Wenn die Morgende bei uns sonst schon hektisch verlaufen, ist dieser Samstagmorgen der Supergau.
In aller Herrgottsfrühe klingelt der Wecker. Wir Mädels stehen eine gute Stunde früher als meine Brüder und Lamiya auf, die maximal duschen und ihre Haare machen müssen. Wir erhoffen uns eine Chance auf etwas ungestörte Zeit im Bad, müssen aber irgendwann einsehen, dass das in diesem Haushalt nicht passieren wird.
Mama macht Frühstück für alle und entgegen meiner Bitte, es heute klein zu halten um sich nicht zusätzlich zu stressen, tischt sie natürlich wieder ordentlich auf: frische Brötchen vom Bäcker, Rührei, Hummus, Arabisches Fladenbrot, Oliven, geschnittene Tomaten und Gurken, Käse, Sucuk, Cay, Orangensaft und Kaffee.
Wir schlagen uns die Bäuche voll, die Stimmung ist zu gleichen Teilen aufgeregt wie ausgelassen. Nach dem Essen hängen wir unsere wunderschönen Abendkleider in Kleiderhussen und lassen uns von meiner Mama zu dem kleinen arabischen Friseursalon um die Ecke bringen, der uns die Haare für die Hochzeit frisiert.
Im Hintergrund läuft fröhliche Musik aus den Charts, Yara und ich nehmen auf den Ledersesseln vor den großen Spiegeln Platz, meine Mama setzt sich in den Wartebereich und Lamiya hüpft aufgeregt wie ein kleiner Flummi herum.
"Weißt du schon, was du machen willst?", erkundige ich mich bei meiner besten Freundin, während wir auf unsere Friseurinnen warten. Yara nickt: "Locken, die vorderen Haare etwas zurückgesteckt und du?"
Ich zeige ihr als Antwort ein Bild auf meinem Handy, das ich mir als Inspiration abgespeichert habe. Währenddessen kann Lamiya ihre Aufregung kaum verbergen. Sie bewundert sich im Spiegel und sagt mit leuchtenden Augen: "Ich werde wie eine echte Prinzessin aussehen, oder?" Ich strecke meine Hand aus und kitzle sie leicht: "Ja, du wirst die entzückendste Prinzessin sein, die dieser Salon je gesehen hat."
Die Friseurinnen beginnen damit, unsere Haare zu waschen und zu föhnen, während eine dritte Lamiyas Haare zu einem zauberhaften Zopf flechtet. "Wie wäre es mit ein paar hübschen Blümchen in deinen Haaren, Lamiya?", schlägt sie vor. Meine kleine Schwester strahlt und nickt begeistert.
Während die Friseurinnen an unseren Haaren arbeiten, schreibe ich Nael verstohlen eine Nachricht. "Noch am schlafen? 🙄"
Dass er nicht antwortet, werte ich als Zustimmung. Nach den Frisuren werden Mama, Yara und ich noch geschminkt, bevor wir uns dann im hinteren Teil des Salons umziehen, da wir von hier aus direkt zum Standesamt fahren. Erst findet die standesamtliche Trauung statt, danach die islamische Eheschließung und anschließend die große Feier. Ein wahrer Hochzeitsmarathon, der uns heute bevorsteht.
Mama sieht in ihrem dunkelgrünen, glitzernden Kleid mit ausladender Schleppe und farblich passendem Kopftuch aus wie eine arabische Königin.
Yara trägt ein himmelblaues Kleid von mir aus fließendem Chiffon, bodenlang und schulterfrei. Statt Ärmeln hat es riesige, hübsche Schleifen auf den Schultern. Die Farbe spiegelt sich in ihren schönen blauen Augen wieder und lässt sie noch mehr strahlen. Ihre Frisur ist genauso geworden, wie sie es sich gewünscht hat und rundet das Gesamtbild ab.
Zufrieden trete ich neben sie vor den großen Spiegel. Mein Kleid besteht aus mehreren Lagen weich fallendem, nudefarbenem Chiffon, wobei die oberste Stoffschicht mit abermillionen kleinen funkelnden Pailletten besetzt ist. Es hat schmale Spaghettiträger und eine enganliegende Corsage mit hochgeschnittenem Ausschnitt. Der Rock ist weit und fließend und meine schlanke Figur schmeichelhaft umspielend.
Meine Haare sind in einem sehr tiefen Dutt zusammengesteckt. Einige meiner wilden Locken umspielen mein strahlendes Gesicht und ein großes Haarteil aus glitzernden Strasssteinen schmückt meine linke Kopfseite. Ein dezentes Augen-Make-up in Brauntönen und glänzende Lippen unterstreichen meine natürliche Schönheit und komplettieren den Look.
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Süß wie Baklava
Genç KurguNael und Shalia kennen sich seit dem Kindergarten, denn genauso lange ist Nael schon der beste Freund ihres älteren Bruders Zayn. Deshalb treffen die beiden sich auch heimlich, als ihnen klar wird, dass sie mehr füreinander empfinden als Freundschaf...