Essad holt mich mit dem Auto von zuhause ab. Wir fahren eine Weile und quatschen locker miteinander, bis er schließlich vor einem Gebäude parkt, das mir unbekannt ist. Es sieht irgendwie abgewrackt und verlassen aus und nicht besonders vertrauenswürdig.
"Was ist das hier? Was hast du mit mir vor?" frage ich neugierig, als wir aussteigen und in das Gebäude treten.
Doch Essad schweigt und leitet mich wortlos eine Kellertreppe hinab. Als er die schwere Stahltür mit einem Schlüssel öffnet und ich entdecke, was sich hinter ihr verbirgt, verstehe ich schnell.
Wir sind in einem Boxclub.
Drinnen empfängt uns der typische Geruch von Schweiß und Leder. In einer Ecke sehe ich mehrere Sandsäcke sowie stehende Boxbirnen in verschieden Ausführungen. In der riesigen Halle verteilt finden sich ganze vier Boxringe, in einem von ihnen machen zwei junge Männer gerade Sparing. Außerdem gibt es noch einen Fitnessbereich, in dem zahlreiche Trainingsgeräte gestehen, die sich in jedem herkömmlichen Gym finden. An den rohen Betonwänden hängen Plakate von vergangenen Kämpfen, Bilder von Boxern und Trophäen, die den Raum fast ehrfürchtig wirken lassen.
Vorsichtig betreten meine Füße die schwarzen Matten, die auf dem gesamten Boden ausgelegt sind.
"Warum sind wir hier?" frage ich verwirrt, noch überwältigt von all den neuen Eindrücken.
"Nachdem du gestern eine beschissene Art kennengelernt hast, mit deinen Gefühlen klarzukommen, zeige ich dir jetzt eine deutlich bessere Methode, dich abzureagieren," sagt Essad mit einem zufriedenen Lächeln.
Ungläubig starre ich ihn an. "Du willst mit mir Boxen?"
Er lacht. "Mit dir Boxen ist vielleicht der falsche Ausdruck. Du boxt und ich zeige dir wie."
Ich schüttele den Kopf und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "Nicht dein Ernst."
"Doch", zuckt er mit den Schultern. "All dieser Schmerz und diese negative Energie müssen aus deinem Körper. Du wirst sehen, dass du dich danach richtig erleichtert fühlst. Wenn es mir schlecht geht, komme ich auch immer hierhin und power mich aus."
Seine Fürsorge berührt mich. Essad sorgt sich wirklich um mich, und das gefällt mir. Er will mir helfen und er tut es auf seine Art. Er nimmt mich mit in seine Welt und öffnet sie mir.
"Zieh deine Schuhe und Socken aus, du kannst sie hier vorne hinstellen", weist er mich an, während er selbst seine Nikes von den Füßen streift. "Wir trainieren barfuß."
"Und deine Jacke wirst du auch nicht brauchen. Du wirst dich genug bewegen, dass dir warm wird." Grinsend streift er seinen roten Hoodie über den Kopf und die passende Jogginghose über die Hüften, sodass er plötzlich in einer kurzen Boxshorts und einem Tanktop vor mir steht.
Das sportliche Outfit betont seine wahnsinnig muskulöse Figur. Kein Gramm Fett ist an ihm zu sehen. Dass er kräftig ist, sieht man durch seine Kleidung, aber dass er dermaßen durchtrainiert ist, wusste ich nicht. Dazu seine gebräunte Haut und das attraktive, selbstsichere Lächeln, mit dem er vor mir steht..
Er sieht heiß aus und ich kann meinen Blick kaum von ihm abwenden. Als ich bemerke, wie sehr ich mich in meinen Blicken verloren habe und dass Essad das längst bemerkt hat, räuspere ich mich schnell und senke beschämt meinen Kopf.
Doch er grinst nur und kneift mir in die Wange. "Also, bist du bereit?"
"Bereit," antworte ich entschlossen und dankbar darüber, dass er das Offensichtliche nicht anspricht.
Ich folge Essad zu einem Spint, den er aufschließt, um zwei rote, zusammengerollte Bandagen und ein Paar Boxhandschuhe herauszuholen.
"Erstmal brauchst du die hier", erklärt er und wickelt mir die Bandagen gewissenhaft um die zarten Hände. "Ich glaube, so kleine Hände habe ich noch nie eingewickelt", schmunzelt er währenddessen.
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Süß wie Baklava
Teen FictionNael und Shalia kennen sich seit dem Kindergarten, denn genauso lange ist Nael schon der beste Freund ihres älteren Bruders Zayn. Deshalb treffen die beiden sich auch heimlich, als ihnen klar wird, dass sie mehr füreinander empfinden als Freundschaf...