Amanda Black:
Ich beobachtete das Festmahl, das auch dieses Jahr zu Halloween stattfand. Die vielen Kinder und Jugendlichen unterhielten sich und freuten sich. Sie liebten einander und lebten in Frieden. Meistens zumindest.
Ein Anflug von Neid erfüllte mich. Sie hatten keine Sorgen. Und sie vermissten auch keine Person so sehr, wie ich es tat. Aber ich liebte ihn und konnte beim besten Willen nichts daran ändern.
Der Gedanke, was Tom Riddle angerichtet hatte, welches Leid er in diese Welt gebracht hatte, lies mich erschaudern, aber es änderte nichts an meine Gefühle. An diese Schwäche, die ich verfluchte, aber die ein Teil von mir geworden war. Denn das war ich: schwach. Ich war weniger, als ein Geist. Doch ich war an das Leben gebunden, ob ich es wollte oder nicht. Manchmal dachte ich mir, dass es besser wäre, wenn es anders gekommen wäre. Wenn ich nicht an diese Welt mehr gekettet wäre und das Leid, das ich seitdem empfand.
Ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich konnte nicht mehr das Glück in diesem Raum ertragen. Alle waren glücklich. Alle, bis auf mir.
Ich schwebte durch den Raum. Dumbledores besorgter Blick bohrte sich in meinen Rücken. Er hatte Mitleid mit mir. Das hatte er mir oft genug bewiesen. Aber ich wollte kein Mitleid. Ich musste selbst mit mir klarkommen. Und mit meinen Gefühle zu Riddle, die trotz der langen Trennung nicht abflammten. Darüber hatte ich mit Dumbledore nicht gesprochen, aber ich wusste, dass er es ahnte. Und dass er sich Sorgen darüber machte.
Wie von selbst schlug ich den Weg zum Gryffindor Turm ein und ging dann in das Schlafzimmer der Mädchen. Dort hatte ich vor ein paar Tagen eine interessante Entdeckung gemacht. Riddles Tagebuch. Zu meiner Überraschung war es leer. Aber ich wollte dem Frieden nicht ganz trauen. Deshalb schaute ich manchmal danach. Nach dem Buch und dem Mädchen.
Als ich das Zimmer betrat, saß die Tochter der Weasleys am Schreibtisch und bemerkte mich nicht. Sie war ganz versunken in ihrer Arbeit. Ich näherte mich ihr vorsichtig, um sie nicht zu stören.
Die Rothaarige hatte ein glückliches Lächeln auf den Lippen. Das erste Lächeln seit sie in Hogwarts angekommen war. Sie schien nicht ganz zufrieden mit sich und ihrer Familie zu sein. Deshalb freute es mich, dass die Kleine wieder ein bisschen Lachen konnte. Meine Mutter hatte mich früher immer dafür verspottet, dass ich ein zu weiches Herz hatte. Aber ich konnte nicht verhindern, dass ich Mitleid für Ginny Weasley empfand, die irgendwie verschlossen wirkte.
Ich riss die Augen auf, als ich bemerkte in welches Buch das Mädchen schrieb. Ich schluckte.
Riddles Tagebuch.
"Was machst du da?", die Worte kamen über meine Lippen, bevor ich mich zurückhalten konnte. Das Lächeln verschwand spurlos aus Ginnys Gesicht. Stattdessen sah sie mich erschrocken an, als hätte ich sie bei etwas Verbotenem erwischt.
"Ich... Ich schreibe", stammelte sie. Ich deutete auf das Buch.
"Das gehört nicht dir!", stellte ich fest und Ginny schien unter meinem bohrenden Blick zu schrumpfen.
"Nein, ich hab es gefunden", erwiderte sie und umschloss das lederne Buch mit beiden Händen. Sie presste es an sich, als sei es ein wertvoller Besitz, als möchte sie es nicht verlieren.
Mein Blick wurde weicher. Sie klammerte sich an das Tagebuch, als gäbe es ihr Hoffnung. Aber Riddle war nicht zu trauen. Je harmloser sein Plan aussah, desto gefährlicher war er.
"Schmeiß es weg", verlangte ich. Ginny wich etwas von mir zurück, aber hatte das Kinn trotzig nach vorne geschoben.
"Nein!", antwortete sie eisern. Ich öffnete den Mund um zu antworten, als die Tür aufgerissen wurde und ein paar Mädchen kichernd den Schlafsaal betraten. Ohne Ginny oder mich eines Blickes zu würdigen, stolzierten sie an uns vorbei zu ihren Betten.
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Loving you has no time (Tom Riddle FF)
FanfictionUnsicher blickte ich auf in seine dunklen Augen, die für mich, wie schon früher, so schwer zu lesen waren. Es war ein Fehler ihm zu vertrauen, er liebte mich nicht und war gefährlich. Aber ich hatte eigentlich nichts mehr zu verlieren. "Was verlangs...