Kapitel 22

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Während dem Seminar fielen meine Augen des Öfteren zu George, jedoch auch auf Karl.
Natürlich war ich deshalb auch stark abgelenkt und verpasste über die Hälfte des Seminars durch meine Gedanken, doch ändern konnte ich es in dem Moment nicht.

Während ich Karl anstarrte, verspürte ich puren Hass und innerlich pure Enttäuschung.
Karl gehörte einmal zu meinen engsten Freunden und hatte mich hintergangen, wie es nicht einmal mein schlimmster Feind getan hätte.

Zugegeben hatte ich zu der Zeit nicht einmal wirklich Feinde.
Das änderte sich jedoch, als Karl zu meinem wurde.
Ich hasste ihn mehr als alles andere, doch tief im Inneren tat es mir noch immer weh.

Corpse war der einzige Typ, der noch zu meinen engsten Freunden gehörte, da ich mich damals von allen anderen entfernt hatte, da diese auch mit Karl befreundet waren und seine Tat auch noch versuchten gut zu reden.

Corpse hatte ich kennengelernt, als ich wegen einer Schlägerei verhaftet wurde.
Wie ich ihn dadurch jetzt kennengelernt hatte?

Während ich in Handschellen auf der Wache im Flur saß, saß er nur zwei Stühle neben mir, ebenfalls in Handschellen. Ich erinnerte mich noch zu gut daran.

,,Du bleibst hier sitzen, bis ich wieder komme!'' Der Cop drückte mich an meiner Schulter auf den Stuhl hinunter und das nicht gerade sanft. Wenn ich schon eine Weile hier sitzen bleiben musste, machte ich es mir bequem auf dem Stuhl.

Als ich meinen Kopf zur Seite neigte, sah ich dort einen anderen Typen sitzen.
Er sah so aus, als wäre er in meinem Alter.
Auch er trug Handschellen um sein Handgelenk und schien warten zu müssen.

Er bemerkte meinen Blick und schaute mich ebenfalls an.
,,Was gibts so zu glotzen?'' kam es von ihm.
,,Hm, vielleicht deine schöne demolierte Nase?'' entgegnete ich ihm grinsend, woraufhin er sein Gesicht verzog und irgendetwas vor sich hin murmelten.

,,Ich nehme mal an, du sitzt auch wegen einer Schlägerei hier?'' fing ich an und erlangte erneut seine Aufmerksamkeit. Er nickte nur stumpf.
,,Haste wenigstens den anderen auch demoliert?'' fragte ich ihn.
,,Was glaubst du denn?'' kam es lachend von ihm.

Das war der Moment, in dem ich auf Corpse das allererste Mal traf und schon wusste, dass wir gute Freunde werden würden.

Mein Gefühl hatte mich auch nicht betrogen, denn bis heute war er ein treuer und loyaler Freund, eigentlich mein bester Freund - etwas, was ich nicht über Karl sagen konnte.

Auch wenn Corpse mein bester Freund war, wusste er zwei Sachen nicht über mich.
1. Dass ich bisexuell war.
2. Dass Karl und ich mal enge Freunde waren.

Corpse nahm nur an, dass ich Karl von Anfang an schon nicht leiden konnte.
Es hatte nichts damit zu tun, dass ich ihm nicht vertraute.
Es waren einfach nur die zwei Sachen, über die ich nicht gerne sprach.

Nach dem Seminar blieb ich auf dem Campus stehen, während ich Corpse und Mina wegschickte. Ich sagte ihnen, dass ich mit Herrn Ludwigs dringend sprechen und sie nicht auf mich warten müssten.

Natürlich war das gelogen, denn ich wartete auf Karl, den ich auch schon kommen sah.
Glücklicherweise kam er sogar von selbst schon auf mich zu.
Seine Hände hatte er in seinen Hosentaschen, während er mit einem provokantem Grinsen nun vor mir stand.

,,Wen haben wir denn hier - willst du mir wieder drohen?'' kam es von ihm.
Meine Hände ballten sich bereits zu Fäusten.
,,Die Drohung hast du schon bekommen'' entgegnete ich ihm.
,,Ohhh, lass mich raten - jetzt folgen die bitteren Taten?'' machte er sich darüber lustig.

,,Wir wissen doch beide, dass es hier nicht wirklich um George geht'' fing er an.
,,Sondern um Violett'' fuhr er noch immer mit einem Grinsen im Gesicht fort.
Violett war das Mädchen, für das ich mal Gefühle und er mit geschlafen hatte.
Ihren Namen wollte ich nie wieder aussprechen, nicht einmal in meinen Gedanken.

,,Du solltest darüber echt mal langsam hinwegkommen'' Er lief an mir vorbei, drehte sich jedoch noch einmal zu mir um.

,,Und was George betrifft'' fing er erneut an.
,,Er wird sich nie für dich entscheiden, das tun sie nie'' zwinkerte er mir zu und spielte darauf auch gleichzeitig erneut auf Violett an.

Wieso er nun zu wissen schien, dass ich etwas von George wollte?
Karl war der einzige, der wusste, dass ich bisexuell war.
Es war eigentlich ein Wunder, dass dieses Arschloch es noch nicht herumerzählt hatte.
Vermutlich, damit er etwas gegen mich in der Hand hatte.

Ich konnte nicht anders, als auszuholen und ihm eine zu verpassen.
,,Mieser Bastard!'' schrie ich währenddessen.
Der Schlag löste eine Schlägerei zwischen uns aus, doch dafür war ich dankbar.
Endlich konnte ich diesem Mistkerl die Fresse wieder polieren.

Leider artete das Ganze mehr aus, als es sollte.
Denn plötzlich hatte ich Nick und George im Blickfeld.

Nick zog Karl von mir weg, während George sich vor ihn stellte und den Schlag abbekam, den ich Karl verpassen wollte. Ruckartig fing seine Nase an zu bluten, während sich seine Wange bereits rot färbte.

Mit seinen Fingern tastete er seine Nase ab und hatte das Blut, welches hinunterlief, nun auch an seinen Händen kleben. Mit einem schockierten Blick starrte er mich an.


Wuups...👀














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