Kapitel 19

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Das eiskalte Wasser traf auf meine Haut, während ich so versuchte jede noch so kleinste Berührung von ihm von mir abzuwaschen. Ich fühlte mich einfach so schmutzig.
Nur hatte ich das Gefühl, dass es nichts brachte, denn seine Berührungen hatten sich ungewollt in mein Hirn eingebrannt.

,,Deine Körpersprache zeigt mir etwas völlig anderes'' fing er nun an und kam mir noch ein Stückchen näher. So, dass sein Atem meine Haut bereits streifte.
,,Es scheint mir so, als würde es dich eher anturnen'' fuhr er fort.

Ich stellte das Wasser noch kälter und senkte meinen Kopf, dass es mir am Nacken hinunterlief.
Der kleinste Gedanke daran - an ihn und mein Puls schoss wieder in die Höhe.

,,Wenn du nur wüsstest, wie schwer es war, sich bei dir zurückzuhalten''
Ich kam wieder vollkommen aus meinen Gedanken zu mir, als ich spürte, wie er mir sanfte Küsse an meinem Hals gab. Für eine Blitzsekunde gab ich mich diesen hin, da es schon länger her war, dass mich jemand so berührt oder geküsst hatte und es sich anfühlte, als würde ich es zum allerersten Mal wieder erleben.

Meine Finger streiften über die Stelle, an denen er mich geküsst hatte.
Meine eigenen Finger fühlten sich an dieser Stelle fremd an.

Ich konnte in der Erinnerung förmlich spüren, wie sich seine Lippen auf meine nackte Haut gepresst hatten. Es ließ mir einen kalten Schauer den Rücken herunterlaufen, doch gleichzeitig gab es mir auch dieses unerklärliche Gefühl.

Ich seufzte und stellte das Wasser ab.
Mit meinen Händen fuhr ich mir durch meine Haare und stieg anschließend aus der Dusche.
Nachdem ich mich angezogen hatte lief ich aus dem Badezimmer und sah, dass Nick noch immer schlief. Er hatte also von all dem, was vorhin geschehen war, nichts mitbekommen.

Wie hätte er wohl reagiert, wenn er es hätte?
Hätte er Clay eine verpasst?
Hätte er es vielleicht sogar befürwortet?
Ich hatte keine Ahnung, ich konnte selbst nicht einmal klar denken.
Ich wusste nicht einmal, ob ich ihm davon erzählen sollte.

Da Nick auf meinem Bett schlief und das quer übers ganze Bett, schlief ich die Nacht auf der kleinen Couch, die ich mir zum Glück angelegt hatte.
Sie war zwar nicht wirklich bequem, aber besser als gar nichts.

Ich brauchte wirklich lange zum Einschlafen.
Ich war froh, dass wir morgen nicht in die Uni mussten.
Nick hätte es so oder so nicht geschafft, da dieser seinen Rausch erst einmal ausschlafen musste und ich nicht, weil ich mich niemals alleine dorthin gewagt hätte.
Nicht nachdem, was Clay getan hatte.

Als Nick und ich am Morgen gemeinsam frühstückten, klopfte es plötzlich an meiner Wohnungstüre. Statt aufzustehen und sie öffnen zu gehen, saß ich dort und starrte wie versteinert in Nicks Gesicht, der mich irritiert musterte.

,,Willst du nicht aufmachen gehen?'' kam es verwundert von ihm, während er aufstand und sich zur Türe begab. Nein, Nick, wollte ich nicht. Es konnte doch nur Clay sein, wer sollte hier sonst am Morgen klopfen?

Es dauerte ein paar Minuten, als Nick zurückkam und sich wieder an den Tisch setzte.
,,Wer war das?'' fragte ich ihn.
,,Einer deiner Nachbarn'' antwortete er.
Meine Augen weiteten sich.
,,Clay?'' Er schüttelte seinen Kopf.
,,Irgendein älterer Mann, der meinte, dass von deinem Badezimmer aus Wasser in seine Wohnung tropfen würde'' erzählte er.

,,Huh, was?'' entfuhr es mir.
,,Anscheinend ist der Boden deiner Dusche kaputt oder so, solltest du mal checken lassen'' schlug er vor.
,,Ja, mache ich...'' murmelte ich, während ich innerlich erleichtert war, dass es nicht Clay war, der geklopft hatte.
Ich wollte ihm einfach nicht mehr unter die Augen treten.

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