Nachdem wir uns von dem überraschenden Kuss gelöst haben, sitzen wir eine Weile friedlich schweigend nebeneinander. Die Sonne beginnt langsam, am Horizont unterzugehen, taucht den Himmel in warme Gold- und Orangetöne. Essad steht auf und streckt sich, dann bietet er mir seine Hand an.
"Lass uns noch was essen gehen, bevor wir zurück fahren," schlägt er vor. "Das Restaurant da vorne sieht gut aus."
Wir schlendern gemeinsam die Promenade entlang, der Wind weht sanft. Essad und ich haben keine Eile, wir genießen die ruhige Atmosphäre und die Nähe zueinander, bis wir das kleine Restaurant erreichen, das direkt am Strand liegt. Es ist ein gemütlicher Laden, mit Holztischen und Korbstühlen im Sand, zahlreichen Windlichtern, die in der beginnenden Dämmerung leuchten, und einem herrlichen Blick aufs türkisblaue Meer.
Die Speisekarte bietet eine gute Auswahl an frischen Fischgerichten und regionalen Spezialitäten. Essad bestellt eine gegrillte Dorade, während ich mich für einen Salat mit Garnelen entscheide.
Das Essen ist köstlich und wir unterhalten uns entspannt. Die Stimmung zwischen uns ist leicht und unbeschwert. Immer wieder mischt sich das Kreischen der Möwen und das Rauschen der Wellen unter unsere Stimmen. Es fühlt sich wirklich an wie Urlaub - wenn auch nur für einen Tag.
Ich beobachte, wie er sich lächelnd zurücklehnt, zufrieden und selig. Ich kann immer noch nicht glauben, wie gut wir uns verstehen, wie sehr ich seine Gesellschaft genieße und wie einfach alles mit ihm ist.
So beschissen das alles mit Nael gelaufen ist, umso dankbarer bin ich, dadurch Essad an meiner Seite zu haben.
Die Sonne ist mittlerweile untergegangen und die Sterne beginnen am Himmel zu funkeln, als wir uns auf den Weg zurück zum Auto machen. Die Nachtluft ist kühl und Essad legt seine Jacke über meine Schultern, um mich zu wärmen. Ich lehne meinen Kopf an ihn und genieße die vertraute Nähe.
Die Rückfahrt nach Berlin ist ruhig. Wir reden wenig, jeder von uns hängt seinen eigenen Gedanken nach. Essad hält meine Hand fest, während ich aus dem Fenster schaue und die vorbeiziehende Landschaft betrachte.
Nach meinem überraschenden Kussüberfall am Nachmittag ist es dabei geblieben, doch als wir vor meiner Haustür parken, ist es Essad, der die Initiative ergreift und mich an sich zieht. Er sieht sich kurz prüfend um, um sicherzustellen dass wir nicht beobachtet werden, dann legt er seine Hände sanft an meine Wangen und küsst mich.
Seine Lippen fühlen sich gut auf den meinen an - weich, zärtlich, vertraut.
Ich schenke ihm ein ehrliches Lächeln. "Danke, Essad. Unser Tagesurlaub hat richtig gut getan. Sowas schönes hat noch niemand für mich getan."
Er erwidert mein Lächeln und hebt meine Hand an seine Lippen, um einen sanften Kuss darauf zu drücken. "Ich fand es auch sehr schön mit dir, Shalia."
"Ich wünschte, wir könnten solche Tage öfter haben", wispere ich leise.
"Werden wir", antwortet Essad überzeugt. "Ich verspreche es dir."
Ich zögere nicht länger, beuge mich zu ihm und küsse ihn erneut, diesmal etwas länger und intensiver. Als wir uns lösen, leuchten seine Augen, und ein breites Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. "Tisbah ala khair."
"Gute Nacht, Essad," flüstere ich, bevor ich aussteige und zur Haustür gehe. Ich sehe ihm nach, wie er langsam davonfährt, bis die Rücklichter seines Wagens in der Ferne verschwinden.
Mein Herz ist ganz voll von diesem schönen Tag, meine Gedanken sind klar und zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich rundum glücklich und zufrieden.
Essad hatte Recht: es bringt nichts, etwas zu forcieren. Alles wird kommen wie es soll. Es reicht, darauf zu vertrauen, dass Allahs Plan etwas gutes für uns bereit hält.
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Süß wie Baklava
Novela JuvenilNael und Shalia kennen sich seit dem Kindergarten, denn genauso lange ist Nael schon der beste Freund ihres älteren Bruders Zayn. Deshalb treffen die beiden sich auch heimlich, als ihnen klar wird, dass sie mehr füreinander empfinden als Freundschaf...