Ich verabrede mich mit Nate für das kommende Wochenende. Ich bin ein wenig nervös, aber nicht so schlimm, dass ich wieder Panik bekommen würde. Glaube ich zumindest.
Am Tag selber ärgere ich mich über mich selbst, als ich vor meinem Kleiderschrank stehe und überlege was ich anziehen soll. Vielleicht wäre es besser gewesen wenn Kia mir ein Outfit rausgesucht hätte. Wobei. Nein. Ich würde sonst jetzt aussehen als würde ich höchstpersönlich zur Met-Gala eingeladen worden sein, jede Sekunde den Red Carpet betreten und den Walk meines Lebens hinlegen. Also ist es wahrscheinlich doch die beste Entscheidung gewesen mir selber ein Outfit zu erstellen.
Und so stehe ich vor meinem Kleiderschrank und probiere ein Kleidungsstück nach dem anderen an. Ich rekombiniere ein Unterteil mit einem anderen Oberteil. Ziehe das Shirt wieder aus, werfe es auf mein sowieso schon überladenes Bett und probiere das nächste an. Ich stöhne frustriert auf, als ich merke, dass das auch nicht passt. Ich atme ein paar Mal durch um mich zu beruhigen. Bringt nichts. Nach einer gefühlten Ewigkeit entscheide ich mich für eine braune Cordhose und ein weißes oversized Shirt mit Aufdruck.
Unzufrieden betrachte ich mich im Spiegel. Ich drehe mich einmal um mich selbst, um das Outfit aus jeder Perspektive gesehen zu haben bis mir auffällt, dass meine Haare durch das ganze an- und ausziehen eine einzige Katastrophe sind. Genervt schließe ich meine Augen.
Hätte Kia nicht gesagt, dass es ein Date sein könnte, was es sowieso nicht sein wird, hätte ich mir keinen einzigen Gedanken gemacht. Ich hätte mich heute Morgen wahrscheinlich nicht einmal geduscht. Okey, ich sollte es auch nicht übertreiben. Aber jetzt mache ich mir mal wieder zu viele Gedanken über alles.
Ich gehe ins Badezimmer und befeuchte meine Haare, damit die sturen Locken beweglich sind. Irgendwie schaffe ich es sie, nach einer gefühlten Ewigkeit, so zu drapieren, dass ich nicht mehr so aussehe als hätte ich die wildeste Nacht meines Lebens durchgemacht. Ich atme erschöpft aus.
Ich schaue auf mein Handy. Es ist 13:24 Uhr, was bedeutet, dass ich in einer guten halben Stunde los muss um pünktlich zu sein. Wir treffen uns am Rande der Stadt in einem Park. Nate meinte, dort ist meistens wenig los und man könne dort ungestört reden, was sich eigentlich ganz gut anhört, wäre da nicht die Tatsache, dass ich mit Nate wahrscheinlich vollkommen allein bin.
Über diese Vorteile lässt sich noch diskutieren.
Ich seufze, bevor ich die Wohnung verlasse um mein Rad aus dem Schuppen zu holen und losfahre. Eigentlich soll ich nicht mit dem Fahrrad fahren, hat der Arzt gesagt, aber ich hasse Busse und Bahnen. Und außerdem bekomme ich beim Radfahren meinen Kopf immer ein wenig frei. Und dass ich das gerade definitiv brauche, ist keine Frage. Ich setze meine Kopfhörer auf und schalte ruhige, aber fröhliche Musik ein.
Die Fahrt an sich wäre entspannt gewesen, wenn ich nicht die ganze Zeit über Nate nachdenken würde und sich in meinem Kopf sehr unwahrscheinliche Szenarien abspielen würde. Die Strecke ist schön. Sie verläuft durch eher kleinere Straßen, durch einen kurzen Waldabschnitt und einen kleinen Park. Das Wetter ist angenehm warm und die Luft riecht noch nach Regen von letzter Nacht.
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Diese verregneten Tage
RomanceMika ist 17 Jahre alt und erwartet von seinem Leben nicht besonders viel. Aufgrund von Geld- und anderen zahlreichen Problemen wechselt er erneut die Schule, doch Hoffnung auf Besserung hat er nicht. Wieso auch? Entgegen seiner Erwartung ändert sich...