Kapitel 12

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,,Was, du bist müde?'' kam es von Nick, als wir vor dem Gebäude des Saals standen und darauf warteten, dass unser Dozent Herr Ludwigs kommen würde.
Dieser schien heute etwas spät dran zu sein, weshalb der Saal noch verschlossen war.

Ich lehnte meinen Kopf an die Mauer.
,,Sieht so aus'' gähnte ich erneut.
,,Entweder hat dich etwas vorm Schlafen abgehalten oder du hast zum ersten Mal in deinem Leben die Nacht durchgemacht'' scherzte er.

,,Nicht etwas, sondern jemand'' murmelte ich, was er wohl falsch verstanden hatte und mich mit einem neugierigen Blick anstarrte.
,,Ich spreche von meinem so tollen leisen Nachbar, du Idiot'' entgegnete ich ihm augenverdrehend.

,,Er hat bis...ich glaube 4 Uhr Morgens mit anderen in seiner Wohnung gefeiert...'' erzählte ich ihm und schloss meine Augen, da meine Augenlider sich immer schwerer anfühlten.
Verständlich, ich hatte so gut wie nur drei Stunden insgesamt durchgeschlafen.

Als ich meine Augen öffnete und meinen Kopf zur Seite neigte, sah ich Clay dort mit dem dunkelhaarigen und die mit den pinken Strähnchen stehen.
Nick verfolgte meinen Blick.

,,Mit den beiden?'' fragte er.
,,Ja, aber da war auch noch ein anderes Mädchen. Ich glaube, sie studiert nicht mit uns'' antwortete ich ihm.
,,Der schwarzhaarige ist Corpse und die daneben ist Mina. Habe ich jedenfalls so mitbekommen'' erzählte er.

,,Mit wem arbeitest du im praktischen Teil eigentlich zusammen?'' wechselte er nun das Thema.
,,Karl'' antwortete ich ihm.
,,Karl?'' sprach er den Namen etwas irritiert aus.
,,Ja, warum?'' fragte ich.
,,Bisher kenne ich noch hier niemanden namens Karl'' entgegnete er.
,,Aber freut mich, dass du einen neuen Freund kennengelernt hast'' zwinkerte er mir zu.
,,Wir sind keine Freunde, nur Partner'' machte ich ihm klar.

,,Du solltest dich von Karl fernhalten.''
,,Er ist kein guter Umgang für jemanden wie dich.''
Ertönte Clays Stimme in meinem Kopf, während ich ihn unbewusst anstarrte.
Karl schien mir zwar genauso merkwürdig, wie Clay es tat, doch wiederum schien er mir ein Stückchen normaler als er.

Ich verfiel in Gedanken als ich realisierte, dass Clay mich ebenfalls anstarrte. Ich kam zu mir und neigte meinen Kopf sofort wieder in die andere Richtung.
Aus dem Augenwinkel konnte ich sein Grinsen jedoch noch erkennen.
Herr Ludwigs kam und schloss die Eingangstüre auf.
Nach und nach begaben sich alle auf ihre Plätze.

Während Herr Ludwigs seinen Job da vorne tat und meiner es im Augenblick eigentlich nur war zuzuhören, fiel mir dieses jedoch ziemlich schwer.
Ich konnte meine Augen noch immer kaum offen halten.

Es dauerte nicht lange, da schlief ich leise ein.
Was ich nicht wusste? Dass mir eine Demütigung bevorstand.
Nick wollte mich nämlich wecken, als das Seminar zu Ende war, doch Herr Ludwigs hielt ihn davon ab, um mich dort sitzen zu lassen.

So saß ich dort als einziger noch auf meinem Platz und schlief.
Aus Sekunden wurden Minuten und aus Minuten wurden Stunden.
Als ich langsam zu mir kam, realisierte ich, dass ich eingeschlafen war.
Ich richtete mich auf und schaute auf mein Handy, das Seminar war seit bereits etwas knapp über zwei Stunden zu Ende.

,,Auch schon wach, Herr Graham?'' ertönte plötzlich die Stimme von Herrn Ludwigs.
Ich schaute nach vorne zu seinem Schreibtisch.
Er saß dort und schien seiner Arbeit noch immer nachzugehen.

Ich spürte, wie mir die Röte mal wieder ins Gesicht stieg, während ich meinen Platz räumte und mich langsam nach vorne begab, da der Ausgang vorne, an seinem Schreibtisch vorbei war.

,,Tut mir aufrichtig leid'' entschuldigte ich mich bei ihm, als ich an seinem Schreibtisch ankam.
Er nahm seine Lesebrille ab und setzte sie sich auf auf den Kopf.
,,Ich habe Ihre Akte gelesen, Herr Graham'' fing er an.
,,Sie sind ein besonders schlauer und talentierter junger Mann, lassen Sie sich das nicht durch nächtliche Partys oder sonst etwas Derartiges ruinieren'' fuhr er fort.

Partys? Ich hatte keine Party veranstaltet, das war Clay!
Nur seinetwegen konnte ich nicht schlafen!
Ich konnte nicht glauben, dass ich einen so schlechten Eindruck bei meinem Dozenten hinterlassen hatte und das nur seine Schuld war!

,,Werde ich nicht, tut mir leid!'' entschuldigte ich mich ein weiteres Mal.
,,In Ordnung. Sehen Sie zu, dass Sie nach Hause kommen und schlafen Sie sich aus'' entgegnete er mir mit einem kleinen Lächeln.

Oh und wie ich nach Hause gehen würde, doch nicht um zu schlafen!
Ich hatte die Nase endgültig voll, Clay konnte sich auf was gefasst machen!
Ich hatte lange genug meine Klappe gehalten, doch jetzt war Schluss damit!


We love dramaaaa <3

(Ich erwähne das mal nur kurz, falls das zur Verwirrung führt: Die mit den pinken Strähnchen ist Mina. Sally hat rote Haare und ist die, die nicht mit denen zusammen studiert, sondern in der Werkstatt ihres Vaters arbeitet)

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