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Einen Tag nach dem Unfall am Strand dauert es ewig bis ich aus dem Bett krieche. Wieder eine schlaflose Nacht, diesmal aber mit Zweifeln gespickt...

Keaton's Worte schwirren in meinem Kopf herum und ich messe ihnen womöglich zu viel Bedeutung zu, aber ich kann nicht leugnen das sie mich verletzt haben und so denke ich wieder und wieder darüber nach, Wort für Wort und auch sein dämliches grinsen, das sich wie eine teuflische Fratze in mein innerstes gebrannt hat...

"Isabella!", ruft mein Vater und reißt mich aus meiner Starre. "Ich erwarte Dich unten in 5 Minuten!"

Angestrengt denke ich darüber nach seinem Befehl nicht zu folgen und stattdessen den ganzen Tag im Bett zu bleiben, mich zu verkriechen und wenigstens für heute diesem Leben zu entfliehen oder eben so lange wie es dauert das ganze zu verdauen.

Plötzlich schrecke ich hoch und Wut packt mich. Nein, Keaton hat nicht gewonnen. Er hat mich vielleicht in einem Moment erwischt in dem ich schwach war und der fiebrigen Lust nachgegeben habe, aber ich bin immer noch ich und das bedeutet das ich nie kampflos aufgebe.
Ich kenne jetzt seine wahre Gestalt, sein wahres Wesen und das genügt um ihn für all die Dinge die er mir fälschlicherweise an den Kopf geworfen hat bluten zu lassen.

Ich springe aus dem Bett, streife einen Morgenmantel über, eile ins Bad und wasche mir das Gesicht, ehe ich die Tür aufreiße und.... Nichts. Keaton ist nicht da. Wo...?

Ich sprinte die Treppen hinunter und horche um Vater zu lokalisieren, laufe schnell durchs Haus und höre ihn schließlich in seinem Büro. Keaton sitzt lässig mit einem Bein über dem andern geschlagen vor dem Schreibtisch.

"Du bist zu spät.", tadelt mich Vater, sieht aber nicht zu mir auf. Auch Keaton würdigt mich keines Blickes und so gleite ich schweigend auf den freien Stuhl neben Keaton, achte aber darauf genügend Abstand zu halten.

"Ich werde für eine Woche verreisen. Mit dem Don der Westküste konnte ich eine Einigung erzielen und das muss vertraglich festgehalten werden. Somit haben wir ein Problem gelöst.", erklärt Vater und sieht weiterhin nicht zu mir auf, sondern konzentriert sich auf die Papiere die vor ihm liegen.
"Der Don der Ostküste jedoch.... Ist nicht an einem Deal interessiert. Er hält daran fest mich zu stürzen. Aus diesem Grund ist es wichtig, daß du genau tust was ich sage, hörst du?"

Jetzt sieht er mich direkt an. Die Lage scheint ernst, denn weder er noch Keaton scheinen zu Scherzen aufgelegt.

"Ja Dad. Natürlich.", bestätige ich und nicke. Wenn die Lage so ernst ist, bin ich die letzte die sich quer stellt... Schließlich geht es hier auch um mein Leben.

"Keine Parties. Kein Shopping. Du bleibst im Haus und wenn du wirklich an die Luft musst, reicht der Garten. Keine Extra Touren.", befiehlt er und sieht dabei auch Keaton an. "Mr. King wird rund um die Uhr ein Auge auf dich haben, darauf verlasse ich mich. Wenn es dennoch zu Problemen kommt, bin ich nur einen Anruf entfernt."

Ich will ihm nicht widersprechen, selbst wenn es mir wie ein Alptraum vorkommt, was er fordert. Mit einem Mistkerl wie Keaton den ganzen Tag eingesperrt zu sein ist defintiv nicht meine Vorstellung vom Paradies, aber ich werde das schon irgendwie meistern...
Wenn nötig, bleibe ich den ganzen Tag in meinem Zimmer und komme nur zum Essen raus.

"Die Sache ist heikel, Isabella. Ich muss sicher sein, daß du das verstehst.", fordert Vater erneut ein, als würde ihm meine vorangegangene Bestätigung nicht ausreichen. "Wenn sie dich finden würden, wäre der Tod nicht das Ende für dich. Aber du würdest dir bald wünschen tot zu sein. Hör auf mich und Mr. King, dann wird alles gut."

Ich öffne leicht den Mund, zügele mich jedoch und schlucke meine Worte herunter. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus.

Man erzählt sich viele Geschichten über den Don der Ostküste. Ein schöner Mann, doch gnadenlos wie ein Henker. All die ihm unterstellten Capo's und anderen Handlanger bestehen aus Killern und Vergewaltigern, die ihre Opfer erst tagelang quälen bevor sie sie töten. Allein bei der Vorstellung wird mir ganz schlecht und genau deshalb tue ich was nötig ist.

"Ich hab den Ernst der Lage verstanden, Dad. Ich bleibe im Haus und wenn nötig bis zu deiner Rückkehr auch die ganze Zeit auf meinem Zimmer.", antworte ich und stehe auf. "Tu mir aber einen Gefallen... Pass bitte auf dich auf."

Sichtlich irritiert über meine Sorge bleibt mein Vater sprachlos, findet aber offenbar, sobald ich das Büro verlasse, seine Stimme wieder.

"Es ist wichtig das sie sie im Auge behalten, besonders nach dem Brief. Sie darf ihn nicht finden, lassen sie ihn also verschwinden. An einem sicheren Ort, versteht sich. Womöglich brauchen wir ihn noch.", befiehlt er Keaton und dieser antwortet ihm so beruhigend, daß mein Vater wohl zufrieden mit der Antwort ist und laut seufzt.

Brief? Welcher Brief?

In meinem Zimmer angekommen schließe ich leise die Tür und rutsche an ihr herab. Horror Szenarien über mögliche Überfälle hier auf dem Anwesen und meiner Entführung schießen durch meinen Kopf und ich zittere...

Ich kann nur hoffen das dies niemals geschieht, oder das zumindest Keaton ein guter Bodyguard ist... Andernfalls verteidige ich mich selbst und wehre mich, bis zu meinem Tod.

Ich bin eine Calare. Kampflos gebe ich mich nicht geschlagen.

K I N G × Geliebter FremderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt