25. Kapitel

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Sein Blick war so unglaublich kalt und gefühlslos. Ich versuchte mich aus Riddles Griff zu befreien, aber er war zu stark. Ich gab es auf mich mit Gewalt zu widersetzen.

Mein Blick schweifte über sein Gesicht, welches nur wenige Zentimeter von mir entfernt war. Prüfend erwiderte ich den berechnenden Ausdruck in seinen Augen und zwang mich ihm standzuhalten, ohne mit der Wimper zu zucken.

Ohne noch einen weiteren Gedanken zu verschwenden, beugte ich mich vor und küsste Tom. Zu meiner Überraschung erwiderte er den Kuss sogleich. Ungewöhnlich sanft verschmolzen seine Lippen mit meinen. Für wenigen Sekunden genoss ich das warme Kribbeln in mir, während sich Riddles Griff um mir etwas lockerte.

Schnell stieß ich seine Hand mit dem Zauberstab weg und hob mein Knie. Mit aller Kraft stieß ich es zwischen seine Beine und nutzte die Ablenkung aus, um aus seinem Griff endgültig zu entkommen und einige Schritte Abstand zwischen uns zu bringen.

Blitzschnell hatte ich meinen Zauberstand in der Hand und richtete ihn auf Riddle. Ich wusste nicht, warum ich ihn nicht sofort entwaffnete, aber etwas in mir hinderte mich daran. Ich wollte nicht gegen ihn kämpfen.

Erzähler:

Riddle fasste sich wieder und richtete ebenfalls seinen Zauberstab auf die junge Frau. Ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen. Amanda hatte die Situation nicht ausgenutzt, um ihn zu entwaffnen. Sie war noch immer so leicht zu durchschauen, weil sie ihren Glauben in das Gute nie aufgegeben hatte. Sie war ihm verfallen, auch wenn sie versuchte dagegen anzukämpfen.

Er beobachtete, wie Amanda langsam in Richtung Tür zurückwich, den Zauberstab drohend auf den Mann vor ihr gerichtet. Riddle stieß ein kaltes Lachen aus.
"Du bist immer noch unglaublich naiv", meinte er und genoss, wie sich Amandas feine Gesichtszüge vor Wut verzogen.

Riddle sprang zur Seite und konnte nur in letzter Sekunde dem Fluch ausweichen, den Amanda auf ihn abfeuerte. Ein kurzes Lächeln umspielte seine Lippen. Offensichtlich hatte die Frau während seiner Abwesenheit auch nichts von ihrer unkontrollierbaren Wut und Sturheit verloren. Sie reagierte immer noch auf jede kleine Provokation.

"Süße, sag mir, wo unser Sohn ist. Ich will dich nicht dazu zwingen", meinte Riddle mit eisiger Ruhe. Amanda stieß ein freudloses Lachen aus, aber kurz blitzte Verunsicherung in ihren Augen auf. Zufrieden bemerkte Riddle dies. Er würde ihren Willen brechen.

"Stupor!", mit dem Angriff hatte Riddle nicht gerechnet. Er wurde zurück gestoßen und prallte gegen die Wand. Er biss die Zähne zusammen und war schnell wieder auf den Beinen. Amanda begann erneut Flüche auf ihn abzufeuern und verfehlte ihn nur knapp. Riddle ging ebenfalls zum Angriff über. Aber er hatte Amanda gegenüber einen entscheidenden Vorteil. Er musste keine Worte aussprechen, um die Zauber zu verwenden. Während er konzentriert war und sicher war, zu gewinnen, wirkte Amanda fahrig. Trotzdem gab sie alles. Sie wich geschickt den Flüchen aus und ihre Gegenangriffe waren nicht ungefährlich. Riddle spürte, wie Ungeduld und Wut in ihm aufstieg und begannen seine Gefühle zu beherrschen. Erst hatte er darauf achtgegeben, Amanda nicht zu verletzen, aber nun schleuderte er ihr die Flüche mit immer mehr Wucht entgegen.

Der rote Lichtstrahl schoss aus seiner Zauberstabspitze und traf Amanda direkt in die Brust. Sie wurde zurückgeworfen. Ihr schmaler Körper schlug hart gegen die weiße Wand. Sie sackte zu Boden, ihr Kopf schlug hart auf und der Zauberstab fiel mit einem dumpfen Geräusch aus ihrer Hand.
Riddle starrte kurz fassungslos auf ihre Gestalt, bevor er mit schnellen Schritten bei ihr war und sich neben sie kniete. Erinnerungen an sein richtiges Leben holten ihn ein und schnürten ihm die Luft ab. Er war bereits in dieser Situation gewesen. Amanda leblos am Boden, er knieend an ihrer Seite. Aber in seinen Erinnerungen war nicht er an ihrem Tod Schuld. Er verscheuchte die Gedanken und konzentrierte sich stattdessen auf die junge Frau.

Ihre Atemstöße waren nur schwach, aber sie gaben Riddle Hoffnung. Sie war bleich. Ein dünnes Rinnsal Blut tropfte über ihren Lippen. Ihr Blick war glasig. Aber sie lebte. Sanft nahm er ihre Hand in seine. Vielleicht würde dieses Mal alles anders werden. Wenn Amanda dies überleben würde, müsste sie ihn vielleicht nie verlassen. Erneut flammte eine Welle von Hoffnung in ihm auf und kurz schloss er in einem Anflug von Glück die Augen und nahm ihre Hand in seine.

Er öffnete die Augen und drückte Amandas Hand sanft. Sie erwiderte seinen Händedruck nicht. 
"Hör zu, Süße. Ich wollte dich nicht...", begann Riddle und er musste sich zwingen die Worte auszusprechen, aber dann brach er ab. Die glühende Hoffnung in ihm erstarb, als hätte jemand die Flamme mit Wasser gelöscht.

"Amanda", wisperte er tonlos. Die junge Frau gab keine Antwort. Das Blut an ihrer Lippe war kein dünnes Rinnsal mehr, sondern strömte aus ihrem Mund. Unter ihrem langen, schwarzen Haar breitete sich langsam ebenfalls dunkelrotes Blut aus und färbte ihr Haar noch dunkler. Ihre Atemstöße wurden mit jeder Sekunde schwächer, ihre Augen schlossen sich. Jeder Atemzug schien ihr Schmerzen zu bereiten. Riddle umklammerte ihre Hand fester, als wollte er sie daran hindern, zu gehen. Aber Amanda wurde ihm bereits entrissen, ohne dass er es verhindern konnte.

"Bleib bei mir, Amanda! Ich brauch dich", die Worte kamen über seine Lippen, er konnte es nicht verhindern. Amanda schlug langsam die Augen auf. Tränen spiegelten sich in ihren blauen Augen. Sie hatte in diesen Moment die Schönheit eines Engels. Eines gefallenen Engels. Und keiner konnte sie mehr retten.

"Sag... das... nicht", hauchte sie schwach und jedes Wort schien sie ein wenig mehr von ihrer letzten Kraft zu kosten. 
"Ich... habe... den Teufel... geliebt und...", ihre Stimme brach und sie hustete. Erneut kam ein Schwall Blut über ihre Lippen. Riddle wischte es vorsichtig mit dem Finger weg, aber verschmierte es dabei nur.
"Und... jetzt... habe ich... erneut... alles... verloren", ihre letzten Worte waren kaum lauter als ein Windhauch. Die verschiedensten Gefühle überkamen Riddle. Wut darüber, dass ihm seine Amanda schon wieder entrissen wurde und dass es seine Schuld war. Und etwas, das er nicht genau benennen konnte. War es Mitleid?

"Ich kann dich nicht lieben. Könnte ich es, würde ich es tun. Aber ich kann nicht", murmelte er. Es war die Wahrheit. Er empfand für Amanda etwas, das der Liebe vielleicht am nächsten kam. Aber er konnte noch nie die Bedingungslosigkeit und Verständlichkeit verstehen, mit der die Menschen liebten. Liebe war Schwäche, sie konnte dich alles kosten. Amanda war das beste Beispiel dafür.

Er wusste nicht, ob Amanda seine Worte noch gehört hatte. Denn in diesem Moment verstummte ihr Atem und ihr Herz hörte auf zu schlagen. Er wusste nicht, was er noch fühlen sollte. Stattdessen hob er Amandas Kopf sachte an und bettete ihn in seinem Schoß. Wie schön sie war, selbst im Blut getränkt. Sie hatte Recht. Sie hatte ihn bedingungslos geliebt und das hatte sie erneut alles gekostet. Bevor den bitteren Gedanken nachgeben konnte, öffnete sich plötzlich ein dunkler Sog im Holzboden. Er umklammerte noch immer Amandas Hand, als er und ihre Leiche im Sog versanken und in die bodenlose Dunkelheit fielen.

Loving you has no time (Tom Riddle FF)Where stories live. Discover now