5. Kapitel

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Das Hochgefühl in mir verschwand so schnell, wie es gekommen war, als ich den mörderischen Ausdruck in Riddles Gesicht erkannte. Wie konnte ich nur so voreilig sein?
Mit zwei schnellen Schritten war Riddle bei mir und drängte mich gegen die kalte Steinwand. Mein Herz raste. Die Angst vermischte sich mit dem Feuer aus Sehnsucht und Leidenschaft.

Er ergriff seinen Zauberstab, während er mich mit seinem Körper gegen die Wand drückte. Es passte kein Blatt Papier mehr zwischen uns. Ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Die Spitze seines Zauberstabes drückte hart gegen meine Kehle.

"Lass mich los", zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. Ich atmete schwer und spürte, wie die Angst in mir zunahm. Ich versuchte mich zu befreien und stemmte meine Hände gegen seine Brust, aber Riddles Griff blieb eisern.

"Bitte, Tom", fügte ich beinahe flehend hinzu. Wenn er vorhatte mich zu erwürgen, war es ein kurzer Ausflug in die Vergangenheit gewesen. Seine dunklen Augen musterten mich nur kalt. Panik überkam mich und erneut versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. Jeder Atemzug wurde schwerer.

In diesem Moment, als ich das Gefühl hatte, meine Lunge müsste platzen, lies er von mir ab. Gierig sog ich die Luft ein. Ich spürte, wie meine Beine weich wurden, aber bevor sie nachgeben konnten, zog Riddle mich in seine Arme und presste aggressiv seine Lippen auf meine. Die Leidenschaft breitete sich so schnell, wie ein Lauffeuer in mir aus. Wie oft hatte ich gehofft endlich wieder seine Lippen auf meinen zu spüren. Wie sehr hatte ich unter der Sehnsucht nach ihm gelitten.
Langsam strich er mir mit seinen langen Fingern über den Rücken. Ich erschauderte, als ich seine kühle Haut durch den Stoff meines dünnen Kleides spürte. Ein leises Stöhnen konnte ich nicht unterdrücken. Sein Griff an meiner Taille verfestigte sich. Langsam löste er sich von mir. Die Kälte war nicht aus seinem Blick verschwunden, aber vielleicht würde sie das selbst in der Vergangenheit nicht mehr. Jetzt, wo er wusste zu was er fähig war und was seine Zukunft war. Trotzdem lies er mich etwas fühlen, das noch nie ein Mann in mir ausgelöst hatte.

Erneut beugte ich mich vor, um ihn zu küssen. Grob erwiderte er den Kuss. Unsanft biss er mir auf meine Unterlippe. Der stechende Schmerz durchzuckte mich, bevor ich den metallischen Geschmack meines eigenen Blutes schmeckte. Meine Augen tränten. Er lies mich los. Langsam stieg ein beklemmendes Gefühl in mir auf. War es wirklich richtig gewesen mich erneut auf ihn einzulassen?

Riddle beugte sich vor und strich mir mit der Zunge sanft über meine Lippen, um das Blut wegzuwischen.
"Vergiss nie wer ich bin", sagte er leise. Eine kalte Drohung schwang in seiner Stimme mit.

Ich musste mich bremsen, um den ironischen Verdacht, er seie ein Vampir, nicht laut auszusprechen. Damit hätte ich vermutlich erneut mein Todesurteil unterschrieben.

Irgendwann würde ich für meine Frechheit bezahlen. Riddle war es egal wie, wenn ich ihm danach gehorchen würde. Aber ich war nicht das brave Mädchen, das seine Befehle befolgen würde. Das war ich noch nie und würde ich auch nie werden. Das lies mein Stolz nicht zu.

Doch darüber musste ich mir jetzt keine Gedanken machen. Ich wollte einfach nur diese verfluchte Kammer verlassen. Und so protestierte ich auch nicht, als Riddle mich dazu aufforderte ihm zu folgen. Schweigend machten wir uns auf dem Rückweg.

Mein Herz klopfte schneller, als ich das Badezimmer, wo sich der Ausgang der Kammer des Schreckens befand, verließ. Teils aus Vorfreude und teils aus dem Grund, dass ich es immer noch nicht glauben konnte. Dank einer einfachen Erinnerung war ich tatsächlich in der Vergangenheit gelandet. Bei dem Gedanken an Abraxas und Rachel musste ich lächeln. Ich hatte oft an Riddle gedacht, das war wahr, aber meine besten Freunde hatte ich genauso vermisst und der Gedanke, dass ich sie wiedersah, zauberte mir ein Lachen ins Gesicht.

"Samantha, halt einfach deine Klappe!", in diesem Moment ertönte eine mir nur zu vertraute, helle Stimme. Rachel. Unwillkürlich blieb ich stehen. Riddle warf mir einen spöttischen Blick von der Seite zu.

"Hat es die Sprache verschlagen?", wollte er wissen. Ich drehte mich zu ihm um und hatte die Antwort schon parat, als ein genervtes Lachen ertönte und Rachel gefolgt von Samantha auftauchte.

"Amanda! Endlich!", Rachel klang erleichtert, "Dieses dumme Mädchen hat mich verfolgt!" Sie deutete auf Samatha, die ihr einen zornigen Blick zuwarf. Ich konnte nicht antworten. Kurz stand ich nur, wie erstarrt da, unfähig mich zu bewegen.

Rachels misstrauischer Blick fiel auf Riddle. Leider deutete sie mein Schweigen falsch.
"Störe ich?", fragte sie beinahe besorgt. Erleichterung überkam mich. Es sah so aus, als wären wir in der Zeit in Hogwarts, als Rachel mir schon verziehen hatte.

"Nein! Ich bin gerade nur richtig glücklich dich zu sehen!", erklärte ich und spürte, wie zu meiner Verlegenheit Tränen in meine Augen traten. Verdammt! Wieso hatte ich meine Gefühle nicht besser unter Kontrolle? Riddles spöttische Blicke auf mir machten die Situation nicht besser. Natürlich war ihm meine Schwäche aufgefallen. Er würde mich ständig daran erinnern.

"Was ist passiert?", Rachel klang nun richtig beunruhigt. Das brachte mich zum Lächeln. Wie sehr hatte ich sie vermisst! Selbst Samanthas verachtende Blicke machten mir nichts aus. Ich lebte und das war im Moment alles was zählte.

"Hübsches Kleid", Samatha schenkte mir ein falsches Lachen. Ich hob misstrauisch eine Augenbraue. Was wollte sie? Samantha wandte sich an Riddle.

"Ich wollte Sie eigentlich bitten mir mit dem neuen Zauber in Verteidigung gegen die dunklen Künste zu helfen", erklärte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag. Dieses Biest! Meine anfängliche Sympathie für Samantha verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Sie war schon seit Ewigkeiten in Riddle verliebt, aber sie sollte es nicht wagen mir meinen Freund auszuspannen.

Unwillkürlich trat ich näher an ihn heran und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust. Er quitierte das mit einem höhnischen Lächeln in meine Richtung. Ich ignorierte das und sah gespielt freundlich zu Samantha.

"Gestern hast du noch damit angegeben, wie gut du den Zauber beherrscht", behauptete ich. Zwar wusste ich nicht, ob das auch wirklich stimmte, aber die Eifersucht gewann in mir die Oberhand. Da waren mir auch Samanthas Wut und Riddles spöttische Blicke egal.

"Da hab ich mich überschätzt", säuselte Samantha zuckersüß. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Diese falsche Schlange. Riddle griff nach meiner Hand und zog mich näher zu sich. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, als er sich etwas zu mir beugte.

"Eifersüchtig?", fragte er so leise, dass Rachel und Samantha es unmöglich verstehen konnte, obwohl Samantha uns giftige Blicke zuwarf. Ich befreite mich aus Riddles Griff.

"Ich habe keinen Grund dazu", erklärte ich laut und viel überzeugter, als ich in Wirklichkeit war. Mit einem letzten verachtenden Blick auf Samantha packte ich Rachels Hand und zog sie mit mir in den nächsten Gang. Die Wut in mir war noch nicht ganz verraucht.

Loving you has no time (Tom Riddle FF)Where stories live. Discover now