Kapitel 14

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„Evelyn, Evelyn!", hörte sie die Stimme ihrer Freundin Clary. Die blauhaarige wusste nicht, wo sie war oder ob sie den Kampf gewonnen hatten. Das Einzige was sie wusste, war dass, sie lebte, zumindest nahm sie es an, ganz sicher war sie sich da auch nicht.

Wieder hörte sie ihren Namen, dieses Mal lauter und eindringlicher. Der Kopf der blauhaarigen tat höllisch weh, es pochte und als sie sich langsam aufrichtete, wurde ihr kurz schwarz vor Augen. Evelyn hörte am Rande, dass man aufatmete, allerdings hatte sie die Augen geschlossen, so dass sie nicht sagen konnte, wer genau da aufatmete, aber das war ihr im Moment auch egal.

Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass sie in der Akademie war. Woran sie das erkannte? Sie war hier aufgewachsen und kannte das Gebäude besser als sonst jemand. Anscheint war sie im Krankenzimmer, Kai der Arzt der Schule, ein Halbengel, genau wie Owl, stand an ihrem Bett und beobachtete sie genau.

Sie schaute sich weiter im Raum um, er war wie jeder andere Raum der Akademie, weiß gehalten und hatte eine dunkle aus Holz angestrichene Tür, auch die Möbel waren dunkel gehalten. Doch, dass interessierte sie wenig, es interessierter sie eher wer da noch war.

Im Zimmer stand nicht nur Kai, sondern auch Clary, ihr Vater Justin und Damon. Die drei unterhielten sich leise, sie standen im Kreis etwas entfernt von Evis Bett, so dass diese nicht hören konnte, was gemunkelt wurde. Kai riss sie aus ihren Gedanken, als er sagte: „Evelyn? Hörst du mich?" Evelyn nickte langsam, ihre Kehle war staub trocken und sie hatte nicht die Kraft zu sprechen. „Gut, wie viele Finger zeige ich?", fragt der junge Arzt und zeigte 5 Finger. „Fünf", antwortete Evelyn mit kratziger Stimme. Kai nickte.

„Evelyn", sprach Damon und sah zu ihr hinüber, er lächelte sie warm an. Das Mädchen lächelte matt und winkte ihm zu, ihr Blick glitt immer wieder zu Clary, die ihrem Blick immer wieder auswich. Es schien fast so als hätte Clary irgendetwas und wollte am liebsten flüchten. Evelyn fragte sich warum, sie wollte aufstehen und fragen, doch wurde sie von Damon bewusst zurück gehalten, indem er sie packte und zurück ins Bett drückte. Als sie ihn fragend an sah, schüttelte er bloß mit mitleidiger Miene den Kopf. So musste Evelyn zusehen wie ihre Freundin den Raum verließ, ohne auch nur mit ihr einen Blick ausgetauscht zuhaben. Es tat ihr im Herzen weh und sie wusste nicht was los war, was noch schlimmer für das sensible Mädchen war.

„Was ist los?", anscheint hatte ihr Vater bemerkt das mit seiner Tochter etwas nicht stimmte und sah sie nun besorgt an. Evelyn schaute immer noch auf die dunkle Tür aus Holz, wo zuvor Clary raus gegangen war. Als sie die Stimme ihres Vaters wahrnahm, zuckte sie zusammen und schüttelte bloß den Kopf. „Alles gut, Dad", murmelte sie dann. „Könnt ihr bitte einfach gehen?" bat sie danach die noch Anwesenden.

Zuerst warfen ihr alle verwirrte Blicke zu, doch dann sagte Kai in einem verständnisvollen, aber auch ärztlichen Tonfall: „Klar, die Patientin braucht eh erstmal ihre Ruhe." Mit diesen Worten gingen alle aus dem Zimmer und die blauhaarige konnte in Ruhe nachdenken.

Was war mit Clary los? Warum hatte sie sie nicht angeschaut? Warum war sie so distanziert, so abweisend, so kühl gewesen? Was war passiert? Hatten sie den Kampf gewonnen? Was war mit den anderen passiert? Mit Marie, Leon, Thaer und Clarys Eltern? Waren sie in Sicherheit? Hatten sie überlebt? Und was wenn nicht? Was passierte dann mit der Schule? Es waren schließlich ja auch die Lehrer unter den Kämpfenden gewesen und sie hatten eh schon viel zu wenig Lehrer an der Schule um wirklich zu unterrichten. Evelyn hoffte das es keine Toten auf ihrer Seite gab und das alle glimpflich davon gekommen waren.

Dann dachte sie an ihren ersten Kuss, die Erinnerung hüllte sie in eine wunderschöne Wärme, sie entspannte und schloss die Augen. Damals hatte sie mit Clary in der Hölle gehockt und sie saß auf dem Schoß von dem rothaarigen Mädchen.

Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen von ihr, sie spürte noch immer Clarys Lippen auf ihren, sie spürte ein verlangen, dass sie drohte zu verschlingen. Sie dachte an all das, was passiert war. Wie sie zusammen gekommen waren, wie sie es ständig verstecken mussten, wie die Gerüchte umhergingen, das Damon und Clary zusammen waren, wie das neue Schuljahr begonnen hatte, wie Thaer mit ihrer Freundin ins Gespräch kam, wie die beiden immer mehr Zeit miteinander verbrachten, wie ihre besondere Verbindung immer deutlicher und sichtbarer wurde für außenstehende und wie der Kuss alles verändert hatte. Evelyn wurde in einen Strudel aus Schmerzen gezogen, es tat weh, die bittere Erkennung, dass Clary Thaer liebte und sie sich bei ihm wohlfühlte, sich ihm öffnete und glücklich zu sein schien. Ihr kamen Tränen, Tränen der Verzweiflung, der Wut, der Trauer, einfach der puren Angst. Denn Evi wusste. Dass sie Clary für immer verloren hatte und selbst wenn sie es abstritt, Clary liebte Thaer und das über alles.

Sie schluchzte und ließ ihren Tränen freien Lauf, der Schmerz zerriss sie, drohte sie zu übernehmen und einen Teil, den wichtigsten Teil von ihr, hinfort zu nehmen. Die blauhaarige drückte ihr Gesicht in das Kissen und weinte weiter, stumm und leise rinnen ihr die Tränen runter. Sie war gefangen in den dunklen Gedanken und konnte nicht mehr klar denken. Ihr Verstand, benebelt von den Gedanken, die sie nicht wahr haben wollte. Sie wollte nicht wahr haben Clar verloren zu haben, an einen unbedeutenden Jungen! Sie spürte einen Hass auf ihn und doch wusste sie, dass es das beste war was Clary passieren konnte. Trotz alldem tat es weh und sie weinte die ganze Zeit. Ihr wurde klar, dass ihre Liebe nicht für sie bestimmt war und sie sich trennen musste, auch wenn es ihr Schmerzen zufügte, mentale Schmerzen. Sie wollte nur das beste für sie und das beste war Thaer, zumindest für sie. Sie würde es wahrscheinlich nie verstehen, aber sie wusste auch, dass Damon für sie da sein würde und ihr helfen würde, zumindest hoffte sie das sehr, denn ohne ihn würde sie es nicht schaffen, dem Strudel zu widerstehen, ihm sich zu wiedersetzten und zu kämpfen. 

Das schwere Schicksal einer Halb-Dämonin 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt