Kapitel 23

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George's PoV

Nick und ich liefen auf dem Campus entlang, als ich etwas weiter weg von uns Clay und Karl stehen sah. Sie schienen sich zu unterhalten, doch anhand Clays Gesichtsausdruck nicht mehr lange, er schien wütend.

Wie ich es vermuten konnte, fingen sie plötzlich an, aufeinander einzuprügeln.
,,Nick!'' rief ich, woraufhin er in dieselbe Richtung wie ich schaute.
,,Komm'' sagte er und lief als erster zu ihnen los.

Nick zog Karl von Clay weg, während ich mich vor ihn stellte und gerade etwas sagen wollte, als Clay mir plötzlich eine verpasste. Als er das bemerkt hatte, starrte er mich wie versteinert an.

Ich tastete meine Nase ab, sofort wurde sie dick und fing an zu bluten, während meine Wange pochte. Schockiert schaute ich Clay an.

,,George...ich...ich wollte nicht - '' fing er an.
,,Lass es einfach gut sein'' unterbrach ich ihn.
,,Sieh, was du angerichtet hast'' hörte man Karl rufen, der anschließend auf den Boden spuckte.

,,Ich dachte du willst verhindern, dass er verletzt wird? Hast du ja toll hinbekommen'' fügte er mit einem leichten Grinsen im Gesicht hinzu.
Was meinte er damit?

Ich begab mich zu Nick und Karl und wandte Clay somit meinen Rücken zu, der noch immer dort stand und keinen Mucks von sich gab.
,,Hier'' sagte Karl und reichte mir ein Taschentuch, welches er aus seiner Hosentasche herausgeholt hatte.

Als ich mich umdrehte, war Clay weg.
Er musste gegangen sein, was vermutlich das Beste für alle hier war.
Natürlich wusste ich, dass er es nicht mit Absicht getan hatte, aber es war nun einmal passiert.

Wir, beziehungsweise Nick, fuhr erst Karl und anschließend mich nach Hause.
,,Sicher, dass ich nicht mit hochkommen soll?'' fragte er mich.
,,Ja'' antwortete ich ihm zuversichtlich.

Es war ja nicht so, als würde Clay mir noch einmal eine verpassen.
,,Ruf an, wenn was ist oder er Stress machen sollte'' rief er mir noch hinterher, als ich ausstieg.

Als ich die Haustüre aufschloss und das Treppenhaus hinauflief, überkam mich ein unsicheres Gefühl. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich erst von Clay bedrängt und anschließend geschlagen wurde.

Ich verstand es einfach nicht.
Vor allem nicht, was Karl meinte, als er sagte, dass Clay versuchte zu verhindern, dass ich verletzt werden würde?
Er war schließlich der einzige, der mich zurzeit sozusagen verletzte.

Als ich an seiner Wohnungstüre vorbeilief, blieb ich stehen und starrte sie an.
Ein Teil von mir wollte anklopfen und Antworten.
Der andere, dass er sich von mir fernhielt, da er nur Unheil zu bringen schien.

Ich stand in meinem Badezimmer und betrachtete meine Nase.
Ich hatte sie mit Eis gekühlt, wodurch die Schwellung schon so gut wie verschwunden war.

Gott sei Dank war sie nicht schwer verletzt worden.
Eine verstauchte oder gebrochene Nase wäre echt das letzte gewesen, was ich jetzt gebrauchen hätte können.

Meine Nase sah im Gegensatz zu meiner Wange eigentlich schon fast so wieder aus, als wäre nie etwas passiert gewesen. Meine Wange war zwar ebenfalls nicht mehr ganz angeschwollen, jedoch noch total rot.

Ich konnte nur hoffen, dass es sich bis morgen legen würde.
Ich wollte nicht, dass Herr Ludwigs von mir dachte, dass ich ein Schläger sein würde, denn so war ich ganz und gar nicht.

Ich hörte ein Klopfen an meiner Wohnungstüre.
Als ich dorthin lief und durch den Türspion schaute, sah ich Clay dort stehen.
Sofort verkrampfte sich meine Hand, die auf der Türklinke verweilte.

Erneut klopfte er.
Mein Herz fing an zu rasen.
Ich wusste nicht, ob ich ihm die Türe hätte öffnen sollen.

Als ich ihn schließlich umdrehen und gerade wieder weggehen sehen sah, drückte ich die Türklinke hinunter und öffnete die Türe.
Erneut drehte er sich um und schaute mich an.

,,George'' sprach er in einem sanften, überraschten, erleichterten und schon beinah besorgten Ton aus, während er die paar Schritte zu mir zurücklief.
Ich schluckte.
,,Was willst du?'' fragte ich ihn.

,,Ich wollte sehen, ob es dir gut geht'' sagte er.
Als er das sagte, fühlte es sich irgendwie gut an.
Es verschaffte mir irgendein Gefühl, welches ich nicht beschreiben konnte.
,,Hast du ja jetzt'' entgegnete ich ihm und war gerade dabei, die Türe wieder zu schließen, als er weiter sprach.

,,Hör zu...'' fing er an.
,,Es tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht verletzen...'' fuhr er fort und schien es wirklich ernst zu meinen. Die Reue in seinem Gesichtsausdruck war schließlich kaum zu übersehen.

,,Schon okay'' Ich widmete ihm ein leichtes aufgezwungenes Lächeln und wollte die Türe nun endlich schließen, als er auf mich zukam und mein Handgelenk mit seiner Hand umschloss, woraufhin ich zurückzuckte und er wieder losließ.

Als er mich am Handgelenk berührt hatte, hatte ich die Bilder von letztes Mal wieder im Kopf.
Erneut fing mein Herz an zu rasen.

,,Tut mir leid'' entschuldigte er sich erneut.
,,Ich wollte dich nicht verschrecken'' sagte er und schien wohl das von letztem Mal anzusprechen.
,,Was wolltest du dann?'' entfuhr es mir versehentlich.
,,Dich'' sagte er.
,,Ich will dich, George'' wiederholte er sich.


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