"Endlich! Ich warte schon seit Stunden auf dich. Ich will alles wissen. Erzähl mir jedes noch so kleine, schmutzige Detail", dringt es neugierig und aufgeregt aus dem Hörer meines Handys.
Schmunzelnd laufe ich die lange Hauptstraße entlang, auf der auch am frühen Abend reges Treiben herrscht.
Schweren Herzens hat Nael sich davon abbringen lassen, mich nachhause zu begleiten. Es ist noch hell, mein Heimweg belebt und die Gefahr zu groß, dass wir gemeinsam gesehen werden.
Um trotzdem Unterhaltung zu haben, habe ich meine beste Freundin angerufen, die offensichtlich Zuhause schon mit den Hufen scharrt.
"Lass mich nicht betteln, Shalia", quengelt sie ungeduldig. "Wie war es? Was hat Nael gesagt? Was wollte er mit dir bereden? Ist es das, was ich denke?"
Ich schiebe mir ein Kaugummi in den Mund und blinzele lächelnd in die Sonne. Einen Moment will ich die Neugier meiner Freundin noch voller diebischer Freude ausnutzen.
"Es war wirklich schön, Yara", beginne ich dann zu schwärmen. Aus meinem Rucksack hole ich meine AirPods und verbinde sie mit meinem Handy, um entspannter mit ihr zu telefonieren.
"Er hat mir gestanden, dass er sich in mich verliebt hat", erzähle ich verlegen und stecke mein Handy in den hohen Bund meiner Leggings. Selbst jetzt, wo ich es ausspreche, kommt es mir immer noch total surreal vor.
"Aaah", quietscht Yara und klatscht begeistert in die Hände. "Ich hab's dir doch gesagt. Ich habe gesagt, ihr werdet heiraten und unmenschlich schöne Kinder kriegen."
"Immer langsam", bremse ich sie lachend aus. "Wir wollen uns erstmal heimlich treffen und schauen, wo das ganze hinführt."
"Bist du denn auch in ihn verliebt?", fragt sie euphorisch.
Unweigerlich schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen, als ich an Nael denke. "Ich weiß nicht. Ich bin gerne mit ihm zusammen. Seine Nähe ist schön, er bringt mich immer zum Lachen und irgendwie gibt er mir Frieden", schwärme ich.
"Wenn das kein ja ist, weiß ich auch nicht", beschließt Yara zufrieden. "Ich freue mich wirklich für dich. Jetzt müssen wir nur noch einen zukünftigen Ehemann für mich finden."
"Du willst doch gar nicht heiraten", entgegne ich empört.
"Doch.. Irgendwann mal.. Vielleicht."
Wir lachen beide. Yara hatte schon die ein oder andere Schwärmerei, hat auch schon mit Jungs geknutscht, doch eine richtige Beziehung hatte auch sie noch nicht. Sie kann sich nicht festlegen, was vielleicht auch daran liegt, dass ihr bisher nur Flachpfeifen begegnet sind.
"Ich bin jetzt Zuhause Yara, ich melde mich später nochmal bei dir", informiere ich meine beste Freundin, ehe wir uns verabschieden und das Gespräch beenden.
Als ich die Wohnung betrete, sitzen meine Mama, Kinan und Lamiya am Esstisch und essen. Mama hat gekocht; es gibt Reis, libanesisches Fladenbrot und ein Lammgericht aus dem Schmortopf mit Paprika und Kichererbsen.
"Shalia", ruft meine kleine Schwester begeistert und rennt mir in die Arme. Ich umarme sie, küsse auf ihren Scheitel und kneife ihr leicht in die runden Pausbäckchen.
Nachfolgend begrüße ich auch die anderen beiden und meine Mutter häuft mir eine viel zu große Portion Essen auf einen der weißen, quadratischen Teller.
"Was geht, Shalia?", erkundigt sich Kinan grinsend, neben den ich mich setze. Seine kleinen Locken, die er heute Morgen noch so sorgfältig mit Schaumfestiger in Form gezupft hat, hängen nass von seinem Kopf. Nach der Arbeit hat er wie üblich geduscht und seinen Blaumann gegen einen kuscheligen Jogginganzug getauscht.
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Süß wie Baklava
Novela JuvenilNael und Shalia kennen sich seit dem Kindergarten, denn genauso lange ist Nael schon der beste Freund ihres älteren Bruders Zayn. Deshalb treffen die beiden sich auch heimlich, als ihnen klar wird, dass sie mehr füreinander empfinden als Freundschaf...