Emilia
Ramon hielt das Handy so fest, dass ich mir einbildete das Plastik Gehäuse knacken zu hören.
,,Und, hat es Spaß gemacht?", fragte er viel zu ruhig. Schwer schluckend schaute ich in seine grünen Augen, in denen ein gefährliches Feuer loderte.
,,Also wenn es dich beruhigt, ich habe dabei an dich gedacht", flüsterte ich bedacht. Unerwartet schlug er auf den Tisch. So fest, dass das Handy in seiner Hand zerbrach.
Panisch schnappte ich nach Luft und machte einen Schritt zurück. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so sauer sein würde.
,,Wieso machst du sowas?", fragte er. Seine Stimme war geleitet von Wut.
Normalerweise hätte ich ihm eingeschüchtert erklärt, dass das ganze Milas Idee war. Aber diesmal war es anders. Ramon hatte doch selbst nichts besseres getan.
,,Du bist sauer auf mich, obwohl du am Samstag deine Ex bei dir hattest?", zischte ich. Verblüfft sah er mich an. Vermutlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich davon wusste.
Aufgebracht strich ich mir die Haare aus dem Gesicht.
,,Du hast nicht das Recht, eifersüchtig zu sein!", stellte ich klar, ,,Ich habe diesen Kerl wenigstens nicht gevögelt!" ,,Was? Ich habe doch nicht mit Hannah geschlafen!" ,,Ach nein? Also habt ihr Kaffee getrunken und Gesellschaftsspiele gespielt oder was?" ,,Sie-" ,,Sei leise!", schrie ich. Ich hielt das nicht mehr aus.
Die ganzen Stunden, die sich nur um Hannah drehten. Entweder waren es die Schlagzeilen im Internet, die mich rasend vor Wut machten, oder der Fakt, dass Ramon sich mit ihr traf, nur wegen dieser beschissenen Anzeige.
,,Du darfst wegen diesem Video nicht eifersüchtig sein, denn du triffst dich ständig mit deiner Ex! Das ist hundert Mal schlimmer!", fauchte ich, ,,Und du hattest auch schon damals kein Recht, sauer zu sein als Noah bei mir war." Tränen stiegen mir in die Augen, weil ich nicht wusste, ob das der Tag sein würde, an dem sich unsere Wege trennen.
Mein Atem ging schwer. Ich sah Ramon einfach nur an. Er schien nicht wirklich verstehen zu können, wie erbittert ich war.
,,Das war das letzte Mal, dass sie und ich uns gesehen haben", murmelte er, ,,Sie wollte Geld haben und im Gegenzug verschwinden und sich aus meinem Leben fernhalten." Verwirrt starrte ich ihn an: ,,Was?" Er nickte bloß bedacht und setzte sich langsam.
Ich verstand nichts mehr. Alles rauschte und ich fühlte mich, als würde mir jemand mit voller Kraft auf den Brustkorb drücken.
,,Wieso hast du mir nicht einfach Bescheid gegeben?", fragte ich unsicher. ,,Weil...weil du dann wieder ausgerastet wärst." Ramon kniff sich in den Nasenrücken und seufzte.
Das war der wohl unpassendste Moment, doch ich konnte es nicht mehr zurückhalten.
,,Ich liebe dich", hauchte ich, während eine Träne meine Wange entlang rinnte. Verdutzt sah er mich an. Er blickte mir einfach nur in die Augen, da durchbrach das Klingeln meines Timers die Stille.
Schnell wischte ich mir die Träne aus dem Gesicht.
,,Du hast jetzt ein Meeting", erinnerte ich Ramon, ,,Ich mache mich kurz frisch und dann bin ich wieder da."
-
Noch nie hatte ich so ein schreckliches Gefühl empfunden. Ich fühlte mich taub, von Kopf bis Fuß.
In meiner Pause setzte ich mich in eine nahegelegene Bibliothek. Sie war schon sehr alt und war daher umso schöner.
Ich nahm mir Stolz und Vorurteil, setzte mich in den hintersten Bereich der Bücherei an einen Tisch und fing an zu lesen.
In meinem Magen herrschte eine unerträgliche Übelkeit. Ob das nun von dem Stress mit Ramon oder dem heißen Cappuccino kam, wusste ich nicht.
Ich verlor mich in dem Buch und las eine ganze Stunde lang. Als ich auf die Uhr sah, überkam mich ein Schock. Vermutlich würde Ramon mir den Kopf abreißen, da ich zu spät kam.
Schnell stellte ich das Buch zurück in das Regal und eilte nach draußen.
Wie immer war es völlig überfüllt. Ich rief mir ein Taxi herbei und sagte dem Fahrer, er würde extra viel Trinkgeld bekommen, wenn er schnell fährt.
Schlussendlich war ich ganze zwanzig Minuten zu spät.
,,Tut mir leid", murmelte ich beschämt, als ich in Ramon's Büro gestolpert kam. Ich schüttelte den Kaffee-to-Go Becher in meiner Hand und merkte, dass er noch zur Hälfte voll war.
,,Cappuccino?", fragte ich schulterzuckend.
Mit Problemen ging ich am besten so um, dass ich sie einfach ignorierte. Ich verschloss quasi die Augen direkt vor ihnen und so tat ich es auch jetzt.
Wenn ich nicht an die Situation vom Morgen dachte, würde sie auch gar nicht existieren, richtig? Und wenn ich die Probleme zwischen Ramon und mir und das er meine Liebe nicht erwiderte auch ignorierte, war alles perfekt.
,,Nein, danke", murmelte Ramon, ohne den Blick von seinem Laptop abzuwenden. Ich nickte, holte meinen Terminkalender heraus und blätterte darin herum.
,,Ich gehe kurz in die IT Abteilung und bringe Mister Black seine Beurlaubung", gab ich Bescheid und holte den Schlüssel für das richtige Fach heraus. ,,Warte. Nimm das mit und gib es Miss Brewer. Sie ist in deiner alten Abteilung." Ich hob meine Brauen und sah ihn entgeistert an, doch er erwiderte den Blick immer noch nicht.
Also nahm ich ihm das Stück Papier ab und verließ sein Büro. Zuerst holte ich aus einem Fach die Beurlaubung für Mister Black ab, bevor ich sie ihm brachte. Dann blieb ich in einem der Flure stehen und überlegte, ob ich den Brief von Ramon öffnen sollte.
Ich war echt verdammt neugierig und wollte wissen, was er Miss Brewer gab. Und so öffnete ich das Blatt und fing an, die mit Hand geschriebenen Wörter zu lesen.
Ich wusste, dass du neugierig genug sein würdest, um das hier zu öffnen.
Du kannst mich gerne Arschloch nennen und mich hassen, oder lieben, oder vielleicht auch beides.
Aber ich liebe dich.Bei dem letzten Satz fingen meine Hände an zu zittern. Ich dachte gar nicht nach, was ich tat, ließ den Zettel und meine Tasche fallen und rannte fast schon zu Ramons Büro. Als ich die Tür aufriss, lehnte er schmunzelnd und mit verschränkten Armen an seinem Schreibtisch.
Ich rannte auf ihn zu, fiel ihm in die Arme und drückte meine Lippen auf seine.
War das nicht ein schöner, klischeehafter Filmmoment?
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Jealousy | Band 1
Romans[✓] [Band 1 von Ramon & Emilia] Ramon Hernandez ist ein erfolgreicher CEO eines milliardenschweren Unternehmens. Als er die junge und talentierte Emilia Bell einstellt, fühlt er sich sofort zu ihr hingezogen. Trotz der Risiken beginnen sie eine leid...