernt. Er war damals der Komplize von Liam weshalb ich anfangs ebenfalls Angst hatte vor ihm, aber wie Liam hat er sich entschuldigt und als sehr nett rausgestellt. In den letzten Zwei Wochen kamen dann Liam, Zayn und Niall mich besuchen und haben mich etwas ablenken können. Manchmal durfte ich Niall sogar beim verarzten helfen. Zwar nur von Kratzern und kleinen Schürfwunden, aber immerhin etwas.

Und nun war es soweit. Die Agentur will weiterkommen und will nun mit mir versuchen mich meiner Angst zustellen und über die letzten Wochen zu reden. Ich habe in der Nacht kaum geschlafen und bin jetzt immer noch furchtbar aufgeregt. Aber man hat mir versprochen, dass alles ganz langsam anfängt und man nichts überstürzen wird. Und ich denke, dass alles gut laufen könnte, wenn es so gemacht wird, wie sie es behaupten.

Etwas zögernd stehe ich vor der massiven weißen Tür und starre diese missmutig an. Hier dahinter, müsste ein Saal sein, in welchem Meetings durchgeführt werden. Ein bisschen stelle ich es mir wie in den Filmen vor. Eine Wand mit großer Tafel, woran die Beweise befestigt sind, in der Mitte ein riesiger Tisch um welchen die Mitglieder verteilt sind und dumpfes kaltes Licht. Und nun sitz ich auch noch mitten drin.

„du schaffst das Kleiner. Und denk dran, du kannst jeder Zeit abbrechen" flüstert mir Zayn ins Ohr und legt vorsichtig eine Hand auf meine Schulter. Automatisch verkrampfe ich mich unter seiner Berührung, beruhige mich aber schnell, bei dem Gedanken das es ja nur Zayn ist. In den letzten 2 Wochen habe ich gelernt, mit solch kleinen Berührungen klar zu kommen, wobei ich mich bei Niall immer noch deutlich sicherer fühle als bei Liam oder Zayn.

Leicht nickend sehe ich Zayn an. Er lächelt mir kurz zu, bevor er die Tür öffnet und mich langsam hineinschiebt. Sofort stelle ich fest, dass es wirklich wie in den Filmen ist. Nur eben das die Wand mit den Beweisen digitalisiert ist und der ganze Raum nicht so steril gehalten ist wie in den Filmen. 7 Köpfe drehen sich synchron zu mir, als sie bemerken, dass jemand den Raum betreten hat. Sofort wird mir etwas unwohl und ich versuche mich in meinem Hoody zu verstecken, was wie zu erwarten kaum klappt. Naja, gar nicht klappt.

„Schön dass du da bist Harry" lächelt mich der einzig stehende an. Ich gucke hoch und sehe, dass es sich dabei um Louis handelt, weshalb ich automatisch auch lächle und mich wieder ein wenig beruhige. Ich weiß nicht woran es liegt, aber er hat eine ganz besondere Wirkung auf mich. Es ist, als ob alles Schlechte aus der Welt verschwindet, wenn er auch nur seinen Mund öffnet.

„Das sind ein paar Köpfe aus unserem Stützpunkt. Liam und Zayn kennst du ja bereits. Das hier sind Noah, Evan, Michael und Paul. Sie sind ebenfalls Agenten und leben hier mit ihren Lebensgefährten oder eben Lebensgefährtinnen. Und Niall ist da, damit deine Vertrauensperson bei dir ist" stellt Louis alle vor, uns zeigt zum Schluss auf Niall, welcher einen freien Stuhl neben sich hinterzieht. Verlegen nicke ich allen zu und setze mich dann schnell auf den schwarzen Stuhl. Mein Blick gleitet noch einmal zum Kopf des Tisches, wo Louis mir ein letztes Mal aufmunternd zu zwinkert, bevor er in die Runde guckt. Er wartet, bis jeder Anwesende aufmerksam ist, bis er dann wieder zu mir guckt uns vorsichtig anfängt zu sprechen.

„Also Harry. Wir würden gerne wissen, wie du damals entführt worden bist. Hast du das mitbekommen oder war es während deines Schlafes?" fragt Louis erstmal und schenkt Niall einen Seitenblick. Sofort zieht Niall seinen Block aus einer Tasche und legt diesen auf den Tisch. Es handelt sich um meine Blutwerte, jedenfalls soweit ich es erkennen kann.

„Ich war nicht ganz beim Bewusstsein. Ich habe ein Stechen gespürt und dann bemerkt, dass ich eine Spritze in meinem Bein hatte. Danach habe ich das Bewusstsein verloren. Als ich aufgewacht bin, war ich schon entführt" erzähle ich und muss an das Ereignis zurückdenken. Damals hatte ich noch die Hoffnung, von einem Nachbarn gefunden worden zu sein und in Sicherheit zu sein, aber das war ich nicht.

„Okay. Niall, kannst du uns vielleicht sagen, welches Mittel in der Spritze war?" fragt Louis nun. Alle Köpfe drehen sich zu Niall, welcher sofort auf das Blatt vor ihm zeigt und es sich durchliest. Nach etwa 5 Sekunden hat er schon den gesuchten Stoff gefunden.

„Es war Xenon. Ein Narkosemittel. Es ist sehr teuer und wird deshalb im Krankenhaus so gut wie nie verwendet. Es waren auch Spuren von Ether und Chloroform vorhanden, aber so geringe Mengen, das diese seine Bewusstlosigkeit nicht ausgelöst haben können. Es ist schwierig an Xenon ranzukommen, da es wie schon gesagt sehr teuer ist. Entweder haben sie einen Dealer der ihnen solche Mengen besorgt, oder sie haben es aus einem Krankenhaus geklaut" erklärt Niall und zeigt mir auch nochmal die Zahlen. Natürlich verstehe ich das Protokoll nicht, aber es zeigt mir einfach, dass ich Vertrauen in Niall haben kann.

„Dankeschön. Harry, wie sahen die Leute aus die du da gesehen hast. Fang bitte mit dem an, den du am meisten gesehen hast" macht Louis weiter und guckt vorsichtig zu mir hoch. Auch die anderen gucken mich zögernd statt auffordernd an. Sie müssen wissen, wie es mit meinem Zustand aussieht.

Kurz denke ich nach, um mich an den Mann richtig zu erinnern. Vielleicht erinnere ich mich auch an kleine Auffälligkeiten, da diese ja meistens sehr wichtig sind. Ein Muttermal zum Beispiel...

Ich sehe vor meinem inneren Auge, den braunhaarigen Mann. Er hat dunkle Augen, welche mich komisch anfunkeln. Sein breites Grinsen verschafft mir alleine bei der bloßen Erinnerung eine Gänsehaut. Eine große Narbe ziert seine rechte Wange und seine Nase sieht aus, wie die eines Boxers der Jahre lang im Ring stand. Kurz gesagt, er ist ein total ramponierter und gruseliger Mann.

Ich versuche meine Augen wieder zu öffnen um meine Erinnerungen preiszugeben, aber es funktioniert nicht. Ich bin in einem erstarrten Zustand gefangen und habe das Gefühl, das meine Augen zugeklebt sind. Der Mann erscheint wieder und hat sein Grinsen im Gesicht. Er bewegt seinen Mund und scheint irgendwas zu sagen, aber kein Ton kommt bei mir an. Eine Weile starrt er mich nur wieder an, bis er auf mich zu kommt und meine Hände nach mir ausstreckt. Auf einmal thront er über mir und hat sein Oberteil ausgezogen. Erneut öffnet sich sein Mund und ein panisches „Harry!" mit irischem Akzent kommt in meinem Kopf an. Wie, als ob ich ruckartig aus einem Schlaf geholt werde, reiße ich die Augen auf und gucke mit verschwommenem Blick in die Runde. Schnell wische ich mir über die nassen und brennenden Augen und sehe nach links, wo Niall sitzt welcher mich besorgt anguckt.

„Er... war da" hauche ich und gucke still weinend zu Niall. Meine Tränen rasen förmlich aus meinen Augen und tropfen auf meine Hände welche in meinem Schoß liegen. Ich spüre selbst beim sitzen wie meine Knie zittern und mein Bauch sich zusammenzieht, als ob ich mich erbrechen müsste.

„Er hatte... eine Narbe... unter dem Auge und..." stammle ich, und versuche die Aufforderung oder Bitte von Louis zu erfüllen. Aber meine Stimme bricht ab und erneut zieht es stark in meinem Bauch. Niall neben mir steht auf und nimmt vorsichtig meine Hand um mich ebenfalls hochzuziehen.

„Das Meeting ist für heute beendet" ruft Niall aus und bekommt von jedem ein besorgtes und verständnisvolles Nicken. Louis hat ein trauriges Schimmern in den Augen und guckt, ohne zu blinzeln, hoch zu Niall und ab und zu auch zu mir. Ich kann seinen Blick kaum erwidern, da Niall mich an der Hand schnell aus dem Raum zieht, um dann in einem angenehmen Tempo den Weg zu meinem Zimmer fortzusetzen.

„Du hast das toll gemacht Harry"

Hold On /// Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt