"Dad, wir müssen reden. Jetzt.", fordere ich als ich ihm folge.
Er ignoriert mich.Statt mir zu antworten oder sich überhaupt daran zu erinnern das ich auch noch da bin, ein lebendes Wesen das Anspruch auf Leben hat, begrüßt er überschwänglich einen Mann der gegen die Mauer gelehnt direkt neben der Haustür wartet.
"Calden, es ist mir eine Freude dich zu sehen!", sagt er und ergreift die Hand des jungen Mannes. "Isabella, sag hallo."
Ich habe keine Lust auf dieses Theater, grüße den fremden dennoch. Nachdenklich stehe ich neben meinem Vater der sich mit dem jungen Mann unterhält, höre gar nicht hin worum es geht, sondern beschäftige mich lieber mit der Wahrscheinlichkeit das ich hier nie wieder weg komme.
"Isabella!", ertönt das dumpfe dröhnen von Vaters Stimme. "Calden möchte dich zu deinem Zimmer geleiten."
Ich habe aufgegeben. Mein freches Mundwerk schüttelt theatralisch den Kopf, als wolle und könne es nichts passendes vom Stapel lassen und so laufe ich dem Idioten vor mir hinterher, immer tiefer in das Gefängnis.
Mein "Zimmer" liegt im zweiten Stock, direkt die erste Tür, wenn man die Treppe hinauf kommt. Ich beobachte Calden ein wenig und etwas an seiner Gangart lässt mich innehalten.
"Ihr Job... Was machen Sie, wenn Sie nicht grad den Babysitter spielen?", frage ich harsch, was Calden herum fahren lässt.
Seine grauen Augen heben sich ganz klar von allem ab, das schwarze Haar ist geordnet und modisch geschnitten. Eine typisch, langweilige, aalglatte Kurzhaar Frisur. Die eines Typen, der Ordnung liebt und nichts dem Zufall überlässt. Anders als das wirre Chaos, welches Keaton erst so charmant wirken lässt."Ich bin Polizist, Miss. Nebenbei arbeite ich im Personenschutz.", antwortet er und schenkt mir ein kleines Lächeln. Seine Grübchen springen mir direkt ins Auge. Der fein säuberlich gepflegte Bart rundet das hübsche, aber sonst langweilige Gesicht ab.
"Wird der Mist hier wenigstens gut bezahlt?", murmle ich und schaue mich um. Alles wirkt alt, fast als wäre ich in einem anderen Jahrhundert angekommen. Möbel, Gemälde, selbst die Tapete, versprühen einen antiken Flair. Ich hasse es hier.
"Mir geht es in erster Linie darum, die Zufriedenheit meiner Kunden zu gewährleisten.", weicht er mir aus und ich schnaube. Natürlich. Was auch sonst.
Typisch für einen Polizisten bewegt er sich vorsichtig und leise, fast als wäre er auf einer verdeckten Mission. Seine breiten Schultern zeugen von zuviel Freizeit.
Er öffnet die Tür vor uns und ich schaue hinein. Anders als im Rest des Hauses wirkt dieses Zimmer modern. Alles wird beherrscht von dem Bett, das genau in der Mitte steht. Das leicht abgerundete Zimmer weist kahle, weiße Wände auf. Kein einziges Gemälde. Ich trete ein und seufze, was für Calden wohl das Stichwort ist, mich allein zu lassen.
Eine weitere Tür erregt meine Aufmerksamkeit. Dahinter verbirgt sich ein Badezimmer, das mir fast den Atem raubt. Vor einer Panorama Glasfront steht eine Zinn-Badewanne völlig frei, so groß, daß mindestens 3 Personen locker darin Platz finden. In einer kleinen Nische etwas abseits befindet sich die Toilette und das Waschbecken und auf der gegenüber liegenden Seite eine Dusche, die keinen Vorhang hat. Alles wirkt offen und neu, als wären die sanitären Anlagen erst kürzlich installiert worden.
Ich gehe zur Glasfront und schaue hinaus. Weit und breit ist kein Haus zu erkennen doch was ich ganz klar erkenne sind die Zäune die alles abgrenzen. Unter mir liegt eine kleine Garten Anlage. Ich sehe Dad der angespannt telefoniert und schließlich tritt Calden in mein Sichtfeld. Allein seine Haltung kotzt mich an. Geduldig wartet er bis Vater das Telefonat beendet, bevor er mit ihm redet.
Ich will hier nicht bleiben. Es ist furchtbar. Ich beschließe, alles zu erkunden um mir gegebenenfalls einen Fluchtweg zu machen, doch als ich zur Tür komme, stelle ich fest das sie verschlossen ist. Calden hat mich eingeschlossen. Die Tür hat kein Schlüsselloch, wie kann das sein?
Wütend schlage ich gegen die Tür, schreie und wüte, doch es scheint niemanden zu interessieren. Niemand kommt um nach mir zu sehen. Ich bin verloren.
Langsam resigniere ich. Nun bin ich wirklich der Vogel im Käfig.
Ich rutsche an der Tür hinab, bleibe sitzen und gebe mich langsam mit meinem Schicksal ab. Ich komme hier nicht raus und über die Fenster zu entkommen fällt aufgrund der Höhe sowieso ins Wasser. Aber selbst wenn... Wo würde ich denn hin wollen? Wie sollte ich von hier entkommen, wenn ich nicht einmal genau weiß wo ich überhaupt bin?
Nicht zum ersten Mal denke ich an Keaton und irgendwie vermisse ich dieses verräterische Arschloch.
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K I N G × Geliebter Fremder
Mystery / ThrillerIzzy Calare ist eine Mafiaprinzessin deren Vater viele Feinde hat... Als sie zur Zielscheibe wird, wird sie gerettet... Doch zu welchem Preis?