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Ich bitte Calden, eine Weile bei mir zu bleiben, höre mir seine Geschichten über seine berufliche Laufbahn an und verstecke den Fakt das ich zu Tode gelangweilt bin.
Die Story über seine Pflegefamilie die ihn dazu getrimmt hat zur Polizei zu gehen ist nun wirklich irgendwie klischeehaft.

"Langweile ich sie, Miss?", fragt er und schon könnte ich mir eine rein hauen das ich mein gähnen nicht unterdrückt habe.

"Nein, nein... Ich hatte nur keine besonders erholsame Nacht.... Tut mir leid.", murmle ich.

Calden steht auf und macht sich bereit das Zimmer zu verlassen. An der Tür bleibt er stehen.

"Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Miss. Ich werde meinen Rundgang machen und komme später noch mal vorbei."

Verdammt. Jetzt oder nie.

"Calden... Ich weiß sie haben Anweisungen, aber... Kann ich nicht wenigstens ein wenig raus... Nicht aus dem Haus aber vielleicht wenigstens ins Wohnzimmer? Bitte. Hier eingesperrt zu sein deprimiert mich und es ist sicher hier, oder nicht?", strenge ich mich an und klimpere sogar mit den Wimpern.

Tatsächlich überlegt er, hadert regelrecht mit sich selbst. Das sieht man. Er tritt wortlos hinaus und schon sinkt meine Hoffnung, doch dann räuspert er sich.

"Sofern ihr Vater das nicht erfährt.", fordert er als einzige Bedingung.

Oh Gott sei Dank!

Lächelnd stehe ich auf und folge ihm, sogar als er mich fragt ob ich den Rundgang mit ihm machen möchte, sage ich ja. Ich kann mir auf diese Weise einen Überblick verschaffen und ihm wenigstens etwas das Gefühl geben, das ich dankbar bin. Denn das bin ich wirklich.

Alles ist genauso wie ich es mir gedacht habe. Das gesamte Anwesen ist eingezäunt und es gibt nur einen Ein - bzw Ausgang. Die Tour endet rasch, was mich bei der Größe des Areals doch überrascht aber vorerst muss ich mich damit zufrieden geben. Ich bedanke mich nochmals bei Calden.

"Würden Sie mit mir essen? Damit könnten Sie sich revanchieren."

Vollkommen überrumpelt schaue ich ihn an und überlege nein zu sagen, doch stattdessen willige ich ein. Ein Essen kann nicht schaden und mit etwas Glück kann ich ein Fundament errichten das mir womöglich uneingeschränkten Zugriff auf alles gewährt, ohne das ich in meinem Käfig vor mich hin schimmele.

"Super... Äh.. Dann würde ich sagen,... Sie gehen sich frisch machen und ich bereite das Abendessen zu.", flötet er und beeindruckt mich ein wenig. Ich nicke und verabschiede mich ins innere des Hauses um zu duschen und mir was hübsches fürs Abendessen heraus zu suchen das ich tragen kann.

Gut eine Stunde später komme ich in die Küche, hebe vorsichtig mein schwarzes bodenlanges Bandeu - Kleid an, doch Calden ist nicht in Sichtweite. Etwas scheint vor dem Pool zu flackern und lockt mich nach draußen, da entdecke ich ihn. Schwach beleuchtet erinnert er mich in seinem weißen Hemd und der dunklen Hose an Keaton.

Ich muss schlucken, bin ich doch wirklich fasziniert von dem Anblick.

"Hi.", flüstert er als er mich entdeckt und kommt langsam auf mich zu. Er mustert mich und lächelt dann, ohne etwas zu sagen. Dennoch glaube ich, habe ich das richtige Outfit gewählt.

Überall um den Pool herum stehen Kerzen, die dafür sorgen das alles in ein angenehm traumhaftes Ambiente getaucht wird.

Das Essen ist absoluter Wahnsinn. Putenbrust gebettet auf frischem Spinat mit einer Senf - Soße und Nüssen als Topping ~ Calden kann wirklich kochen.

Wir reden nicht viel, weil vielleicht niemand so recht weiß was er sagen soll. Aber das ist ok. Ich genieße die abendliche leichte Brise auf meiner Haut, genauso wie das plätschern des Brunnens am Teich. In Momenten wie diesen fühlt sich dieser Ort nicht wie ein Gefängnis an, aber dennoch will ich nicht hier bleiben.

Ich habe keine Angst vor Verento oder einem seiner Lakaien. Ganz im Gegenteil. Eilig schiebe ich diese Gedanken fort, will jetzt nicht meine Zeit mit grübeln verschwenden.

"Wir sollten für heute Schluss machen.", spricht Calden schließlich. "Ich bringe sie hoch."

Er steht auf und reicht mir die Hand, obwohl ich sicherlich selbst aufstehen kann. Aber diese nette Geste, gepaart mit dem angenehmen Abend lässt es zu, daß ich sie ergreife.
Wir laufen nebeneinander ins Haus, die Treppen hinauf und Calden tippt den Code ein.   »8«

"Nochmals danke für alles. Für das Essen und das sie mich nicht eingesperrt haben.", sage ich und meine es auch so. Es ist schwer zu jemandem der so nett ist böse zu sein.

"Gern geschehen.", flüstert er und unsere Blicke kreuzen sich. Ein Schauder läuft mir über den Rücken als sich seine Augen in meine bohren und für einen Moment vergesse ich zu atmen.

Einen Schritt macht er noch auf mich zu und dann noch einen, schließt so die Lücke zwischen uns. Er neigt sich zu mir, will mich küssen...

"Warte, Calden. Nicht.", murmle ich. "Das ist nicht richtig. Das wäre nicht richtig. Tut mir leid."

Ich flüchte schnell in mein Zimmer und schließe die Tür. Ich habe ihm keine Chance gegeben sich zu erklären oder überhaupt etwas zu der Sache eben zu sagen und kann nur hoffen, daß er es morgen nicht anspricht.

Die Tür verriegelt sich und auch wenn ich eingesperrt bin ~ gerade jetzt beruhigt es Mich.

Zumindest etwas.

K I N G × Geliebter FremderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt