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Ich werde überhaupt nicht gefragt, wie üblich. Mein Vater nickt kurz anerkennend in die Richtung des Fremden, sieht mich dann an und weist mir, ihm seine Unterkunft zu zeigen.

Unsere Personen Schützer haben alle ihr eigenes Zimmer auf dem Anwesen, damit sie stets greifbar sind. Im West Flügel untergebracht sind sie praktisch nur einen Steinwurf entfernt und allein diese Tatsache lässt meinen Vater ruhiger schlafen. Mich hingegen wühlt diese unkalkulierbare Nähe etwas auf.

Mit verschränkten Armen wartet der Fremde, das ich mich in Bewegung setze. Er mustert mich ernst, scheint schon komplett in seiner neuen Rolle zu sein... Und auch Vater, der angenommen hat das alles umgehend erledigt wird, sieht mich an. Sein Blick ist jedoch der eines Pumas, der seine Beute umkreist ehe er angreift.

"Isabella?", herrscht er mich an und ich verdrehe die Augen. Widerwillig lächle ich ihn zuckersüß an und laufe los, ohne jede Eile. Der Fremde hält Schritt mit mir ohne ein Wort zu sagen.

Bevor wir in den West Flügel abbiegen, hält er mich jedoch auf.

"Ihr Vater war sehr präzise in seiner Anordnung.", wirft er bloß ein und so verdrehe ich die Augen und lenke zum Ost Flügel, auf dem sich mein Zimmer befindet, ein.

Zwei Türen von meiner entfernt bleibe ich stehen. Dahinter verbirgt sich ein Gästezimmer, welches dazu gedacht war, Freunde von mir unterzubringen als ich noch zur High-school ging.
Es wurde nie genutzt.
Ich öffne die Tür, trete hinein und beäuge das weitläufige, Sonnen durchflutete Zimmer, welches sogar sein eigenes Badezimmer hat. Der große Einbauschrank zu meiner linken bietet genug Platz für allerlei Kleidung - oder Waffen.

"Hier, bitteschön.", murmle ich, "in der Küche im unteren Stock gibt es täglich 3 frische Mahlzeiten, im Trainingsraum im West Flügel können Sie sich verausgaben wenn gewünscht. Ansonsten fragen Sie einen der Angestellten wenn Sie etwas benötigen."

Ich will umkehren und gehen, ist mir das doch etwas unangenehm mit dem Fremden allein in einem Zimmer zu sein, während wir so nah in der Nähe eines Bettes stehen, doch er hat andere Pläne. Offenbar hat er plötzlich Lust zu reden.

"Mein Name ist Keaton. Oder Mr. King, wie es ihnen lieber ist, Fräulein Calare. Wenn sie einen Moment warten, folge ich ihnen."

Wieder verdrehe ich genervt die Augen. Hat der Typ einen Stock im Arsch?

"Also gut, Mr. King. Ich warte vor der Tür.", knurre ich fast und trete hinaus. Erst als die Tür geschlossen ist, atme ich wieder richtig durch.

Sein markanter, würziger Geruch droht fast mir die Sinne zu vernebeln und ich verfluche meinen Vater jetzt schon, das er mir ausgerechnet diesen Typen zur Seite gestellt hat.

' Auf mich aufpassen ' murmle ich genervt. Pah! Ich bin die Tochter von DEM Don! Auf mich muss niemand aufpassen.

Nach weniger als 5 Minuten tritt Keaton,.... Äh, ich meine Mr. King heraus. Äußerlich sieht er genauso aus wie vorhin, aber er scheint entspannter. Der Stock in seinem Hintern scheint etwas gelöst.

"Möchten Sie heute irgendwo hin, Miss?", fragt er freundlich und lächelt sogar etwas. Damit habe ich nicht gerechnet, vermute ich doch das er von seiner Aufgabe genauso genervt ist wie ich. Etwas entwaffnet überlege ich.

"Ne Tour durch meine liebsten Boutiquen. Das würde mich defintiv aufheitern. Vorausgesetzt Vater findet keinen Strick an dem er mich hier fest binden kann.", gebe ich zurück und bereue prompt das mit dem Strick laut gesagt zu haben.

Ich will darüber weder mit einem Fremden reden, noch den Eindruck erwecken ein Vogel im goldenen Käfig zu sein.

"Ich werde ihren Vater darüber unterrichten, dann können wir los.", antwortet King und setzt sich in Bewegung.

Er ist weitaus kultivierter als die anderen Männer hier, was man unschwer an seiner Art wie er sich ausdrückt feststellen kann.
Ich schaue ihm hinterher und verbotene Gedanken bahnen sich ihren Weg : ich wette er sieht ohne Kleidung sogar noch besser aus!

Schnell schlage ich es mir aus dem Kopf, höre Vater wie er einst vor einigen Jahren sagte...

"Jeder von euch ist ein guter Soldat. Ein loyaler Kämpfer. Doch die Loyalität endet dort wo die Affäre mit meiner Tochter beginnt. Jeder, der sie nur als Objekt betrachtet und nicht als vollwertiges Mitglied dieser Mafia, jeder der seine Hände nicht bei sich lassen kann, wird bestraft.", knurrt Vater und sieht in die Runde. Alle stehen stramm, doch einer beginnt zu zittern... Paolo.

Was dann passiert ist, habe ich erst gut ein halbes Jahr später verarbeitet. Noch heute mache ich einen Bogen um den Platz an dem Paolo sein Leben lassen musste, weil er auf meine Avancen eingegangen ist.

Das darf auf keinen Fall wieder geschehen!

Tief in Gedanken versunken nehme ich King gar nicht wahr, der wieder neben mir steht und auf einen Befehl von mir wartet.

"Fräulein Calare?", murmelt er schließlich und schenkt mir ein mitleidiges lächeln als könnte er Gedanken lesen. Eilig beschließe ich die Maske, die ich mir über Jahre antrainiert und die zu meinem besten Freund geworden ist, wieder aufzusetzen.

"Los geht's!", knurre ich. Hauen wir Vaters Geld auf den Kopf.

K I N G × Geliebter FremderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt