Kapitel 21

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Clay's PoV

,,Gott sei Dank wurde das Seminar heute vorgeschoben, da muss man wenigstens außer zuhören nichts tun'' kam es von Corpse, während wir auf dem Campus gerade angekommen waren und uns in die Richtung des Gebäudes begaben.

,,Bei einem so anstrengendem Wochenende, verständlich'' wandte Mina ein, während sie sich über die Schulter von Corpse lehnte.

Die zwei hatten sich am Wochenende wohl prächtig miteinander amüsiert, während ich zum allerersten Mal tatsächlich an einem Wochenende nicht wirklich etwas getan hatte.

Ich neigte meinen Kopf zur Seite und sah George dort stehen - jedoch nicht alleine.
Vor ihm stand Karl und neben Karl stand Nick.
Mein Unterkiefer spannte sich sofort an.
Karl ging mir mächtig auf die Nerven.

Ihm schien meine Warnung wohl vollkommen egal gewesen zu sein und dass ich ihm diese Warnung gegeben hatte, konnte George auch nur von ihm wissen.
Er versuchte, mich schlecht dastehen zu lassen.

George.
Als ich ihm aus der Ferne direkt in die Augen starrte sah ich, wie nervös er sofort wurde.
Er schaute weg, doch die Röte in seinem Gesicht war nicht zu übersehen.
Ein kleines Grinsen bildete sich auf meinen Lippen.

,,Was gibts denn so schönes zu grinsen?'' hörte ich Mina sagen, die noch immer über der Schulter von Corpse hing.
,,Ach, ich hab nur gerade über etwas nachgedacht'' antwortete ich ihr, während ich mir durch die Haare fuhr.

Zugegeben fiel es mir echt schwer, nicht noch einmal zu George herüberzuschauen.
Ich hatte ihn seit drei Tagen nicht ein einziges Mal gesehen, wodurch meine letzte Erinnerung diese ganz besondere an ihm war. Und diese Erinnerung gab mir jedes Mal das Verlangen nach mehr.

Ich hatte einmal versucht, mit ihm zu sprechen, mir dabei aber nichts erhofft.
Ich wusste bereits, dass er mir versuchte aus dem Weg zu gehen.
Auch wusste ich, dass er Zeit brauchte, um das verarbeiten und verstehen zu können.
Da ich ein Gentleman war, gab ich ihm diese Zeit, doch diese war nun vorüber.

Ich hatte schon mit mehr Menschen in meinem Leben etwas, dass ich mich an die Hälfte nicht einmal mehr erinnern konnte. George war auch nicht der erste Nachbar, von dem ich etwas wollte. In den letzten zwei Jahren hatte bereits viele und die unterschiedlichsten Personen in seiner Wohnung gelebt.

Ich erinnerte mich noch gut an Klarissa.
Sie war drei Jahre älter als ich und besessen von mir - ganz im Gegenteil von George.
George war anders als all diese Leute vor ihm.

Er war der einzige, der nichts von mir zu wollen schien.
Vielleicht war das zurzeit noch seine Meinung, doch ich war mir sicher, dass sie sich noch ändern würde. Ich hatte ihm angesehen, dass er es genossen hatte.

Was Karl anging, war ich noch lange nicht fertig mit.
Er hielt mich für eine Lachnummer?
Mal schauen, ob er nach dem Seminar noch immer lachen würde.
Wie sehr ich diesen Typen hasste, konnte man sich gar nicht vorstellen.

Es war nicht so, als würde ich Karl erst seit kurz vor Beginn des Semesters kennen.
Ich kannte ihn schon seit etwas über zwei Jahren jetzt.
Woher? Er war vor zwei Jahren die allererste Person, die in die Wohnung neben mir gezogen war.

Es war mir noch immer ein Rätsel, dass er niemanden gegenüber erwähnt hatte, woher und wie lange wir uns schon kannten.
Karl war ein verlogenes hinterhältiges Arschloch, dem ich zu gerne die Fresse noch einmal polieren würde.

Zwischen Karl und mir war in der Vergangenheit mehr vorgefallen, als man sich hätte vorstellen können, doch kurz und knapp: Wir waren mal eng miteinander befreundet und er hatte das Mädchen gevögelt, auf die ich stand.

Ja - ich, Clay Carter hatte tatsächlich mal für jemanden wahre Gefühle.
Diese hatten sich jedoch wieder ziemlich schnell aufgelöst, als ich erfahren hatte, dass sie mit Karl, einen Tag später, als ich ihr von meinen Gefühlen erzählt hatte, geschlafen hatte.

Karl war für mich ab diesem Zeitpunkt gestorben, denn auch er wusste, dass ich Gefühle für sie hatte. Er wusste, wie wichtig sie mir war und er hatte darauf geschissen.

Es war jedoch nicht nur diese Sache, die einen Keil zwischen uns trieb.
Nachdem Karl ausgezogen war und sich meine Nachbarn, wie meine Socken durch mein Verhalten gewechselt hatten, machte Karl sich bei jedem über mich lustig.

Dieses Arschloch, was ich heute war, war ich nicht immer.
Es waren die Gefühle und Menschen um mich herum, die mich zu dem gemacht hatten, der ich heute war.

Natürlich gab es auch andere Aspekte, die ihren Scheiß dazu beigetragen hatten, doch Karl und sie waren größtenteils der Auslöser.

Ich versuchte George nur vor demselben Mist zu bewahren, den ich mit Karl schon durchgespielt hatte, denn auch wenn ich ihm an die Wäsche wollte, war er mir wichtig.


Hättet ihr das mit Karl und Clay gedacht?
Dass es einen richtigen Zusammenhang zwischen den beiden gibt und vor allem so einer? 👀

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