6. Kapitel

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Die nächsten Tage waren eine Mischung aus Himmel und Hölle. Es tat so unendlich gut Abraxas und Rachel wiederzusehen und endlich wieder ihre Stimmen und ihr Lachen zu hören. Aber Riddle machte mir meinen Aufenthalt gleichzeitig unerträglich. Genau, wie Samantha. Sie schien nämlich eine neue Taktik zu haben, um an Riddles Aufmerksamkeit zu gelangen und deshalb folgte sie ihm auf Schritt und Tritt.

Das machte mich wahnsinnig und ich hielt mich von den beiden fern. Stattdessen wollte ich die Zeit genießen. Zumindest versuchte ich das.

"Amanda! Beeil dich, ich hab keine Lust wegen dir keinen Platz mehr in der Bibliothek zu bekommen", Abraxas genervte Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Augenblicklich erschien ein breites Lächeln auf meinen Lippen, das sich nicht vertreiben lies. Meine Freunde erklärten mich für verrückt, dass ich so viel lachte, aber es fühlte sich einfach gut an bei ihnen zu sein.
Schnell packte ich meine Sachen in die Ledertasche und folgte Abraxas.

"Dumbledore muss uns wirklich immer massenhaft Aufgaben geben", murrte mein bester Freund, als wir den Gemeinschaftsraum verliesen und uns auf dem Weg in die Bibliothek machten. Ich lachte leise auf.

"Du wirst es überleben", spottete ich. Abraxas sah mich nur düster an und das war Antwort genug. Er fand meine gute Laune schrecklich und würde Dumbledore wegen den Aufgaben immer wieder verfluchen. Aber Hausaufgaben waren meine geringste Sorge. Von etwas sinnlosen, wie Aufgaben würde ich mir nie mein neues Leben zerstören lassen. Daran konnte schon etwas anderes Schuld sein. Besser gesagt jemand.

Seufzend lies ich mich neben Abraxas auf einen der Stühle fallen. Mit einem Blick auf den Stapel Bücher vor mir, musste ich meinem Freund insgeheim Recht geben. Dumbledores Aufgaben beanspruchten mal wieder sehr viel Zeit.

"Wir müssen beschreiben, wie die Verwandlung bei Werwölfen abläuft. Der Text sollte mindestens eine Seite lang sein", las ich den ersten Arbeitsauftrag laut vor. Dramatisch hob Abraxas die Hände und rief wütend: "Wie kann man so viel schreiben? Der wird zu einem Wolf und verliert die Kontrolle! Da gibts nicht mehr zu sagen!" Er wurde mit jedem Wort lauter.

"Sei still", zischte ich. Die Schüler hatten sich schon verwundert zu uns umgedreht, während die Bibliothekarin Abraxas strafende Blicke zuwarf. Noch ein Wort und sie würde ihn rausschmeißen, da war ich mir sicher. Widerwillig verstummte Abraxas und funkelte zornig die Bücher vor uns an, als wären die Schuld an den Hausaufgaben.

"Miss Black! Ich bin ja so glücklich Sie hier zu treffen", genervt schloss ich kurz die Augen, als eine bekannte Stimme an mein Ohr drang. Ich schätzte mein neues Leben in der Vergangenheit wirklich, aber das hieß noch lange nicht, dass ich mich freute Audley zu sehen.

Ich rang mir ein Lächeln ab.
"Ja, wie schön", antwortete ich und versuchte meine Genervtheit hinter einer höflichen Maske zu verstecken. Darin war ich einigermaßen gut. Meine Eltern hatten oft adeligen Besuch und ich musste meinen Hass gegen den oft arroganten Gästen kontrollieren.

Audleys Lächeln wurde breiter und er wandte sich Abraxas zu, der ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte.
"Über Werwölfe gibt es sehr viel mehr zu schreiben, als Sie denken, Mr. Malfoy", erklärte er selbstgefällig, "Ich selbst habe alles darüber gelesen und der Aufsatz war für mich kein Problem!" Die Wut stand Abraxas ins Gesicht geschrieben.

"Dann helfen Sie uns, Audley", fauchte er. Ich warf Abraxas einen aufgebrachten Blick zu. Ich war nicht begeistert davon den Nachmittag mit Audley zu verbringen. Aber dieser hatte sich bereits auf den Stuhl neben mich gesetzt und strahlte mich an, als hätte ich ihm verkündet, dass er den Orden des Merlins erhielte.

"Ihnen helfe ich doch immer gerne, Miss Black", das alberne Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht, als er mir die Hand auf den Arm legte und näher zu mir rückte. Das Kribbeln, das mich erfüllte, wenn Riddle mir so nahe kam, blieb aus. Ich fühlte nichts. Aber Audley war da und Riddle mit Samantha irgendwo im Schloss unterwegs. Doch da hatte ich mich gettäuscht.

"Nimm deine dreckigen Finger von ihr, Audley", eine scharfe Stimme lies Audley zusammenzucken. Etwas überrascht drehte ich mich um. Riddle achtete nicht auf mich, sondern hatte den Blick fest auf Audley gerichtet, der seine Hand langsam zurückzog und aufstand. Er war blass geworden.

"Tut mir Leid, Mr. Riddle! Ich wollte nicht...", er verstummte, senkte unterwürfig den Kopf und wagte es nicht Riddles kalten Blick zu erwidern.

"Dann geh", antwortete Riddle leise. Die Drohung schwang kaum merkbar in seinen Worten mit, aber sie war da und schien sogar Abraxas einzuschüchtern, der seltsam still war und sich tief über sein Buch beugte.

"Natürlich", schon verschwand er mit schnellen Schritten und ich wusste nicht, ob es mich ärgern sollte, dass Riddle sich in meine Angelegenheiten einmischte oder erleichtert darüber, dass Audley endlich verschwunden war. Riddle setzte sich auf den nun freien Platz und sah zu Abraxas.

"Malfoy, geh und hol eines der Bücher über Werwölfen", wage deutete er nach rechts. Es klang mehr nach einen Befehl, als nach einer Bitte. Abraxas sprang auf und schien erleichtert gehen zu können.

Wir blieben alleine zurück und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Am liebsten wäre ich die Wut in mir losgeworden und wollte ihm sagen, dass er doch zu seiner Samantha zurücksollte. Aber ich hielt mich mit meinen Anschuldigungen zurück.

Schließlich brach Riddle die Stille zwischen uns.
"Komm mit mir morgen zu Slughorns Treffen", verlangte er. Es war kein Angebot. Er duldete kein Widerwort.

"Wieso fragst du nicht Samantha? Ihr versteht euch ja so gut", die Worte kamen über meine Lippen, bevor ich mich zurückhalten konnte. Kaum hatte ich sie ausgesprochen, bereute ich sie schon. Riddle beugte sich zu mir. Er war mir so nahe, dass ich jedes Detaill seines makellosen Gesichts erkennen konnte. Sein Haare waren geordnet, nur eine Locke fiel ihm in die Stirn. Beinahe hätte ich die Hand ausgestreckt, um sie zurückzustreichen. Im letzten Moment konnte ich mich beherrschen.

"Ich wusste, dass du eifersüchtig bist", Riddle musterte mich mit einer Mischung aus Zufriedenheit und Spott.

"Hab ich einen Grund dazu?", wollte ich wissen und beugte mich ebenfalls nach vorne. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen und musste alle Willenskraft aufbringen, um nicht schwach zu werden und ihn einfach zu küssen.

"Morgen Abend um 7 vor dem Gemeinschaftsraum", antwortete Riddle knapp, ohne auf meine Frage einzugehen. Sein Blick blieb kurz an meinen Lippen hängen. Dann lehnte er sich wieder zurück, um Abstand zwischen uns zu bringen, als Abraxas mit einem Stapel Bücher zurückkam.

"Das ist alles, was ich gefunden habe", sagte er hastig und knallte die Bücher so schwungvoll auf den Tisch, dass die Bibliothekarin zornig auf uns zukam.

"Raus", keifte sie wütend und zeigte mit dem Finger auf Abraxas, "Sofort!" Mein bester Freund hob entschuldigend die Hände.

"Miss Brown, es tut mir Leid. Das war ein Versehen", versuchte er sie zu beruhigen. Sie durchbohrte ihn förmlich mit misstrauischen Blicken, als möchte sie herausfinden, ob er die Entschuldigung ernst meinte. Aber als ein Schüler nach ihr rief, wandte sie sich schnell von uns ab, um den Erstklässler zu helfen, der nicht das richtige Buch fand. Erleichtert stieß Abraxas die Luft aus. Ich wandte mich ihm zu und versuchte Riddles stechende Blicke auf mir zu ignorieren.

Loving you has no time (Tom Riddle FF)Where stories live. Discover now