17. Kapitel

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Langsam, vorsichtig, um Riddle nicht zu wecken, stand ich auf und zog mich an. Es war noch früh am Morgen. Die ersten Sonnenstrahlen fanden ihren Weg in das Zimmer und tauchten den Raum in schummriges Licht. Mein Blick wanderte weiter und blieb an Riddle hängen, der offensichtlich noch schlief. Die goldenen Sonnenstrahlen schienen auf sein dunkles Haar. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Er war im Schlaf so frei von dieser Kälte, die er sonst kaum noch ablegte. Er war frei von diesem Monster in ihm.

Etwas wehmütig wandte ich mich von ihm ab und verließ das Zimmer. Als ich den noch verlassenen Laden von Burgin & Burkes erreicht hatte, sah ich durch die Fenster auf die düsteren Gassen.

"Amanda Black", eine klare, leicht spöttische Stimme ließ mich zusammenzucken. Ich drehte mich langsam um und mein Blick fiel auf die junge Frau, die gestern den Laden besucht hatte. Anscheinend hatte sie auch hier übernachtet.

"Ja, das ist mein Name. Und Sie sind?", wollte ich kühl wissen. Abschätzend musterte mich die Frau.

"Elena Rosier", antwortete sie selbstzufrieden. Überrascht sah ich sie genauer an. Natürlich kannte ich den Namen Rosier. Das war eine der ältesten Reinblutfamilien und sie waren angeblich Anhänger Grindelwalds gewesen.

"Du wirst aber nicht in Hogwarts unterrichtet, oder?", fragte ich weiter. Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie schon mal in der Schule gesehen zu haben.

"Nein, meine Mutter Vinda wollte, dass ich in Durmstrang unterrichtet werde", erwiderte Elena und ich konnte einen leisen französischen Akzent aus ihrer Stimme heraushören. "Dort lernt man noch richtige Magie", fügte sie überheblich hinzu. Ich konnte mir vorstellen, was sie mit richtiger Magie meinte. Durmstrang setzte schon immer auch auf die Ausbildung mit schwarzer Magie.

Elenas nächste Worte rissen mich aus meinen Gedanken.
"Und du bist also die Freundin von Tom Riddle", ich wusste nicht, ob das eine Frage oder Feststellung war, aber ich nickte zur Sicherheit.

"Oder besser gesagt du glaubst das zu sein", fuhr sie höhnisch fort. Wut überkam mich.

"Was willst du damit sagen?", fauchte ich. Elena schenkte mir ein süßliches Lächeln, zu freundlich, um echt sein zu können.

"Ich glaube, dass er dich sicher gegen einer besseren Frau eintauschen wird", antwortete sie und musterte mich erneut, als wäre ich weit unter ihrer Würde.

"Und das bist du?", fragte ich und versuchte ich mit Spott meinen Unmut zu überspielen. Elena stieß ein helles Lachen aus.

"Ja, mein Blut und meine Schönheit ist ihm würdig", stellte sie fest.

Der Zorn, der mich plötzlich erfüllte, war nichts gegen die Wut, die ich bisher verspürt hatte. Es war glühend weißer Hass, der jede Vernunft in mir ausschaltete.

"Ich bin ihm würdig", fuhr Elena fort. Ich wusste nicht, was der Auslöser für mein Handeln war. Vielleicht diese Aussage oder der mitleidige Blick mit dem mich Elena betrachtete.

Im nächsten Moment hatte ich meinen Zauberstab in der Hand.
"Crucio", zischte ich.

Die Frau ging zu Boden. Sie schrie sich die Seele aus dem Leib. Ihre Glieder verrenkten sich und zuckten, bis sie bewusstlos liegen blieb.

"Nein", hauchte ich und schien, wie aus einem Traum zu erwachen. Einem Alptraum. Was hatte ich nur getan. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich schämte mich, dass ich mich von dem Hass leiten gelassen hatte. Ich sank neben der Frau auf die Knie und nahm ihre Hand. Ich konnte ihren Puls spüren. Sie lebte noch.

"Gut gemacht, Amanda", ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Riddle war. Wer sonst würde eine solche Tat loben? Das Monster in mir brüllte triumphierend auf, als es das Kompliment vernahm, aber das Gute in mir überwiegte und ich konnte auf meine Tat nicht stolz sein. Nicht so, wie Riddle.

Er kniete sich neben mir und legte seinen Arm um meine Taille. Er lehnte seinen Kopf an meine Schulter. Ich spürte seinen Atem, der über meinen Hals strich und im nächsten Moment seine warmen Lippen auf meiner Haut.

"Ich bin stolz auf dich", sagte er leise und küsste langsam meine Tränen weg. Ich zerbrach. Was hatte Tom aus mir gemacht? Ein Monster. Aber vielleicht war es meine eigene Schuld und das Monster war schon immer in mir gewesen und hatte nur einen Weg gesucht auszubrechen. Ich löste mich aus Toms Umarmung und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Leise schluchzte ich auf. Die Reue schien mich innerlich zerstören zu wollen.

"Übrigens hattest du keinen Grund eifersüchtig zu sein. Ich brauchte den Kontakt zu ihr, um an ihre Großtante zu kommen, die etwas besitzt, das eigentlich mir gehört", erklärte Riddle. Ich sah auf.

"Was gehört dir?", fragte ich mit belegter Stimme. Die Tränen versiegten immer noch nicht.

"Das Amulett von Salazar Slytherin", erwiderte Riddle und die Gier leuchtete in seinen Augen auf. Mein Blick wanderte zu Elena, die sich langsam regte.

"Wir gehen besser", Riddle stand auf, aber ich blieb sitzen und verneinte.

"Ich will mich entschuldigen", wisperte ich. Riddle lachte verächtlich.

"Das ist nicht nötig", er griff nach meiner Hand und half mir auf. Ich befreite mich nicht aus seinem Griff, sondern ließ mich aus den Raum ziehen mit dem leisen Verdacht, dass Elena auch keine Reue empfinden würde, wenn sie mich foltern würde. Aber vielleicht redete ich mir das auch nur ein, um eine Ausrede für mein schlechtes Gewissen zu finden.

Loving you has no time (Tom Riddle FF)Where stories live. Discover now