Am nächsten Morgen reißt mich, wie fast jeden Tag, mein Wecker aus dem Schlaf. Heute ist Freitag. Der letzte Tag dieser mehr oder weniger erfolgreichen Schulwoche. Wie man es halt sieht.
Zählen wir doch die Pros und Contras auf:
Zu Pro zählt Kia. Ich mag sie echt gerne. Zwar kenne ich sie noch nicht besonders gut und ich bin nicht naiv genug zu glaube, dass wir wirklich Freunde werden aber es ist ein gutes Gefühl mit ihr zusammen zu malen oder im Klavierzimmer zu sitzen. Ein weiters Pro ist der Kunstunterricht. Und Nate. Nate ist auch ein Pro. Glaube ich zumindest. Vielleicht ist er auch Contra. Ich weiß es nicht.
Zu Contra gehört der restliche Unterricht. Vor allem Englisch Literatur und Miss Milson. Meine Panikattacke oder was auch immer das war. Und Nate. Nate ist auch ein Contra. Vielleicht ist er auch Pro. Ich weiß es nicht. Und ich habe nicht die Energie mir um sieben Uhr morgens darüber Gedanken zu machen. Deshalb lasse ich es.
Stattdessen rapple ich mich aus meinem Bett auf und mache mich fertig. Es ist kalt heute. Meine Winterjacke ist schon einige Jahre alt und es ist mir irgendwie unangenehm mit ihr zur Schule zu gehen. Schließlich ist sie nicht nur ein wenig zu klein, sondern auch relativ abgenutzt. Und Geld um mir eine neue zu kaufen habe ich momentan auch nicht. Ich meine spätestens Morgen muss ich die Miete nachzahlen. Und das kann ich auch nur, wenn mein Gehalt rechtzeitig überwiesen wird. Oder ich das Geld bekomme, dass mir meine Eltern monatlich überweisen. Naja monatlich außer letzten.
Wie dem auch sei. Ich muss zur Schule und ich brauche warme Sachen. Ich krame in meinem Schrank und finde einen dicken Wollpulli. Nicht besonders stylisch, aber besser als meine alte, mit gelösten Nähten übersäte, Winterjacke.
Ich beschließe heute zu Fuß zu gehen. Es stellt sich als nicht besonders gute Idee heraus. Es ist arschkalt und ich friere beim Laufen. Ich überlege zu rennen, lasse es aber. Die Menschen, an denen ich vorbeirennen würde, würden annehmen ich wäre verrückt.
Womit sie ganz vielleicht bei dir auch nicht falsch liegen würden.
Heute habe ich wieder Kunst. Ich freue mich schon darauf mit Kia das Portrait weiterzumachen. Als es zum Stundenbeginn klingelt ist aber keine Kia da. Auch nicht fünf Minuten später.
So stehe ich alleine vor dem großen Bild an der Staffelei und versuche mir ihre genauen Gesichtszüge ins Gedächtnis zu rufen. Ich male ein wenig daran herum, übermale es wieder mit weiß. Probiere ob ich mit Bleistift besser hinbekomme. Ich radiere es wieder weg. Ich versuche es erneut mit Farbe. Es wird nur schlimmer. Das Bild, das ich in den letzten Kunststunden so sehr mochte verwandelt sich vor meinen Augen in ein Misere. Ich mische die Farben neu. versuche es erneut.
Ein dicker Farbklecks landet auf meinem Wollpulli.
Ich gehe zur Toilette und versuche das Acryl irgendwie rauszubekommen. Mache den Fleck damit aber nur größer. Ich werde sauer. Rubble aggressiver auf dem Stoff des Pullovers rum. Ziehe ihn aus, damit ich besser an die Stelle rankomme.
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Diese verregneten Tage
RomansaMika ist 17 Jahre alt und erwartet von seinem Leben nicht besonders viel. Aufgrund von Geld- und anderen zahlreichen Problemen wechselt er erneut die Schule, doch Hoffnung auf Besserung hat er nicht. Wieso auch? Entgegen seiner Erwartung ändert sich...