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"Fräulein Calare,...", murmelt der Mann, schnappt sich einen Stuhl und setzt sich ungebeten zu uns an den Tisch.

Ich schaue Keaton an, aber der hat den Blick gesenkt.

"Es ist mir eine Ehre sie kennenzulernen. Ich bin Mason. Mason Verento. Don der Ostküste.", grinst er mich an.

Meine Optionen sind denkbar schlecht als ich den Blick umher gleiten lasse. Der einzige Ausgang wird bewacht, von der Bedienung oder irgendwem sonst vom Restaurant Personal ist weit und breit nichts zu sehen...

Ich zittere, bin alleine... Alleine mit Feinden an einem Tisch, von dem der größte wohl Keaton ist. Er hat mich
reingelegt.

Das Tattoo welches mir bei Keaton schon so bekannt vor gekommen ist, weckt Erinnerungen an eine Zeit in der ich noch klein war und mein Vater mir viele Dinge über die Familien erzählt hat. Jede Familie, egal an welcher Küste, hat ihr eigenes Symbol oder Wappen. Viele von ihnen lassen sich nach Eintritt in eine solche Familie tätowieren, andere werden gezwungen sobald sie mindestens 25 sind.

"Schweigsam, die Kleine. Lass uns alleine Keaton.", murmelt Mason.

Ohne ein Wort zu sagen steht Keaton auf. Sein Gesicht ist nach wie vor blass, seine Haltung wirkt demütig. Mit eingezogenem Kopf zieht er sich einige Meter zurück, legt die Hände über Kreuz vor seinen Oberkörper und wartet.

Mistkerl.

"Was wollen Sie!?", frage ich lauter als beabsichtigt und versprühe Gift mit meinem Blick. Er soll wissen das ich weder betteln werde, noch kampflos aufgebe.

"Vor 20 Jahren trat ich in die Fußstapfen meines Vater, Alexander Verento. Er war ein Anführer, ein Realist. Er wusste, daß Edward Calare den Platz an der Spitze nicht verdient hatte, doch er war zu alt daran etwas zu ändern. Somit kam ich an die Macht, ein junger aufstrebender Mafia Boss, mit der Vision die Geschäfte aller Familien voranzutreiben und zu vereinfachen.
Ich kümmerte mich um die Familie, führte sie in eine Zeitenwende, einer neuen Ära.

Doch das Leben war nicht immer einfach. Meine Frau starb als mein erstgeborener 8 war und mein jüngster gerade einmal 3.
So legte ich den Fokus auf die beiden, ich wollte das sie alles lernten was sie wissen mussten, ehe sie erwachsen waren.
Mein jüngster Sohn starb vor 4 Jahren. Zum Teil bin ich schuld, daß weiß ich, aber zum anderen Teil hin ist noch jemand schuldig.
Er war zu jung, zu unerfahren für die Aufgabe die ich ihm gab und musste dafür sein Leben lassen."

Sein Blick verdunkelt sich und einen Hauch von Tränen erkenne ich, die aber sehr schnell wieder verschwinden, als hätte er einen Schalter umgelegt.

"Das ist ja wirklich rührend, Mr. Verento, aber was hab ich damit zutun?", spritze ich ihm entgegen. Ich bin ungehalten und alles andere als respektvoll aber das ist mir egal. Jede Familie muss mit Verlust rechnen und leben, das ist normal.

"Mein Sohn hieß Paolo V. King.", knurrt er mich an und auf einmal fällt mein provozierendes Lächeln zu Boden.

Paolo? Mein Paolo?

"Ich habe ihn in die Calare Familie einschleusen lassen um mehr über das Vorhaben des Don herauszufinden. Seine Capo's die wir bis dahin gefangen genommen und getötet hatten, waren zu loyal. Also schickte ich Paolo.
In einer solche gefährlichen Welt, wie der unseren, dachte ich nicht daran das ihm ausgerechnet ein junges Mädchen zum Verhängnis werden kann."

Es ist als spüre ich den Boden unter den Füßen nicht mehr. Ich bekomme keine Luft.
Ich erinnere mich an all die Worte von Paolo, an seine Berührungen, an unsere heimlichen Treffen... Aber die wohl schlimmste Erinnerung ist seine Hinrichtung. Wie das Blut sich über dem Boden verteilt hat. Wie man mich fort gebracht hat damit ich es nicht mit ansehen muss. Und wie ich ihn immer noch da liegen sehe, wenn ich an diesem Platz vorbei komme...

"Mein Ältester ist erfolgreicher. Kundiger. Und wegen ihm bist du heute hier.", frohlockt Verento und schaut sich nach Keaton um.

Das ist ein Scherz, oder!? Paolo und Keaton sind Geschwister? Keaton gehört der Familie des Feindes an? Wie kann das sein...

Meine Augen sind gefüllt mit Tränen die ich nicht mehr aufhalten kann aber in mir brodelt etwas anderes. Es ist Wut. Es ist Hass. Ich will um mich schlagen, will sie alle töten, bis auf Keaton. Ihn will ich quälen, genauso wie er mich gequält hat.

Er hat mich verraten. Er hat mich einfach verraten...

"Nun gut, packt sie ein.", ruft Verento und macht eine auffordernde Handbewegung.

Sie wollen mich mitnehmen... Und Gott weiß was dann mit mir geschieht... Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen!

Die Wache kommt auf mich zu, doch ehe sie mich erreicht landet eine meiner Kugeln direkt in ihrem Kopf. Wie ein Fleischsack fällt die Wache zu Boden. Ich hebe meine Waffe wieder hoch, ziele und versuche meine zitternden Hände unter Kontrolle zu bekommen.

Selbst wenn ich heute hier sterbe,....
Ich werde so viele von euch mitnehmen wie möglich.

K I N G × Geliebter FremderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt