14. Kapitel

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Die Sonne versank bereits hinter den sanften Hügeln und tauchte die Landschaft in goldenes Licht, als ich an Riddles Seite die gepflasterte Landstraße entlangging. Die Straße lag verlassen vor uns und wieß uns den Weg zu einem Dorf. Etwas abseits der Häuser ragte eine große Villa auf. Die weiße Fassade glänzte im Schein der untergehenden Sonne, wie ein Diamant. Das Gebäude war so prachtvoll, dass es das ganze Dorf in den Schatten stellte. Nur mühsam konnte ich den Blick von der Villa abwenden.

"Wohin gehen wir, Tom?", brach ich das Schweigen. Riddle, der in Gedanken versunken war, wandte sich mir zu.

"Ich möchte dir meinen Vater vorstellen", antwortete er knapp. Unwillkürlich blieb ich stehen und starrte ihn nur fassungslos an. Mir wurde bewusst, wie wenig ich eigentlich von ihm wusste. Wieso war er in einem Waisenhaus aufgewachsen, wenn sein Vater noch lebte?

"Komm, ich will nicht die ganze Nacht hier verbringen", fuhr er mich genervt an.

"Du - du hast einen Vater?", stotterte ich und sah ihn ungläubig an. Riddle verdrehte genervt die Augen.

"Was ist daran so seltsam? Du hast doch auch einen Vater", etwas in seinen spöttischen Worten sagte mir, dass ich nicht weiter nachfragen sollte. Aber die Neugier brannte in mir, so stark, wie ein Leuchtfeuer und ich konnte sie nicht mehr zügeln.

"Aber du bist in einem Waisenhaus aufgewachsen", antwortete ich vorsichtig. Riddles Augen blitzten kurz gefährlich auf, als ich seine Vergangenheit erwähnte.

"Dieser dreckige Muggel wollte nichts von Zauberei wissen. Er hat meine Mutter verlassen, als er erfuhr, dass sie eine Hexe war", mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich den Hass in Riddles Stimme hörte. Wie konnte ein Mensch so viel Kälte in sich tragen? Was war geschehen, dass er so viel Hass in sich trug? Ich wusste es nicht und meine brennende Neugier wollte mich zwingen weiter nachzufragen. Doch die rücksichtsvolle Seite sagte mir, dass das nicht der richtige Moment war.

"Und jetzt beeil dich, Amanda", Riddle griff nach meiner Hand und zog mich mit sich. Wortlos folgte ich ihm.

Wir kamen zu der Abzweigung. Statt dem Weg in Richtung Dorf zu folgen, ging Riddle zielstrebig auf die prachtvolle Villa zu. Wir erreichten ein schmiedeeisernes Tor, das ein gepflegtes Grundstück umgab. Ein Kiesweg führte zu einer alten Holztür.

Riddle blieb vor der Tür stehen. Ein unheimlicher Ausdruck war auf sein Gesicht getreten. Eine Mischung aus purer Kälte und Gier.
"Es ist an der Zeit für Rache", sagte er leise, mehr zu sich selbst, als hätte er meine Anwesenheit bereits vergessen.

Ich schluckte schwer. Eine tiefe Unruhe erfüllte mich. Ich hatte Angst, dass Riddle heute Nacht wieder zu einem Mörder werden würde. In seinen jungen Jahren hatte er damals einen Basilisken auf ein unschuldiges Mädchen gehetzt. Er schreckte nicht davor zurück seinen Vater mit eigenen Händen umzubringen.

"Nein, Tom! Bitte mach es nicht", wisperte ich. Mein Stimme klang schwächer, als beabsichtigt. Wieso sollte Tom auf mich hören? Er hatte seinen Vater schon einmal getötet. In einer anderen Vergangenheit.

"Wieso sollte ich auf dich hören?", Riddles höhnischer Tonfall schmerzte. Er nahm mich nicht ernst. Er machte sich über meine Bitte lustig.

Trotzdem wiederholte ich nur leise: "Vertrau mir! Du musst ihn nicht töten!" Ich ergriff seine Hände und zog ihn näher an mich, als könnte ich ihn so zurückhalten.

"Er ist nicht meine Familie! Dieser dreckige Muggel hat tot mehr Nutzen, als lebendig. Ich brauch ihn nicht. Er hat mir nur etwas seines unreinen Blutes vererbt", zischte Riddle und stieß mich von sich. Er zog seinen Zauberstab und öffnete damit die Tür. Mein Herz raste und ich flehte Riddles Vater möge nicht Zuhause sein, als ich hinter dem jungen Mann die Villa betrat.

Loving you has no time (Tom Riddle FF)Where stories live. Discover now