Ich stand vor dem Eingang zu Borgin & Burkes. Der Laden war immer noch gleich finster, wie ich ihn zurückgelassen hatte. Totenschädel, dunkel angelaufene Amulette und sogar eine mit Haut überzogene, knochige Hand lagen im Schaufenster. Ich schlang den dunklen Umhang fester um mich, als möchte ich mich von der dunklen Magie schützen, die hier in der Luft lag.
Tief holte ich Luft und betrat das Geschäft. Alles in mir zog sich zusammen und eine dunkle Vorahnung stieg in mir auf, dunkel, wie eine Gewitterwolke. Ich versuchte das beklemmende Gefühl abzuschütteln und ging stattdessen mit festen Schritten auf den Ladeninhaber zu. Ich hielt den Kopf erhoben und bemühte mich eine kühle Miene zu behalten.
"Könnten Sie mir mitteilen, ob Mr. Tom Riddle noch hier anzutreffen ist?", meine Stimme klang entschlossen und die Augen des Mannes weiteten sich ein wenig, als er den Blick über mich schweifen ließ. Ob er sich wohl an mich erinnerte? Es lag bald ein Jahr zurück, als ich das letzte Mal den Laden betreten hatten.
"Sie haben Glück, Miss. Er hat das Jahr in Hogwarts verbracht und seinen Schulabschluss gemacht. Nun arbeitet er hier", erklärte der Mann mit krächzender Stimme. Ich versuchte mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Beinahe hatte ich vergessen, dass die Schule auch noch existiert hatte. Rachel und ich waren das ganze Jahr nicht nach Hogwarts zurückgekehrt. Aber wie konnte Riddle nach mir suchen, wenn er die Zeit in Hogwarts verbracht hatte?
"Sein Zimmer ist im zweiten Stock, am Ende des Ganges. Das gleiche, wie letztes Jahr", unterbrach der Mann meine Gedanken und musterte mich prüfend mit seinem stechenden Blick. Er erinnerte sich also wirklich an mich. Ich beschloss, dass es keine Rolle mehr spielte, wie Riddle unbemerkt Hogwarts verlassen hat und machte mich auf den Weg zum Zimmer.
Ich klopfte nicht an, sondern öffnete die Tür sogleich. Mit leisen Schritten betrat ich das Zimmer. Es war immer noch so einfach eingerichtet, wie letztes Jahr. Verlassen lag es vor mir. War Riddle nicht hier? Süße Erleichterung mischte sich mit bitterer Enttäuschung. Ich ließ mich auf das Bett sinken und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Für einen Moment überwältigten mich die verschiedensten Gefühle.
Sanft wurden meine Hände umschlossen. Ich sah auf und mir stockte der Atem. Tom Riddle kniete vor mir, hielt meine Hände sanft in den seinen. Sein dunkler Blick schweifte über mein Gesicht. Seine Augen musterten mich so intensiv, als müsste er sich jedes Detail meines Gesichts einprägen. Ich befreite meine rechte Hand sanft aus seinem Griff. Sachte strich ich ihm eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. Meine Finger strichen weiter über seine hohen Wangenknochen und dann vorsichtig über seine scharfe Kinnlinie. Noch immer ging diese berauschende Schönheit von ihm aus.
Er griff erneut nach meiner Hand und führte sie zu seinen Lippen. Sanft berührten sie meinen Handrücken. Mein Inneres verzerrte sich nach ihm und eine unglaubliche Sehnsucht überkam mich. Aber dann sprang Riddle auf und stieß mich von sich. Sein Gesichtsausdruck verschloss sich und der eben noch beinahe weiche Ausdruck in seinen Augen wurde durch die übliche Kälte ersetzt. Er wandte sich von mir ab.
"Ich, ich war es, der dir dieses Leben erneut ermöglicht hat. Ich, ich habe dich zurückgeholt, damit du an meiner Seite bist", zischte er und unkontrollierter Zorn schwang in seinen Worten mit. Ich kannte seine berechnende Kälte und seine übliche Grausamkeit, aber noch nie hatte ich ihn die Beherrschung über seine Wut verlieren sehen. Ich stand ebenfalls auf, weil ich es nicht ertrug vor ihm zu sitzen und mir so unglaublich klein vorzukommen.
"Aber was machst du? Du fliehst vor mir", Riddle drehte sich erneut zu mir um. Noch immer verschlang der Zorn ihn. Er holte aus und schon spürte ich das brennen seiner flachen Hand an meiner Wange. Vor Schmerz schossen mir die Tränen in den Augen. Ich blinzelte sie weg und versuchte das taube Gefühl, welches der Schlag hinterlassen hatte, auszublenden.
"Wundert dich das? Sieh es ein Riddle, du bist krank! Du zerstörst mich", zischte ich und schlug Riddles Hände weg, als er sie an meine Hüfte legen wollte. Das zwischen uns war krank. Wir waren besessen voneinander. Wenn er in meinem vergangenen Leben einen Funken Liebe für mich empfunden hatte, dann war dieser nun sicherlich erloschen. Denn er zeigte mir kein bisschen Zuneigung mehr, aber trotzdem verzerrte sich alles in mir nach ihm. Er flößte mir nun schon zu lange sein Gift ein. Ich war ihm hoffnungslos verfallen und ärgerte mich über mich selbst.
Sanft fuhren Riddles Finger über die Stelle, an der er mich geschlagen hatte. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und stöhnte auf vor Schmerz. Riddles Hände strichen über meinen Rücken und legten sich an meine Hüfte. Er zog mich an sich und lehnte seine Stirn an meine. Ich sah auf in seine Augen, die mich mit in die Tiefe reißen wollten.
"Aber etwas in mir braucht dich", wisperte er und mein Herz setzte einen Schlag aus. Sein Atem strich über meine Lippen, als er die Worte aussprach. Am liebsten hätte ich ihm geantwortet, dass ich ihn auch brauchte. Das etwas in mir ihn brauchte, wie die Luft zum Atmen."Aber ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich und du willst mich nur besitzen", widersprach ich und ließ meine Hände sehnsüchtig durch sein dunkles Haar wandern. Es war etwas länger geworden, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
Statt einer Antwort legte er seine Lippen auf meine. Der Kuss war von einem unauslöschlichen Hunger erfüllt, wie üblich. Aber neben der üblichen Leidenschaft steckte so viel Verzweiflung in diesem Kuss, dass mir Tränen kamen. Ich hatte in den letzten Monaten so viele Tränen wegen ihm vergossen. Da waren Nächte, wo ich für ihn gestorben war und nur noch ein Schatten von mir selbst war. Ich hatte immer versucht mit Rachel an meiner Seite stark zu sein, aber in den Nächten ließ ich mich von der Schwäche niederringen. Wie oft hatte ich mir gewünscht, dass Tom Riddle anwesend wäre. Aber nicht als Monster, sondern als ein Mann, der Liebe für mich empfand.
Sachte berührten Riddles Lippen meine Wange und er küsste meine meine Tränen weg, bevor seine Lippen wieder auf meine landeten. Zitternd gab ich dem Kuss nach, seine Zunge strich sanft über meine Lippen und ließ zu, dass er den Kuss vertiefte. Er drückte mich auf die Liegefläche des Bettes, ohne den Kuss zu unterbrechen. Ich klammerte mich an ihn, als wäre er meine letzte Rettung.
Aber als seine Hände unter meinen Umhang wanderten, löste ich mich von ihm und wich vor ihm zurück. Wir setzten uns beide etwas auf. Außer Atem erwiderte ich seinen Blick, der mir nicht verriet, was er dachte.
"Ich bin nicht bei dir geblieben, weil ich schwanger war", hauchte ich und zwang mich seinen unbewegten Blick zu erwidern. Mein Herz raste und ich musste mich zwingen die nächsten Worte auszusprechen, "Du hast einen Sohn."
Riddle sprang erneut auf. Seine kalte Maske fiel für einen Augenblick und für eine Sekunde blitzten Fassungslosigkeit und Verzweiflung in seinem Gesicht auf.
"Wo ist er?", wollte er wissen. Er hatte seine Gefühle wieder unter Kontrolle und warf mir einen auffordernden Blick zu.Ich stand auf.
"Das kann ich dir nicht sagen. Ich riskiere nicht, dass du unseren Sohn für deine dunklen Zwecke missbrauchst", meinte ich schlicht. Riddle stieß ein kaltes Lachen aus."Du wirst ihn nicht immer schützen können. Bald bist du wieder in der Zukunft und musst ihn zurücklassen. Dann ist er schutzlos und er ist mir ausgeliefert", höhnte er.
"Nein, ich habe Freunde. Die werden ihn immer schützen", erwiderte ich gelassen. Mit zwei schnellen Schritten war Riddle vor mir und presste mich gegen die kalte Steinwand. Er hatte seinen Zauberstab gezogen und dessen Spitze drückte schmerzhaft gegen meine Kehle. Ich unterdrückte ein Würgen, als er den Druck erhöhte. Aufgebracht erwiderte ich seinen Blick.
"Wo. Ist. Er?"
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Loving you has no time (Tom Riddle FF)
FanficUnsicher blickte ich auf in seine dunklen Augen, die für mich, wie schon früher, so schwer zu lesen waren. Es war ein Fehler ihm zu vertrauen, er liebte mich nicht und war gefährlich. Aber ich hatte eigentlich nichts mehr zu verlieren. "Was verlangs...