Kapitel 11

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Ich rannte verschwitzt ins Café. Ich hatte die Verabredung mit Peter vergessen und war schon mehrere Minuten zu spät. Wir trafen uns jeden Tag seit einer Woche in seinem lieblings Cafe. Mays Tod hatte ihn sehr mitgenommen, und ich war in dieser Zeit seine Bezugsperson.

„Hey Peter.", sagte ich und setzte mich auf den Stuhl gegenüber von ihm. Ich stellte sofort meine hechelnde Stimme und mein schnelles Atmen ab. Setzte meine ruhige und einfühlsame Stimme ein und war bereit für ihn. „Hey Aurora.", erwiderte er ganz leise und erschöpft. Er hatte schon einen Kakao und einen Kräutertee bestellt. Als ich den Tee auf meinem Platz sah, musste ich schmunzeln. Er hat es immer noch nicht vergessen. „Wie geht's dir?", fragte ich und sah ihm tief in die Augen. So wie die letzten Male sah er nur nach unten. Er spielte mit seinen Fingern und versuchte seine glasigen Augen vor mir zu verstecken. „Nicht wirklich besser ... wahrscheinlich wird es das nie.", seufzte er. Unser täglichen Treffen zogen mich ganz schön runter. Ich mochte ihn für seine fröhliche und positive Art, ihn so zerbrochen zu sehen, war auch für mich eine Herausforderung. Aber ich wollte für ihn da sein, da er niemanden hatte. Seine einzigen Freunde waren MJ und Ned, doch er fand zu ihnen keine emotionale Bindung, wie er mir erzählte. Deshalb war ich um so dankbarer, dass er mit mir drüber reden wollte. „Warum denkst du das, Pete?", sagte ich und versuchte Blickkontakt aufzubauen. „Sie ist tot Aurora! Ich hab niemanden mehr." , erwiderte er und weinte ganz leise. „Du wirst wieder glücklich! Du wirst wieder Spaß am Leben haben, das verspreche ich dir! Mein Leben war gefüllt von Enttäuschungen und ich hatte niemanden. Dann traf ich ... dich. Du hast mir so geholfen und jetzt werde ich dir helfen. Ich werde dir helfen, wieder zu leben!", sagte ich und nahm seine Hand ganz fest. Ich habe es ihm von ganzem Herzen gewünscht und merkte wie weitere Tränen ihm die Wange runter liefen. „Wie hast du denn geschlafen?", fragte ich um das Thema in eine andere Richtung zu lenken. „Wie immer 2-3 Stunden.", stöhnte er leicht. Mir war klar, dass er die letzten Tage keinen Schlaf fand. Er lag immer wach und dachte nach, was ihm wirklich nicht gut tat. Sofort kam mir ein Gedanke in den Kopf. Ein sehr emotionaler Gedanke für mich, den ich auch mehrere Male durchgehen musste. Eigentlich war es noch nie eine Option für mich, doch ich wollte es tun ... wegen Peter. Ich stotterte zögernd : „Willst du ... heute bei mir schlafen?" Das erste Mal heute sah er auf und ich konnte ganz tief in seine Augen sehen. Er wusste was mir damals passiert ist und wie wichtig mir das war. Ihm war klar, dass ich es niemals jemandem anbieten würde und diese Entscheidung mir viel bedeutet. „A-Aurora, dass musst du nicht tun!", stotterte er. Er war wie immer so respektvoll, weswegen ich leicht lächeln musste. „Doch Pete. Ich muss es tun, weil du ein Freund bist und ich dich nicht leiden sehen kann!"
Jetzt nahm ich auch seine weitere Hand und drückte sie ganz fest. „Es wird besser, Peter!", flüsterte ich.

Auf dem Heimweg hielt ich die ganze Zeit seine Hand und versuchte weiterhin aufmunternd zu sein. Dennoch war ich relativ unaufmerksam, da ich mir langsam doch Sorgen machte, bezüglich meines Vorschlags. Peter war ebenfalls etwas aufgeregt, was ich irgendwie niedlich fand.

„Geh rein.", sagte ich und machte eine einladende Handbewegung. Mein Zimmer war aufgeräumt wie immer und Peter setzte sich auf den Stuhl meines Schreibtisches. „S-schön hier.", stotterte er und sah verlegen um sich. „Ach komm schon Peter. Es ist alles in Ordnung.", kicherte ich leicht. Er atmete hörvoll aus und lächelte. Ich ging auf ihn zu und zog an seinem Arm. „Lass uns was essen, ich glaub es gibt noch Pizza."

Die Stunden vergingen, in denen wir uns das erste Mal wieder normal unterhalten konnten. So wie bei unseren ersten Treffen, fließen die Worte dahin und nach einem Thema folgte das Nächste. Es waren gute Stunden für Peter, in denen er sich endlich ablenken konnte. Trotz alle dem sah ich immer wieder unauffällig auf die protzige Uhr, welche Tony letztens besorgt hatte. Schon 22 Uhr. „Wollen wir einen Film gucken?", fragte er mich auf einmal und sah in meine Augen. Der Blickkontakt war intensiv und das erste mal ist mir aufgefallen, dass seine Augen gar nicht wirklich braun waren. Sie hatten einen leichten Verlauf ins blasse Grün. Ich betrachtete sein Gesicht noch genauer und mir fiel auf, dass seine leicht lockigen braunen Augen perfekt zu seiner Augenfarbe und seinen Lippen passten. Die Farben waren super aufeinander abgestimmt und sein Gesicht war generell fehlerfrei. Anscheinend hatte ich ihn wirklich lange angestarrt, da er mich etwas verzweifelt ansah. „H-Hab ich was gemacht?"
„Was? Oh Nein, wirklich nicht. Du bist perfekt.", stotterte ich und kurz darauf fiel mir auf, was ich sagte. Ich versuchte es irgendwie in Ordnung zu bringen, doch er lächelte nur verlegen. „Du bist auch perfekt, Aurora.", erwiderte er leise und sah nach unten. Puhhh, mit dieser Wendung des Gesprächs hätte ich nicht gerechnet. „Wir sollten schlafen gehen.", stammelte ich und nahm seine Hand. Ich zog ihn mal wieder vom Stuhl zurück in mein Zimmer. Ich war wirklich aufgeregt, dass wir zusammen in einem Bett schlafen würden. Ich hatte nie gedacht, dass ich irgendwann mal wieder so engen Kontakt mit einem Jungen haben würde.

„Ähm Peter, ich würd mich gerne umziehen also .."
„Oh ja klar" sagte er und drehte sich schnell um. Ich ging zu meinem Schrank und kramte meine Schlafklamotten raus. Ich entschied mich für eine Bärchenhose und ein Top.

Ich wollte mir gerade meinen Pulli über die Arme streifen, bis ich eine Spiegelung sah

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Ich wollte mir gerade meinen Pulli über die Arme streifen, bis ich eine Spiegelung sah. Ich hatte mir ein Bild eingerahmt und das Glas davor, konnte mich spiegeln. Es stand direkt vor Peter auf dem Fensterbrett und ich verzweifelte ein wenig. Meine einzige Lösung war, einen Augenzauber anzuwenden. Ich schloss meine Lider und konzentrierte mich auf ihn. Meine Umgebung vernebelte sich ein wenig, bis ich durch seine Augen gucken konnte. Er ... sah an die Wand. Die ganze Zeit über. Sein Blick schweifte kein Mal zu der Spiegelung. Zufrieden mit dem was ich sah, lächelte ich leicht und versetzte mich zurück in meine Sicht. Ohne weitere Bedenken zog ich Pulli und Jeans aus, streifte mir meine Schlafklamotten über und sagte: „Bin jetzt fertig". Er wendete sich langsam und musterte mich. Sein Blick blieb keine Sekunde an meinen Kurven kleben. Er sah kurz meinen Körper an, bis er wieder in meine Augen blickte. Ich unterbrach schnell den Augenkontakt und drehte mich zum Schrank, wo ich in den ganzen Klamotten rum kramte. „Ähm, einen Moment .... Hier. Das ist eine graue oversize Jogginghose. Die sollte dir eigentlich passen.", sagte ich hielt ihm eine Adidas Hose hin. „Danke!", erwiderte er und nahm sie entgegen. Nun drehte ich mich um, während er sich umzog. Ich kramte aus dem unteren Teil meines Kleiderschrank noch eine weitere Decke raus, welche ich auf die eine Seite des Bettes legte. Schnell knipste ich das Licht aus und quetschte mich unter die Decke. Mein Puls ging höher und ich zitterte leicht, obwohl ich dick eingemummelt war. Bitte verletze mich nicht! Bitte verletze mich nicht! Langsam war es wohl doch keine gute Idee. Ich merkte, wie ich hyperventilierte, weswegen ich ganz stark versucht habe, Atemübungen zu machen. 4 Sekunden einatmen, 5 Sekunden halten, 7 Sekunden ausatmen. 4 Sekunden einatmen, 5 Sekunden halten und 7 Sekunden ausatmen. Ich beruhigte mich wieder und wurde müder. Ganz ruhig Aurora, Peter ist ein guter Mensch, sprach ich zu mir. „Gute Nacht, Peter!", flüsterte ich. „Gute Nacht, Aurora.", entgegnete eine Stimme aus dem Dunkeln.

MUSIK TIPP: Chandelier ab 2:21 😭😭

„Peter?", sagte ich verschlafen. Es war 5 Uhr morgens und ich bin aufgewacht, von einem Schluchzen. Peter weinte. Ich drehte mich schnell um und legte meine Hand auf seinen Oberkörper. „May?", fragte ich. Ihm rannten Tränen übers Gesicht und nickte leicht. Sein Brustkorb hob und senkte sich sehr schnell und sein Atem war hechelnd und laut. Ohne nachzudenken, nahm ich ihn in beide Arme und legte mich wieder hin. „Shhhhh, bleib ruhig. Es ist vorbei!", flüsterte ich in sein Ohr und streichelte durchgehend seinen Rücken. „Sie ist tot. Mein Lieblings Mensch ist tot!", rief er. Ich hab keine Antwort, sondern streifte ihm durchs Haar. Seine Augen waren glasig und rot. „Es wird besser, Peter." , raunte ich in sein Ohr.

Wir lagen eine Weile so da, bis er einschlief

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Wir lagen eine Weile so da, bis er einschlief. Sein verweintes Gesicht schlief und ich war wirklich froh, dass er wenigstens jetzt ein wenig Frieden fand. „Du bist der erste Junge, den ich wirklich gern habe!", flüsterte ich ihm ins Ohr. Er hörte es zwar nicht, doch ich glaube sein Unterbewusstsein hat es verstanden.

Naaa? Wie fandet ihrs? ❤️❤️❤️

I will never forgive you this |  Peter Parker, Steve Rogers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt