Emilia
Nie hätte ich gedacht, dass ich am Abend meines zweiten Arbeitstags, mit meinem Chef in einem Restaurant landen würde.
Es sah dort wirklich schick aus, von den Decken hingen große Kronleuchter und man aß mit goldenem Besteck.
Das Mister Hernandez durch seinen Job viel Geld hatte, war mir zwar schon von Anfang an klar gewesen, doch das er einen mattschwarzen Chiron fuhr, haute mich dennoch um. Dieser einzigartige Wagen kostete immerhin über drei Millionen Dollar.
Eine nette Dame kam zu uns herüber und nahm unsere Bestellung auf. Während Mister Hernandez - meiner Meinung nach ziemlich typisch für ein Essen in einem teuren Restaurant - sich ein Steak bestellte, griff ich lieber auf eine Proseccocreme Suppe zurück.
,,Wieso machen Sie das eigentlich?", fragte ich neugierig und sah meinen Gegenüber an. ,,Du brauchst mich nicht siezen, wir befinden uns nicht mehr auf der Arbeit." Ich nagte an meiner Lippe und nickte, auch wenn mir die förmliche Art meist lieber war.
Mister Hernandez, seinen Vornamen kannte ich immer noch nicht, atmete tief ein und verschränkte seine Finger ineinander.
,,Beinahe jeden Abend sitze ich hier allein und esse. Mit Gesellschaft ist es eben angenehmer", erklärte er mir etwas leiser als davor.
Ich merkte, wie ich Mitleid für ihn empfand. Es war sicher nicht schön, so allein durchs Leben zu müssen, auch wenn bekannt war, dass er bis vor ein paar Monaten noch eine Frau an seiner Seite gehabt hatte.
Anders als er, hatte ich meinen Mitbewohner Kai und außerdem noch meine Mutter, zu der ich immer konnte, egal ob Tag oder Nacht. Sicher wäre sie auch mit mir essen gegangen, würde ich so wie Mister Hernandez leben.
,,Ich würde ja sagen, dass wir das hier gerne öfters machen können, aber leider habe ich dafür nicht genug Geld", murmelte ich. ,,Du denkst doch nicht, dass du dein Essen hier selbst bezahlen musst? Natürlich übernehme ich das." Etwas überfordert sah ich in seine grünen Augen. Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet.
,,Das kann ich nicht annehmen...Sie-du bist immer noch mein Chef und-" ,,Jetzt gerade sind wir zwei Menschen die in einem Restaurant sitzen und einfach auf ihr Abendessen warten." Ein Schmunzeln huschte mir über die Lippen.
,,Nagut", ergab ich mich, ,,Aber dann musst du mir auch deinen Vornamen verraten." ,,Ramon." Wow, das war ein schöner Name.
Ich mochte es, wie er das R rollte. Generell hatte ich schon heraushören können, dass er das die ganze Zeit tat.
Als unser Essen kam, unterbrachen wir unser Gespräch und widmeten uns einfach den Gerichten. Dazu gab es fürchterlich leckeren Wein. Im Gegensatz zu der Tankstellen Brühe, die ich mir sonst immer für wenige Dollar kaufte, war das hier ein anderes Universum.
,,Kommt es oft vor, dass Schlagzeilen über deine Ex veröffentlich werden?", fragte ich undeutlich. Ich hörte Ramon tief einatmen. Für seine Antwort brauchte er einige Sekunden.
,,Sie ist ein bekanntes Model, also ja. Selten gibt es welche, in denen wir zusammen auftauchen. Die Leute haben es nach vier Monaten sein gelassen. So wie wir mit der Beziehung abgeschlossen haben, tun es die Reporter nun auch endlich." Aufmerksam hörte ich ihm zu, wobei ich mich erwischte, gar nicht auf den Inhalt seines Gesprochenen zu achten. Viel mehr verlor ich mich in seiner sexy Stimme.
Ich räusperte mich und nahm einen Schluck von dem Wein, um wieder einen klaren Kopf zu fassen.
Obwohl ich einen einfachen Rock und ein Top trug, war mir fürchterlich heiß.
,,Alles in Ordnung?", hakte Ramon nach und musterte mich fragend. Schwer schluckend nickte ich und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Wie konnte es sein, dass er mich mit seiner Anwesenheit so verrückt machte?
Ich hatte mir vorgenommen, mich nie wieder einfach so auf jemanden einzulassen, denn mein Herz sollte nicht erneut gebrochen werden. Es hatte mich einfach zu lange gebraucht, es irgendwie wieder zusammen zu basteln. Und dennoch konnte ich diese Spannung zwischen Ramon und mir, die nicht mal länger als achtundvierzig Stunden existierte, ignorieren.
,,Ja, klar", log ich schweratmig. Ich hatte nichts getan und mir blieb dennoch der Atem weg. Es fehlte nicht mehr viel, bis ich vom Stuhl kippen würde.
,,Brauchst du etwas Wasser?", besorgt musterte mich mein Boss. Ich legte meinen Löffel in der Schüssel ab und rieb mir übers Gesicht.
,,Nein, schon gut, danke", lächelte ich sanft und lehnte mich zurück, ,,Ist dir auch so heiß?" Ich fächelte mir mit der Hand Luft zu, in der Hoffnung es würde die Hitze in mir lindern.
Ramon schüttelte mit dem Kopf. Seine Mundwinkel zuckten leicht hoch und in seinen Augen konnte ich erkennen, dass er sich ein Schmunzeln verkniff.
,,Du bist...ziemlich rot", teilte er mir mit. Ich fasste mir an die Wangen. Es fühlte sich beinahe so an, als würde ich an eine Heizung packen.
,,Vielleicht sollte ich...vielleicht sollte ich nach Hause", nuschelte ich. Auf einmal griff Ramon nach meiner Hand und sah mir tief in die Augen.
Dieser Blick brachte mich um den Verstand. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte mich gleich hier, mitten im Restaurant, vor ihm nieder gekniet und ihn angefleht, dass er mit mir macht was er möchte.
Wir unterbrachen unseren Blickkontakt nicht. Wir aßen auch nicht weiter, sprachen nicht und bewegten uns nicht.
Es würde doch sicher nicht schaden, ein einziges Mal mit ihm zu schlafen, oder? So, als wären wir uns bloß in einem Nachtclub begegnet und wären wie ein ganz normales One Night Stand im Bett gelandet. Wie zwei normale Menschen, die sich sonst gar nicht kannten.
,,Ich möchte, dass du mit zu mir nach Hause kommst", flüsterte Ramon. Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als es seine Worte hörte.
Es war nicht wirklich eine Frage, sondern mehr eine Äußerung seines Wunsches und das gefiel mir. Es gefiel mir, obwohl es das nicht sollte.
Mehr als ein schwaches Nicken brachte ich nicht zu Stande.
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Jealousy | Band 1
Romance[✓] [Band 1 von Ramon & Emilia] Ramon Hernandez ist ein erfolgreicher CEO eines milliardenschweren Unternehmens. Als er die junge und talentierte Emilia Bell einstellt, fühlt er sich sofort zu ihr hingezogen. Trotz der Risiken beginnen sie eine leid...