Kapitel 11

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Die Schüler und die Lehrer waren nun schon seit gut 3 Monaten im Wald und trainierten. Immer wieder waren Briefe eingegangen, von der Organisation, dass der Tag des Kampfes näher rückte und sie sich vorbereiten sollten. Wieder einmal war ein Brief eingegangen, dieses Mal jedoch schien Justin noch beunruhigter als sonst. Er las laut vor:

„Hallo Justin,

ich bin es Aisha, und ich will dir mitteilen, dass es Verräter unter euch gibt. Außerdem will ich dir sagen, dass die Familie Damonwing vollständig ist. Jeffrey und Maria leben noch. Wie fragst du dich? Tja die zwei waren nur Scheintod und konnten wiederbelebt werden. Nun halten wir sie hier gefangen und foltern sie. Ihr wollt sie sich wieder, stimm's? Das ist ganz einfach, aus zu verlässlichen Quellen weiß ich, dass Thaer Blackchild und Clary Damonwing, sich in letzter Zeit viel näher gekommen sind als sie eigentlich sollten und das obwohl Clary doch mit deiner geliebten Tochter Evelyn zusammen ist und immer wieder beteuert, dass sie nur Evelyn liebt. Tja kommen wir nun zu meiner Forderung. Die beiden, Thaer und Clary, müssen sich küssen und das muss aufgenommen werden. Ich will den Beweis haben, legt ihn dazu einfach unter das Lagerfeuer. Mein Spion wird mir diesen dann zukommen lassen, danach lasse ich sie frei und ich verspreche euch, dass ich euer Geheimnis nicht ausplaudere und ihr eine kleine Chance habt zu gewinnen.

Liebe Grüße

Deine Erzfeindin"

Evelyn hatte also Recht gehabt, es gab Spione unter den Leuten im Camp. Sofort huschte ihr Blick zu Ava, Aurelia und zu Thaer. Die Forderung von Aisha gefiel ihr überhaupt nicht! Clary liebte sie und sie war mit ihr zusammen. Sie sah zu der rothaarigen, diese hatte den Kopf gesenkt und schaute auf ihre Schuhe. Es war totenstill. Bis sich Clary meldete: „Ich mach's, ich will meine Eltern zurück!" Evelyn wollte protestieren, doch sie ließ es. Es war Clarys Entscheidung, doch für sie stand fest, wenn Clary das tat, würde sie ihre Beziehung aufs Spiel setzten. Sie wechselte einen Blick mit Clary. Diese schien entschlossener den je zu sein.

Justin schaute zu Thaer. „Thaer?" fragt er und der schwarzhaarige Junge nickte leicht.

Evelyn musste sich zusammenreißen, es war nur ein kleiner unbedeutender Kuss! Er würde nichts bedeuten, er würde nichts verändern. Sie sah wie Clary und Thaer aufeinander zugingen und sich dann küssten. Die blauhaarige konnte nicht hinsehen, konnte nicht ertragen ihre Freundin so zusehen. Sie hatte nicht Mals nach ihrem Einverständnis gefragt, sondern ihn einfach geküsst.

Als die beiden sich voneinander lösten war Evelyn bereits weg. Sie war weiter in den Wald gerannt, der Schmerz, denn sie grade empfand war zu groß. Clary hatte sie betrogen, vor aller Augen. Ihr kamen die Tränen, sie flüchtete aber nicht nur davor, sondern auch vor ihrem Vater, der sie, nachdem er den Brief zu ende gelesen hatte, wütend angeschaut hatte. Sie brauchte jetzt Zeit für sich, doch Damon war ihr gefolgt und holte sie ein.

„Evelyn, warte!", rief er und packte sie am Ärmel. „Was Damon! WAS?!", sie schrie und noch immer liefen ihre Tränen über das Gesicht. Der braunhaarige nahm sie einfach fest in den Arm und so standen die beiden da. Arm in Arm und schienen sich gegenseitig zu stützen. Keiner sagte etwas, es waren nur die allgemeinen Waldgeräusche zu hören.

Nach einiger Weile lösten sich die beiden und Evelyn sah zu Damon, er lächelte und trat einen Schritt zurück. „Evi, du weißt, dass Clary nur dich liebt, dass sieht jeder. Der Kuss war ein Trick von Aisha, sie wollte das du so reagierst und sie wusste, dass sie damit Justin verletzt. Wir sind nur das Mittel zum Zweck. In Wahrheit geht es bei dem ganzen Kampf doch nur um deinen Vater und Aisha, mehr nicht!" Evelyn wusste, dass er Recht hatte, doch es tat trotzdem weh, wie Clary ihn einfach geküsst hatte. Damon schien es zu merken, er zog sie wieder an sich.

Die blauhaarige löste sich von ihm und ging einfach zurück. Sie musste mit der rothaarigen reden. Sie kam wieder beim Lager des Camps an und als ihr Vater sie sah, ging er au sie zu. Evelyn ignorierte ihn jedoch und ging zielstrebig zu der rothaarigen. Diese saß vor ihrem Zelt und unterhielt sich mit ihrem Bruder. Die beiden redeten in letzter Zeit viel, aber noch immer mochte Clary ihren Bruder nicht besonders.

„Clary?", erklang ihre zaghafte Stimme und sofort unterbrachen die beiden ihr Gespräch. Leon stand auf und ging einfach. Die rothaarige nickte bloß und Evi setzt sich zu ihr. „Warum hast du ihn geküsst?" Clary schien für einen kurzen Moment wieder so unnahbar, so distanziert, so gebrochen, so verletzt, so unglücklich und so misstrauisch, wie bei ihrem ersten Treffen. „Ich musste es tun Evi, meine Eltern, meine wahren Eltern, sie leben noch. Du weißt nicht was das für ein Gefühl ist, zu wissen, dass dein ganzes Leben eine Lüge war und du erfährst das deine Eltern Tod sind und ein einhalb Jahre später kommt raus, dass sie doch leben und du die Chance bekommst sie zu retten und das nur mit einem Kuss. Mit einem Kuss der nichts bedeutet für einen. Es erschien mir so leicht und ich habe mir jeden Abend gewünscht, dass sie auf einmal vor dir stehen und dir sagen, dass sie noch Leben und nicht Tod sind. Die Chance, dass alle Fragen beantwortet werden, die Chance darauf sie kennen und lieben zu lernen. Sie verstehen, bei ihnen zu sein und bei ihnen zu leben. Mir wurde die Chance verwehrt, bei ihnen aufzuwachsen, sie kennen zu lernen, sie zu lieben, sie als meine Familie anzusehen und all das. Ich hatte nie die Chance mit ihnen zu reden oder was mit ihnen zu unternehmen und dann habe ich die Chance aber erfahre das sie Tod sind. Es ist wie als wenn der Boden unter einem weggezogen wird, wie als würdest du in ein Loch fallen, du stehst kurz vorm Abgrund und du weißt, dass wenn etwas passiert, du stürzt. Du weißt, dass du wenn du einmal fällst du für immer fällst. Du weißt, dass du niemanden mehr hast, niemanden der mit dir auf diese Art und Weise verwandt ist und dir wird schmerzlichst klar, dass du niemanden mehr hast. Niemanden der wirklich für dich da war, niemanden der dich wirklich liebt, niemanden der dich so akzeptiert wie du bist. Und dann plötzlich bekommst du wieder die Chance aus dem Fallen rauszukommen und du ergreifst sie. Es erscheint dir alles andere unwichtig, dein Verstand schreit nur noch nach dieser Chance und er zwingt dich fast schon sie zu ergreifen. Nun tust du es, du ergreifst die Chance und du siehst nach 16 Jahren deine Eltern wieder, Menschen die du nie kanntest aber du merkst eine Verbundenheit die du bei niemanden sonst spürst. Du weißt instinktiv, dass das deine Familie ist und das sie dich so lieben wie du bist und das du zu ihnen gehörst." Ihre Stimme wurde immer leiser, trauriger. Evelyn merkte wie Clary versank in ihren eigenen Gedanken und all das nochmal durch lief. Sie spürte, dass Clary nun ihr wahres Ich zeigte, ihre verletzliche Seite preisgab und sie ihre Wahrheit sagte. Die Wahrheit, die auf sie zusprach und ihr entsprach.

Es zerriss Evelyn das Herz, sie so reden zu hören und sie wusste nicht was sie sagen sollte. So schwiegen beide, bis Clary schließlich aufstand, sich in ihr Luchs-Ich verwandelte und sie verschwand. Das Mädchen mit den blauen Haaren sah ihr nach. Evelyn dachte noch lange daran was Clary gesagt hatte.

Das schwere Schicksal einer Halb-Dämonin 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt