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Zum ersten Mal seit ich lebe bin ich im Trainingsraum im West Flügel und konzentriere mich auf den Boxsack vor mir. Mit voller Wucht schlage ich auf ihn ein, immer wieder, stelle mir dabei Keaton's Gesicht vor und wie ihm allmählich nach jedem Treffer das dümmliche grinsen vergeht.

Ich habe vorige Nacht kein Auge zugetan.

~

Seine Worte, seine Arroganz, all das hing im Raum über mir wie ein Damokles Schwert. Ich bin auf ihn herein gefallen, dachte, er würde diese Anziehung und Spannung ebenso spüren wie ich,... Doch seine Worte waren deutlich. Und auch wenn ich ihn hasse und ihn am liebsten zum Teufel schicken will, bin ich nicht umhin gekommen meine Finger ruhig zu halten.

In dieser schlaflosen Nacht kam ich hart, öfter als ich zählen kann. Und jedes Mal habe ich mir vorgestellt das es er ist, der mich zum Höhepunkt bringt.

~

Ich höre ihn, bevor ich ihn sehe. Seine super teuren Schuhe gleichen schweren Stiefeln und kündigen ihn schon lange bevor er in Sichtweite gerät an... Aber ich konzentriere mich weiter auf den Sack vor mir. Ein paar Schläge landen auf derselben Stelle und gerade als ich wieder ausholen will hält mich seine Hand auf.

"Fräulein Calare, lassen sie sich helfen. Ihr stand ist nicht gefestigt und wenn dieser Boxsack nun ein Angreifer wäre, würden sie schneller auf dem Hintern landen als ihnen lieb ist.", belehrt er mich, was mich nur noch wütender werden lässt.

Ich reiße mich von ihm los, öffne wirsch die Handschuhe, ehe ich sie laut polternd zu Boden werfe und mich direkt ans Tape mache. Ich warte nicht darauf das er noch etwas sagt, sondern verlasse den Raum und begebe mich auf direktem Weg in mein Zimmer, doch diesmal schließe ich die Tür ab.

Scheiß auf dich, King!

Dieser verdammte Kerl! Bisher hat mich niemand so sauer und frustriert gemacht, wie er. Doch die Rache soll mein sein, ganz gleich was er denkt oder sagt oder ob es ihn überhaupt interessiert.
Schnell springe ich unter die Dusche, will zu meinem Vater.

Keine 10 Minuten später öffne ich die Tür meines Zimmers und finde Keaton vor. Gegen die Wand gelehnt hat er wohl die ganze Zeit dort Wache gestanden... Hätte ich das gewusst, hätte ich ihn dort länger warten lassen. Mistkerl!

Ich eile an ihm vorbei mit dem Wissen das er direkt hinter mir ist und suche meinen Vater. Ich habe Pläne und benötige ~ üblich für einen Vogel im goldenen Käfig ~ die Erlaubnis meine Pläne auch umsetzen zu können. Als ich ihn endlich finde, ahnt er schon das ich ein Anliegen habe und hebt abwehrend die Hand.

"Egal was es ist Isabella, ich habe dafür gerade wirklich keine Nerven.", versucht er mich abzuwimmeln. Doch dieses Mal nicht!

"Du musst nur Ja sagen, Dad. Ich will ausgehen. Heute Abend. Ich kann mich nicht nur hier im Haus aufhalten. Bitte erlaube mir, mich einen Abend lang so jung zu fühlen, wie ich es tatsächlich bin.", gebe ich zurück und mache dabei einen leichten Knicks.

Seine Augen ruhen auf meinem Gesicht, als schiene er wahrhaft darüber nachzudenken. Dann gleiten sie zu Keaton und plötzlich lächelt er.

"Natürlich, Kind. Es sei dir gegönnt. Aber.... Mr. King wird dich begleiten. Und wenn möglich, bist du spätestens um 2 wieder zuhause. Ich verlasse mich da vollends auf deinen Begleiter.", sagt Vater und nickt dabei in Keaton's Richtung.

Er will mich doch verarschen, oder?

Ich verdrehe die Augen, will keine Diskussion vom Zaun brechen... Stattdessen lächle ich zuckersüß, aber giftig und bedanke mich.

Er will mich wirklich nicht allein etwas unternehmen lassen? Hetzt mir ständig diesen dämlichen Babysitter auf den Hals? Na dann soll es so sein.. Aber diesmal läuft es nach meinen Regeln.

Den restlichen Tag über verbringe ich in meinem Zimmer, wissend das Keaton direkt davor steht und sich zu Tode langweilt, während ich meinen Plan in die Tat umzusetzen beginne.

Ich suche in meinem Kleiderschrank das zarte, hautfarbene Kleid heraus, das kurz unter meinem Hintern endet und alle gängigen Fantasien festigt, dazu passende Pumps und als ich feststelle das unter dem Kleid keine Unterwäsche Platz findet, entschließe ich mich kurzerhand sie einfach komplett weg zu lassen. Ich greife nach einem etwas längeren schwarzen Mantel, der mir - solange ich auf dem Anwesen meines Vaters - bin höchste Tarnung verschafft. So kann ich ungehindert aus dem Haus und an allen Wachen vorbei, ohne mich für mein Outfit rechtfertigen zu müssen.

Mein Haar lasse ich offen, es fällt in wilden Wellen über meine Schultern. Das Makeup wird nicht Vamp lastig, denn niemand soll sich auch nur eine Sekunde auf mein Gesicht konzentrieren - alles was heute Nacht zählt ist mein Outfit und mein Körper der darin steckt.

Je später es wird desto größer wird meine Vorfreude auf den Abend. Mit einem letzten Blick in den Spiegel trage ich noch etwas Lipgloss auf, streife den Mantel über und öffne die Tür. Keaton ist tatsächlich noch da.

Ich ignoriere ihn, laufe die Treppen hinunter und zielgerichtet direkt auf die Autos zu, als er sich räuspert und an seinem Wagen stehen bleibt. Er öffnet die Beifahrer Tür, bleibt jedoch genau dort stehen, sodass ich an ihm vorbei muss. Sein Geruch und seine Nähe machen mich wahnsinnig. Als ich sitze schließt er die Tür und steigt selbst erst ein, nachdem er sein Jacket ausgezogen hat. Das blütenweiße Hemd spannt sich um seinen Brustkorb. Die dunkle Hose - diesmal keine Anzughose sondern eher eine Jeans - passt perfekt zum Rest des Outfits. Sein Haar ist wild und wirr, doch sein 3 Tage Bart scheint gestutzt. All diese Infos durch einen kurzen Seitenblick auf den Fahrer dieses Wagens - es genügt um mich aufzuheizen.

"Wo solls hingehen?", fragt er und startet den Motor.

In den Club letzter Nacht kann ich schlecht gehen, nachdem was dort geschehen ist. Doch ich hab bereits eine Idee ;
Am Pier findet heute eine Sommerparty statt, mit VIP LOUNGE und exklusivem Zutritt zum Strand. Der perfekte Ort um jemanden auf zu reißen, der meinen Kopf leer fegt und Keaton daraus vertreibt.

"Zum Pier.", murmle ich, weigere mich mehr mit ihm zu reden als nötig.

Ein kurzes Lächeln spielt um seine Lippen, das ich zwar wahrnehme, aber nicht kommentiere. Er fährt los, eine Hand locker am Lenkrad, die andere in seinem Schoß.

Der Inbegriff von Kontrolle.

K I N G × Geliebter FremderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt