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Stunden vergehen seit Keaton mein Zimmer verlassen hat. Stunden, seit dem ich ihn auch nicht vor der Tür gehört habe.
Das schlechte Gewissen droht mich zu überwältigen und gleichzeitig wundere ich mich, wieso mir sein beschissenes Verhalten und nun die Entschuldigung nicht einfach egal ist.
Ich schulde ihm nichts und kann froh sein, daß alles so glimpflich ausgegangen ist, doch irgendwie stört mich das alles.

Mit einem lang gezogenen Seufzer schaue ich in den Spiegel. Die Sporthose und das passende Bustier habe ich rasch, nachdem er das Zimmer verlassen tat, über geworfen und mich seitdem kaum bewegt. Leichte, blaue Flecken erkenne ich an meinen Handgelenken und streiche gedankenverloren an der dünnen Haut entlang, versetze mich selbst noch einmal in die Situation von vor ein paar Stunden, nur um herauszufinden ob er mich schon wieder aufs Korn nehmen wollte... Doch ich finde keinen Grund.

Er hatte keinen Grund sich zu entschuldigen, wenn er es jedoch tat wegen seinem vorherigen Verhalten, dann frage ich mich... Warum?

Egal wie ich es drehe oder wende, ich bekomme keine Antworten, wenn ich nicht frage. Da ich aber nicht einfach an seine Tür klopfen möchte, überlege ich mir eine Alternative.

Eilig trete ich aus meinem Zimmer, als ich eine super Idee habe. Auf direktem Weg in die Küche achte ich darauf so leise wie möglich zu sein, um ihn nicht eventuell aufhorchen zu lassen.

In der Küche angekommen durchsuche ich Schränke und Schubladen, lade alle benötigten Utensilien auf der Arbeitsfläche ab und beginne den Teig vorzubereiten. Es ist lange her seit ich das letzte mal in dieser Küche etwas gebacken habe. Das letzte mal war ich mit Mum hier.
In Erinnerung an ihr Lieblingsdessert arbeite ich routiniert in der Küche und schiebe am Ende die kleinen Muffin Förmchen in den Ofen.

Während sie backen räume ich auf, so wie früher. Ich will nicht das die Haushälterin meinen Dreck weg machen muss... Sie hat ohnehin schon genug zutun.

Nach 15 Minuten hieve ich die kleinen Leckereien vorsichtig auf ein Tablett und gönne ihnen noch 5 Minuten zum abkühlen, ehe ich mich auf den Weg zu Keaton mache. Ich wirke nervös, was eigentlich sehr untypisch für mich ist und je näher ich der Tür komme, desto lauter höre ich Keaton.

"Nein, jetzt nicht. Das ist der falsche Zeitpunkt. Warte wie wir es besprochen haben und dann geht's los.", murmelt er, offenbar telefoniert er.

Vorsichtig klopfe ich an die Tür, unsicher ob das alles so eine gute Idee war. Sofort verstummt Keaton, doch das leise" bis bald" höre ich noch. Einen Moment später öffnet er die Tür.
Sein nackter Oberkörper springt mir sofort ins Auge, besonders das Tattoo. Je öfter ich es sehe, desto mehr habe ich das Gefühl es zu kennen.

"Was ist los?", fragt er vorsichtig. Ich habe meine Stimme verloren, stammle zusammenhangslosen Mist und hebe rettend das Tablett in die Höhe.

"Friedensangebot...?", nuschle ich. Wieso ist mir das jetzt so peinlich?

Er starrt mich an als hätte ich ihm verkündet seine Seele zu verfüttern, blickt dann auf die Muffins und schließlich bewegt er sich, öffnet die Tür weiter um mir so Eintritt zu gewähren.
Anders als erwartet sieht es hier sehr ordentlich und sauber aus und als die Tür ins Schloss fällt fühle ich mich zurück versetzt in die Nacht, in der ich meine Unschuld verlor, so nervös und ängstlich bin ich.

Keaton schnappt sich das Tablett und stellt es auf die kleine Kommode neben der Tür. Als er einen Muffin vom Papier befreit und ihn anschaut, scheint es als würde er auf einen Hinweis von Gift suchen.

"Du kannst bedenkenlos zubeißen.", murmle ich und beobachte wie er mir einen reicht. Er wartet das ich zuerst koste.

Ich ziehe vorsichtig das Papier zurück, beiße hinein und währenddessen schließe ich die Augen. Ein seufzen entwischt mir und als ich die Augen wieder öffne beobachtet mich Keaton lächelnd. Es ist nicht dieses unverschämte grinsen, das er sonst sooft zeigt, es ist ein wirkliches und dazu noch schönes Lächeln. Ich sehe es zum ersten Mal und fast verschlucke ich mich an dem Dessert.

Schweigend genießen wir die kleinen Küchlein, hin und wieder merke ich das er mich ansieht. Diese Art von Schweigen ist mir sonst immer unangenehm, doch mit Keaton ist es anders. Es ist nicht merkwürdig ~ sondern sogar angenehm, so als würden wir keine Worte benötigen um miteinander zu kommunizieren.

"Darf... Darf ich dich etwas fragen?", schießt es aus mir heraus. Keaton beäugt mich kritisch, nickt jedoch.

"Warum hast du dich entschuldigt?"

Er überlegt einen Moment lang, bevor er mir antwortet. Ich erwarte nicht wirklich eine ernste Antwort, werde dann doch überrascht.

"Ich bin manchmal ein ganz schöner Arsch. Und deine Art provoziert oft diese Seite von mir. Es war nicht richtig, was ich gesagt habe. Dafür muss ich mich entschuldigen.", sagt er und damit scheint das Thema für ihn vom Tisch.

Für mich allerdings nicht. Es wirft nur neue Fragen auf, doch ich beiße mir auf die Zunge. Früher oder später werde ich ihn dazu bringen mir alles zu beantworten, was ICH wissen möchte.

Doch jetzt genieße ich einfach die Harmonie zwischen uns.

K I N G × Geliebter FremderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt