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"Ich hatte einen komischen Moment mit Nael", erzähle ich meiner besten Freundin wenig später, als ich sie endlich gefunden habe.

Yara sieht wieder mal fabelhaft aus. Sie hat ihr blond gefärbtes Haar zu einem glatten Pferdeschwanz zusammen gebunden und trägt eine lockere Boyfriendjeans mit einem weißen Spitzentop.

Ich erzähle ihr in Kurzform, was in den letzten Minuten passiert ist und ihre Augen werden immer größer.

"Klingt, als ob ihr euch beinahe geküsst hättet", schlussfolgert sie und wackelt grinsend mit ihren perfekt geschwungenen Augenbrauen.

"Keine Ahnung, ehrlich. Es war total merkwürdig. Ich glaube, Zayn hat das auch gecheckt. Ich würde fast meine Hand dafür ins Feuer legen, dass das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen ist."

Und ich soll Recht behalten.

Als Zayn und ich gegen 21 Uhr nachhause laufen, haben wir noch nicht mal die Straße, auf der sich das JuZe befindet, verlassen, da sieht mein älterer Bruder mich streng an. "Was war das vorhin zwischen Nael und dir im Keller?"

Mein Herz bleibt stehen und meine Wangen röten sich.

"Was meinst du?", hake ich scheinheilig nach um Zeit zu schinden.

"Das weißt du ganz genau, Shalia. Ihr seid so erschrocken auseinander gesprungen, als hätte ich euch in flagranti beim Rummachen erwischt", knurrt er. Seine dunkeln Augen hat er zusammengekniffen, sein markanter Kiefer ist angespannt.

"Oha! Übertreib nicht, Zayn", fahre ich ihn an. "Wir haben uns nur unterhalten. Ich war traurig wegen Khalil und hatte Angst, dass du Stress machst und Nael hat mir gut zugeredet, mehr nicht."

Zayn verlangsamt seinen Schritt und bleibt schließlich ganz stehen. Er fixiert mich grimmig mit seinem Blick. "Hör mir jetzt ganz genau zu, Shalia. Halt dich von Nael fern. Er ist mein bester Freund. Ich habe keine Lust, dass du mir das kaputt machst und dass ich dann permanent zwischen den Stühlen stehe, wenn ihr zusammen seid und euch streitet geschweige denn, wenn ihr euch trennt. Das verkompliziert alles nur. Außerdem bist du noch zu jung für eine Beziehung."

Ich verdrehe die Augen und unterdrücke ein genervtes Stöhnen. "Keine Sorge, Zayn. Ich bin nicht an Nael interessiert und er nicht an mir", antworte ich leichtfertig, auch wenn ich das nach diesem Nachmittag nicht mehr beschwören würde.

Irgendwas hat sich verändert.

Es hat sich etwas zwischen Nael und mir verändert und es hat sich etwas in mir verändert.

Am Abend liege ich nachdenklich im Bett und überlege lange hin und her, bis ich schließlich all meinen Mut zusammen nehme und Nael eine Nachricht schreibe: "Danke nochmal, dass du mich heute gerettet hast."

"Hab ich gern getan 😇 Tisbah ala-khair", kommt wenige Minuten später zurück.

Ich freue mich zwar, dass er mir eine gute Nacht wünscht, nichtdestotrotz habe ich mir erhofft, dass er den nahen Moment zwischen uns anspricht und ein bisschen Licht ins Dunkel bringt, doch vermutlich hat Zayn ihm die gleiche Ansprache wie mir gehalten.

Es würde mich nicht wundern, wenn Nael nun auf Abstand geht.

...

Der nächste Morgen verläuft wie immer rummelig. Zwischen 6 und 8 Uhr probieren sieben Personen sich in den zwei kleinen Badezimmern fertig zu machen, was noch mehr Konfliktpotential birgt, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

"Laufen wir zur Schule oder fahren wir mit dem Bus?", nuschelt Zayn mit einem Stück Toast im Mund, während ich mir gerade meine langen Haare kämme. Wir gehen beide auf eine Berufsschule in Neukölln, um unser Fachabitur zu machen.

Süß wie Baklava Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt