ღ Kapitel 1

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Über London schwebten riesige graue Wolken und es regnete in Strömen. Menschenmassen unter Regenschirmen tummelten sich, bei dem lauten Geräusch der prasselnden Regentropfen auf ihren Schirmen und dem Autoverkehr, der an regnerischen Tagen viel lauter war als sonst, über die Straßen.

Unter einem schlicht braunen Regenschirm drängelte sich eine zierliche Gestalt durch die vielen Menschen.


Meine braunen, welligen Haare, vom Wind etwas zerzaust, fielen mir ins Gesicht, welches an diesem Tag von einem gestressten Gesichtsausdruck geprägt wurde. Ich war auf der Suche nach dem tropfenden Kessel, um die Schulsachen für mein 6. Jahr auf Hogwarts zu kaufen, aber durch die dicken Regenmassen fiel es mir schwer, mich zu orientieren, obwohl ich diesen Weg schon einige Male hinter mir hatte.

Ich erinnerte mich an meinen ersten Tag in Hogwarts. Ich war keine 11 Jahre alt mehr, sondern stieß im 4. Jahr dazu.

Zuvor hatte ich eine Zauberschule in Schottland besucht, da meine Eltern getrennt lebten. Ich wohnte bei meiner Mutter, während mein etwas älterer Bruder Cedric bei meinem Vater lebte. Bei einem Familientreffen vor 2 ein halb Jahren verliebten sie sich wieder ineinander. Meine Mutter und ich zogen daraufhin nach England zurück und noch in jenem Jahr begleitete ich Cedric das erste Mal nach Hogwarts. Es war ein besonderes Schuljahr, indem das trimagische Turnier stadtgefunden hatte. Cedric hatte sogar beinahe gewonnen.

Schon an meinem ersten Tag hatte ich neue Freunde gefunden. Luna, die ein Jahr unter mir war, teilte sich mit mir und Cho Chang den Schlafsaal. Und obwohl der sprechende Hut mich nach Ravenclaw zugeteilt hatte, waren meine besten Freunde Gryffindors. Und selbst mit den Slytherins oder den Hufflepuff-freunden von Cedric kam ich gut zurecht.

Eine rote Ampel. Auch das noch! Mein Blick huschte über die Menschen hinter mir, die ebenfalls irgendetwas zu suchen schienen.

Wenige Minuten später hatte ich den tropfenden Kessel immer noch nicht gefunden und mein Schritt verschnellerte sich. Ich bog ab in eine mir vertraute, kleine Gasse, die ich sogar jetzt zuordnen konnte. Meine dunkelbraunen Augen musterten die alten, verzierten Außenfassaden der Reihenhäuser. Auch dieses Mal zauberten sie mir ein Lächeln auf die Lippen. Mich faszinierten alte Gebäude irgendwie...Gedankenversunken führte ich meinen schnellen Gang fort, bis ich plötzlich gegen jemanden stieß. Die faszinierenden Außenfassaden verschwammen vor meinen Augen und es fühlte sich an, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Oder ich selbst, durch meine eigene Schusseligkeit. 

Verwirrt rieb ich mir den schmerzenden Kopf. Ich wusste, dieser Schmerz würde bald verschwinden aber ich sah mich trotzdem wütend um. Da erblickte ich die Person, mit der ich zusammengeprallt war.

Ein rothaariger Junge sah zu mir, seine Hand rieb sich ebenfalls den Kopf. Sein rotes Haar war zerzaust von Regen und Wind, sein Gesicht war von Sommersprossen übersäht und seine blauen Augen leuchteten auf als er mich erblickte. Seine Mundwinkel hoben sich schlagartig an und er rappelte sich auf.

Er war unbeschreiblich schön und irgendwie hatte ich das Gefühl, ich hätte ihn schon einmal irgendwo gesehen. Oder zumindest seine Augen-

Er streckte mir seine Hand aus, um mir aufzuhelfen. Er trug eine braune Sweat Jacke. Sie war leicht geöffnet und darunter kam ein orangener Pullover zum Vorschein.

Dankbar ergriff ich seine Hand und lächelte freundlich. Als ich wieder stand, trat er ganz nah an mich heran. Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, obgleich ich ihn hübsch fand, das war mir zu nah. „Dankeschön", nickte ich und machte zwei Schritte zurück.

„Ich hab dich vermisst, Violet", sagte er mit einer warmen, tiefen Stimme. Sein Lächeln erlosch jedoch, als er meinen entgeisterten Blick sah. „Woher kennst du meinen Namen?", fragte ich ernst und machte wieder einen Schritt zurück. Ich legte meine Hand in die Tasche meines blauen Mantels und ergriff sicherheitshalber meinen Zauberstab. Ich beruhigte mich etwas, als ich das kühle Holz mit Verschnörkelungen in meiner Hand spürte.

„Ist das dein Ernst?", fragte er und lachte verwundert, „Eine Art Aprilscherz im September?". Emotionslos gab ich zurück: „Ich weiß nicht wer du bist, oder weshalb du meinen Namen kennst, aber das ist verdammt gruselig. Hör auf damit!" Auch sein Blick verfinsterte sich, seine blauen Augen starrten mich entgeistert an, durchbohrten mich förmlich voll Fraglichkeit.

„Was redest du denn da?"

„Was redest du da?", entgegnete ich, „Woher kennst du mich!?"

„Violet, ich-", stammelte er, sichtlich verunsichert, „Du bist doch meine Freundin..."

„Deine was?!", wiederholte ich, meine sonst ruhige Stimme wurde lauter. Ich konnte mich nicht entsinnen, mit diesem Jungen je zuvor gesprochen zu haben. Er musste verrückt sein, zu denken, dass ich auf so eine Masche hereinfallen würde.

„Weißt du nicht mehr, was du mir vor den Sommerferien gesagt hast? Du meintest, du würdest mir schreiben aber das hast du nicht. Und jetzt das hier...", seine Stimme hatte einen ironischen Unterton.

„Hör zu", erklärte ich ihm ernst, „Ich habe dich noch nie in meinem Leben gesehen"

„Wenn das ein Witz ist, dann ist es einer deiner schlechtesten", er machte ein paar Schritte nach vorne. Er nahm meine Hand in seine und sah mir tief in die Augen, während der Regen weiter auf unsere Köpfe prasselte. Seine Hand war warm, trotz der kalten Regentropfen, die ihm übers Gesicht rannen. Er zog mich näher an sich und der Duft von grünem Apfel und Orange stieg in meine Nase. Er war mir ganz nah, ich spürte, wie sein Herz pochte, als wollte es aus seiner Brust springen. Und ich fühlte einen warmen Atemzug auf meinen Lippen als er sagte: „Violet, bitte- "

Ich unterbrach ihn und drückte ihn an der Brust weg von mir. „Lass das!", ich schnappte nach Luft, denn diesem komischen, aber auch verdammt attraktiven Jungen so nah zu sein war ein seltsames Gefühl gewesen. Als ich sah, dass er mir noch einmal näher kommen wollte, zog ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf seine Brust. Meine Hand zitterte leicht, nicht nur aus Angst. Mir war verdammt kalt.

Mein Regenschirm lag neben uns auf dem nassen Asphaltboden und meine Kleidung war schon ziemlich durchnässt.

Ein kräftiger Windstoß zog durch die schmale Gasse und wirbelte meine Haare durch die Luft. Es war ein Wunder, dass mein Regenschirm an Ort und Stelle blieb, anstatt weggeweht zu werden. Der Junge zuckte als Reaktion auf den Zauberstab in meiner Hand erschreckt auf, und hob reflexartig seine Hände in die Luft. „Kein Muggel, hm?", musterte ich ihn.

„Du kennst mich doch jetzt seit fast drei Jahren", er schmunzelte nun wieder, scheinbar hatte er noch immer nicht kapiert, dass ich es ernst meinte.

Langsam kochte Wut in mir hoch. Ich presste meine Lippen aufeinander und meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Doch bevor ich einen Zauberspruch sagen konnte, ließ ich den Zauberstab sinken. Ich konnte es einfach nicht. Etwas in mir, ein warmes dunkles Gefühl hielt mich zurück. Ich atmete tief aus und wollte gerade an ihm vorbeigehen zu meinem Schirm, da nahm er erneut meine Hand in seine. „Egal was passiert ist, wir kriegen das wieder hin. Ich glaube dir", seine Stimme klang weich. Seine blauen Augen glänzten und huschten zwischen meinen hin und her, jedoch war ich mir nicht sicher, ob er nicht einfach einen Regentropfen hineinbekommen hatte.

Wie angewurzelt stand ich da. Meine braunen Augen, musterten seine. Ich brachte kein Wort heraus, denn er kam mir zuvor: „Tut mir leid, dass ich dich angefasst habe" 

„Schon gut", platzte es nun aus mir heraus. Die vorherige Wut war verschwunden. 

„Ich bin übrigens Ron"

„Violet", ich lachte ironisch auf und schüttelte seine Hand, die meine noch immer festhielt. Er schmunzelte.

„Wir sehen uns", entgegnete er mir noch, bevor er sich meinen Regenschirm schnappte, mir diesen gab und dann auf der Stelle kehrt machte. Seine nassen, rot orangenen Haare, wirbelten durch den Wind und er verschwand um die Ecke.

Meine nassen Finger strichen über die Stelle, in der seine Hand gelegen hatte. Sie fühlte sich kühl an. Bevor mich die Gedanken über das vergangene Gespräch packen konnten, verdrehte ich meine Augen und fragte mich, wieso es Anfang September so kalt war.

Ich strich mir eine besonders wellige Strähne hinters Ohr und ging in die Richtung weiter, in die ich ursprünglich gehen wollte und dort war er; Der tropfende Kessel und somit der Eingang zur Winkelgasse. Endlich!


Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen:) Schreibt gerne Kommentare oder meldet euch, wenn Fehler auftauchen, dankeschönn<33

Stranger to Mine - A Ron Weasley FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt