Kapitel 32

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George's PoV

Es waren Tage vergangen.
Tage, in denen ich Clay nicht ein einziges Mal gesehen hatte.
Weder in der Uni, noch Zuhause.

Ja - ich wollte, dass er sich von mir fernhielt, dennoch fragte ich mich, wo und ob alles in Ordnung mit ihm war. Nur weil ich mich gegen ihn entschied, hieß es doch schließlich nicht, dass ich mir keine Sorgen machen durfte?

Das seltsame war, dass seinen Freunden - Corpse und Mina, seine verschollene Anwesenheit nichts auszumachen schien. Mein Gefühl sagte mir, dass sie wussten, was los war und deshalb darauf keine Reaktion zeigten.

Als ich nach der Uni gerade Zuhause angekommen war, machte mich diese Stille schon wieder verrückt. Seit Tagen herrschte in meiner Wohnung absolute Stille - seitdem ich Clay nicht mehr gesehen hatte.

Ich hatte mich schon oft gefragt, ob er überhaupt noch Zuhause war und wenn nicht wo dann?
Vorher hatte mich sein ständiger Krach gestört und zum Ausflippen gebracht, doch nun brachte mich diese unerträgliche Stille zum Ausflippen.

Ich lag auf meinem Bett und schaute mir eine Serie an, als ich aus dem Treppenhaus einen lauten Knall hörte, als hätte jemand irgendetwas Schweres auf den Boden geschmissen.
Sofort sprang ich auf, huschte zur Wohnungstüre und schaute durch den Türspion.

Ich sah zwar niemanden, doch einen großen Umzugskarton, der an der Seite von Clays Türe stand. Wenn man genauer hinsah, stand seine Türe sogar etwas offen.
Clay war also wieder da.

Sofort fing mein Herz an zu rasen.
Ich freute mich, doch durfte ich das überhaupt?
Sollte ich das überhaupt?

Meine Hand fand ihren Weg zur Türklinke.
Schneller als ich mich vorsehen konnte, stand ich vor Clays Wohnungstüre und schaute in seine Wohnung hinein.

Er schien in dem Wohnungsteil seiner Küche zu sein, da ich ihn nicht sah, obwohl ich in sein Wohnzimmer hineinschaute.

Ich neigte meinen Kopf zur Seite und starrte auf den Karton.
Was hatte das zu bedeuten?
Zog er etwa aus?

,,Was tust du da?'' ertönte seine Stimme plötzlich vor mir.
Ich richtete meinen Blick gerade aus und starrte ihm direkt in seine strahlend grünen Augen, die mich musterten, während er nun einen etwas kleineren Karton in seiner Hand hielt, den er auf den größeren abstellte.

,,Ich... - '' fing ich an, doch fand keine Worte.
,,Wo warst du die letzten Tage?'' entfuhr es mir, statt ihm auf seine Frage zu antworten.
Er beachtete mich kaum und widmete sich weiter seiner Wohnung, während ich noch immer dort stand und ihn dabei beobachtete.

,,Warum willst du das wissen?''
,,Ist es nicht schließlich genau das, was du wolltest? Dass ich dich in Ruhe lasse?'' kam es von ihm.
,,Ja...aber das war doch nicht so gemeint...'' entgegnete ich ihm und zeigte mit meinen Armen auf seine Kartons.

,,Ziehst du aus?'' fragte ich ihn.
,,Sieht wohl so aus.''
,,Bist du deshalb nicht mehr in der Uni?'' fragte ich nun.
,,Ich habe das Studium gewechselt, deshalb bin ich nicht mehr dort, George'' antwortete er.

,,Was soll das heißen?'' Irritiert starrte ich ihn an.
,,Das heißt, dass ich demnächst auf der Junior Academy in Jacksonville studieren werde.''
Meine Augen weiteten sich.
,,Was?'' entfuhr es mir.

,,Aber...das ist - ''
,,280 Kilometer von hier entfernt, ich weiß'' fiel er mir in meinen Satz.
Ich schluckte und konnte nicht glauben, was er mir da gerade gesagt hatte.
Mein Herz rutschte mir förmlich in die Hose.

Wieso fühlte es sich so falsch an?
Wieso fing es plötzlich so an, weh zu tun?
Wieso wollte ich nicht, dass er wegging und mir verdammt nochmal richtig in die Augen schaute, während ich mit ihm sprach?

,,Wieso...?'' murmelte ich.
Er stand an seiner Badezimmertüre seitlich vor mir und schaute mich das erste Mal richtig an, seit ich hier stand.

,,Weil ich einen Neuanfang brauche und weil... - '' Er stoppte.
,,Und weil was?''
,,Nichts.''

,,Und weil was, Clay?'' fragte ich erneut.
Seufzend schmiss er, was auch immer er dort in der Hand gehalten hatte, ins Waschbecken, drehte sich erneut um und schaute mir direkt in die Augen.

,,Weil es verdammt nochmal weh tut dir in die Augen zu schauen, George!''
Meine Kehle trocknete sich in Sekunden völlig aus.
,,Es tut verdammt nochmal weh, dich hier stehen zu sehen, während du so tust, als würdest du plötzlich nicht wollen, dass ich gehe!''

Ich starrte auf den Boden.
,,Und wenn ich das nicht will?'' murmelte ich.
,,Ach hör doch auf'' zischte er.
,,Du hast mir bereits deutlich gemacht, was du willst und das bin nicht ich.''

,,Vielleicht war es ein Fehler...'' nuschelte ich.
,,Manche Sachen kann man nicht rückgängig machen, George'' entgegnete er.
,,Ich hab die Wohnung bereits verkauft und mich von der Uni abgemeldet. In zwei Tagen bin ich hier weg und das ist wahrscheinlich auch gut so. Ich kann diesen ganzen Mist einfach nicht mehr.''

Es fühlte sich so an, als würde mein Herz bluten.
Ich realisierte, dass ich Mist gebaut hatte, großen Mist.
Ich hatte mich von allem viel zu sehr beeinflussen lassen, jedoch nicht meinen eigentlich Gefühlen ihm gegenüber und nun schien es zu spät gewesen zu sein.

Ich bemerkte, wie sich Tränen anfingen zu bilden und meine Brust sich zusammenzog.
Ich konnte nicht anders, als in meine Wohnung zurückzulaufen.
Nun war ich derjenige, der seinen Anblick, mit dem Wissen, dass er in zwei Tagen für womöglich immer verschwinden würde und das nur meinetwegen nicht mehr ertragen konnte.

Kurz nachdem ich die Türe hinter mir geschlossen hatte, kullerten mir die Tränen bereits hinunter. Sie fühlten sich wie Feuer auf meiner Haut an.
Unerträgliches Feuer.
Ich hielt mir die Hand vorm Mund, da ich keine Töne von mir geben wollte.

Wenige Minuten später hörte ich, wie Clay seine Wohnungstüre geschlossen hatte.
Seine Schritte klangen bei jeder weiteren Stufe, die er hinunterlief ab, bis absolute Stille im Treppenhaus herrschte.

Mit zittrigen Händen umfasste ich meine Türklinke und öffnete die Türe.
Ich sah vor mir auf dem Boden etwas liegen.

Als ich mich bückte und es aufhob, realisierte ich, dass es mein Handtuch war.
Das Handtuch, was sich Clay damals von mir ausgeliehen hatte.
,,Kannst du mir vielleicht ein Handtuch leihen? Meine sind gerade alle in der Wäsche.'' wiederholten sich seine Worte in meinem Kopf.

Der Duft des Handtuches stieg mir in die Nase.

Es schien frisch gewaschen zu sein, doch es trug auch Clays Geruch an sich.

Fest umklammerte ich es mit meinen Händen, während ich ins Leere starrte und nur noch spürte, wie die letzte Träne, die mein Körper noch aufbringen konnte, meiner Wange hinunterlief und sich in meiner Haut einbrannte.


Uhm...yeah ya'll are going to hate me for that but yes, it was the last chapter - with an sad ending...😂👀

Anyways, wie hat euch Neighbor gefallen?
An sich gehört Neighbor tatsächlich echt zu meinen Favs.

Nehmt mir das Ende nicht böse, haha.
Wie ihr wisst besteht immer eine große Chance, dass wenn eine Ff bei mir ein sad ending oder offenes Ende hat einen zweiten Teil bekommen kann. ;)
Update: Zweiter Teil kommt bald!

Denkt dran, dass es den wunderschönen Dc-Server ''Stuffys'' gibt, wo ich und viele von euch täglich aktiv sind! ;)
(Link vom Server befindet sich auf meinem Profil)

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