Manchmal wünschte ich, ich hätte den Spiegel von Harry Potter. ‚Nerhegeb' ist der Name. Wie gerne würde ich einen Blick in ihn riskieren um zu sehen, was mein innerster und sehnlichster Wunsch ist. Wahrscheinlich würde ich genau das Gegenteil von dem sehen, was ich im Moment durch den normalen Spiegel der vor mir steht erkennen kann. Ich würde sicherlich nicht mein gebrochenes und verlassenes Ich sehen. Sicherlich wären alle Narben verschwunden und ich hätte mehr als nur blasse Haut auf den Knochen. Sicherlich hätte ich mir den Wunsch, von einem Tattoo schon lange erfüllt und würde nun nicht alleine hier stehen, sondern mit meiner Familie. Meiner Mutter, meiner Schwester, meinem Vater wie er früher mal war und vielleicht auch meiner eigenen kleinen Familie. Aber im Moment ist es reines Wunschdenken und ich bin mehr als nur weit entfernt von diesem Wunsch.
Nachdenklich betrachte ich meinen leicht entblößten Oberkörper und seufze auf. Früher wollte ich immer dünner sein, als ich eigentlich bin, aber jetzt im Moment, schäme ich mich dafür. Die Rippe stechen spitz heraus und mein Bauch sieht komisch langgezogen aus. Meine Beckenknochen stechen ebenfalls gefährlich heraus und sehen aus, als ob man jemanden damit erstechen könnte. Und von meinen Wangen möchte ich gar nicht erst anfangen. Noch nie in meinem Leben haben meine Wangenknochen so herausgestochen wie sie es im Moment tun. Ich sehe furchtbar aus. Ungesund wenn man es genauer betrachtet. Die vielen roten und weiß-grauen Narben geben dem Ganzen nur noch den Rest. Wie kann man nur so zerstört aussehen wie ich es im Moment tu?
„Hey Harry. Geht's dir gut?" fragt Louis, welcher grade in der Sekunde seinen Kopf durch den Türspalt steckt. Verwirrt mustert er den Spiegel und mich genaustens von oben bis unten, bis er doch komplett in den Raum tritt und sich neben mich stellt.
„Irgendwie... ich fühle mich so hässlich. Die Haut, die Knochen und vor allem die Narben... Ich fühle mich unwohl in meinem Körper" erkläre ich leise und ziehe den Pullover drüber. Vor Louis ist es mir dann doch unangenehm so viel nackte Haut zu zeigen, zumal man ihm das kaum zumuten kann, sich sowas schreckliches anzugucken.
„Hör auf dir so einen Mist einzureden. Du bist nicht hässlich und das weißt du. Deine Narben sehen vielleicht etwas krass aus, aber sie zeigen jedem wie stark du gewesen bist und auch noch immer bist. Und früher oder später nimmt dein Körper auch wieder etwas zu, aber du musst ihm Zeit geben. Du bist noch psychisch geschwächt und da nimmt dein Körper von Grund auf nicht so viel zu wie sonst vielleicht. Aber du darfst dir sowas nicht einreden okay? Du bist schön, so wie du bist" erkläre Louis und stellt sich dabei hinter mir. Er legt seine Hände auf meine Schultern und guckt über meine Schulter hinweg in den Spiegel. Sein warmer Atem auf meiner Schulter beruhigt mich ungemein, verschafft mir dennoch aber eine Gänsehaut die ich so seit langem nicht mehr verspürt habe. Ist es... nein sicherlich ist es keine Erregung, das wäre ja komisch.
„Wenn irgendwas ist, dann kannst du immer zu mir kommen, egal wann. Das weißt du noch oder? Ich will das du dich hier wohlfühlst, auch wenn es in deiner Situation schwerfällt" erklärt er und streichelt mich leicht. Seufzend lehne ich mich nach hinten und gegen ihn. Ich genieße seine Anwesenheit und die Worte die er zu mir sagt. Und tatsächlich gibt es da etwas, was ich habe, etwas was ich will.
„I-Ich würde mal gerne wieder raus. In die Stadt oder so..." nuschle ich unsicher und gucke ihn durch den Spiegel an. Ich erwarte schon irgendeine Ansage warum das nicht ginge oder das ich mir das abschminken kann, aber nichts der Gleichen bekomme ich zu hören. Tatsächlich ist er sehr zuvorkommend, als er meinen Wunsch hört.
„Morgen habe ich keine Zeit, aber Übermorgen können wir gerne zusammen in die Stadt gehen. Wenn du das möchtest" schlägt er vor und guckt mich nun richtig an und nicht durch den Spiegel. Erstaunt weiten sich meine Augen und ein leises ‚wirklich?' kommt über meine Lippen. Louis lacht leicht und nickt.
„Klar! Du bist hier kein Gefangener. Du hast ein Recht drauf in die Stadt zu gehen. Naja nur mit Begleitung eben..." erklärt er und guckt mich lächelnd an. Sofort schlägt mein Herz etwas schneller und mit einem breiten Lächeln bringe ich meine Freude zum Ausdruck. Louis will mit mir in die Stadt gehen. Immerhin hätte er auch jeden Anderen schicken können, aber tatsächlich will er mitkommen. Und noch dazu darf ich in die Stadt!!!
„Und jetzt gehst du ins Bett und lässt diesen Spiegel in Ruhe. Du machst dich nur grundlos verrückt" bestimmt er lachend und dreht mich zum Bett und schiebt mich leicht in die Richtung, bevor er von mir ablässt und langsam zur Tür geht. Leicht kichere ich und setze mich auf Bett um ihn anzugucken.
„Danke Louis. Gute Nacht" sage ich lächelnd und krabble unter die Bettdecke. Leicht lacht Louis auf, bevor er den Gruß erwidert und aus dem Zimmer geht. Ich frage mich nach wie vor, wie er das schafft. Er bringt mich zum Lächeln, er beruhigt mich, er macht mich glücklich, wenn ich traurig bin. Und das mit seiner bloßen Anwesenheit. Er ist der Wahnsinn... Ich mag ihn!
DU LIEST GERADE
Hold On /// Larry Stylinson
Fiksi Penggemarder 17-jährige Harry Styles durchlebt definitiv die schlimmste Zeit in seinem Leben. Er ist alleine, gefangen und gebrochen. Doch dann tritt der ältere Louis Tomlinson in sein Leben und versucht ihm wieder auf die Beine zu helfen. Story enthält Mpr...