Jiraiya POV:
Je näher ich dem Dojo kam, desto mehr spürte ich die Spannung in meinem Körper. Ich freute mich, dass ich nach ein paar Tagen endlich wieder Training hatte. Wenn es nach mir ginge, würde ich jeden Tag herkommen.
Manchmal hatte ich das auch getan. Wenn ich Glück hatte, hatte sich Sensei Sarutobi zu ein paar Minuten extra Übungen überreden lassen. Meistens aber hatte er mich nur weggeschickt, mit der Aufgabe, die Techniken, die ich bereits kannte zu wiederholen und zu verbessern.
Ich trainierte nun schon seit mehreren Jahren Ninjutsu, doch um ehrlich zu sein, war es mir anfangs gar nicht so wichtig gewesen. Ich galt bei den anderen als Tollpatsch, dabei hatte ich es einfach sehr schwer, bestimmte Techniken zu erlernen. Ich hatte eigentlich gar kein Talent, wie es andere Kinder zeigten, weshalb ich Anfangs auch keine Lust hatte, mich anzustrengen.
Doch als ich einmal mit Orochimaru eine Technik geübt hatte, wurde mein Kampfgeist geweckt. Er hatte mir damals schmerzlichst gezeigt, wie viel besser er war- er galt als Genie - und natürlich wollte ich das nicht auf mir sitzen lassen.
Mit der Zeit wurde ich immer besser und schließlich konnte ich richtig zufrieden mit mir sein, auch mit meinem Körper.
Als ich nun das Dojo betrat, erwartete mich eine Überraschung. Tsunade stand am Rand und schaute sich alles an. Was machte sie hier? Sie war noch nie zu einem unserer Trainings gekommen.
Ich winkte ihr zu und lächelte freundlich, doch sie warf mir nur einen grimmigen Blick zu und schaute dann demonstrativ weg.
Nagut, dann eben nicht.Um ehrlich zu sein, verstand ich nicht so recht, warum sie immer so abweisend war und mir stets zu zeigen versuchte, dass sie mich nicht mochte. Wir waren doch einmal Freunde gewesen.
Ich ging also einfach an meinen Platz und wartete, dass es losging.
Als der Sensei schließlich vortrat, merkte ich jedoch ziemlich schnell, dass Tsunade nicht zum Zuschauen gekommen war, denn er sagte: "Begrüßt unser neues Trainingsmitglied, Tsunade. Sie möchte mal schauen, ob das hier was für sie ist, also strengt euch an."
An Tsunade wandte er sich mit den Worten: "Du kannst dich neben Jiraiya gesellen."
Ich wusste natürlich schon, was jetzt kommen würde und tatsächlich: ich konnte ihr Missfallen deutlich an ihrem Blick herauslesen. Wie schon gesagt: sie möchte mich nicht besonders.
Ich war mir nicht ganz sicher, was ich darüber denken sollte. Ich hatte nichts gegen sie. Eher machte ich mir Sorgen, wenn wir eventuell Übungen zusammen machen sollten. Ich war um einiges größer und schwerer als sie. Um nicht zu vergessen erfahrener.
Natürlich würde Tsunade nicht gerne mit den älteren Männern und Frauen trainieren wollen. Doch warum hatte der Sensei sie nicht Orochimaru zugeteilt? Er war zumindest leichter als ich. Mir viel auf, dass er heute gar nicht da war. Wie konnte ich das nur übersehen? Die Antwort stand nun direkt neben mir und ich schenkte ihr ein hoffentlich gutaussendes Lächeln.
Während der Sensei ein paar grundlegende Sachen für Tsunade erklärte, betrachtete ich sie von der Seite. Sie trug normale Sportsachen, denn natürlich bekam man den für unser Training typischen Anzug nicht von Anfang an. Den musste man sich erst verdienen. Doch wenn es nach mir ging, hätte sie ruhig für immer in diesem Sachen trainieren können.
Der schwarze Anzug würde doch nur alle schönen Dinge an ihr verdecken.
Bei dem Oberteil, das sie jetzt trug, spannte sich der Stoff straff über ihre Oberweite. Ein Anblick den ich schon in Alltagsklamotten genoss. So aber noch mehr.Dann begann endlich das Training. Nach der Erwärmung übten wir ein paar Grundtechniken, danach folgte Fallschule. Ich war fast schon etwas sauer, dass wir nicht an den schwierigeren Techniken arbeiten konnten, weil Tsunade heute dabei war. Aber ein Blick zur Seite reichte, um meine Meinung wieder zu ändern.
Außerdem: was sagte der Sensei immer? Wer die Grundtechniken nicht beherrschte, brauchte sich gar nicht an den schwierigeren zu versuchen. Es war also doch was Gutes und ich versuchte, auch diese Übungen ernst zu nehmen.
Bei unserem Trainings war es üblich, dass wir uns am Ende immer nochmal in einem kleinen Zweikampf ausprobieren durften. Manchmal auch ein paar Runden hintereinander. So also auch heute.
Als ich Tsunade so vor mir dastehen sah, nahm ich mir vor, lieb zu ihr zu sein, ehrlich. Ich wollte nicht alles geben, sondern ihr eine Chance lassen.
Aber Tsunade hatte keine Chance. Als ich ihre fehlende Deckung sah, wusste ich nicht, was mit mir geschah. Es war beinahe ein Automatismus geworden, die Schwächen meines Gegners zu erkennen und auszunutzen.
Ich traf ihren ungeschützten Brustkorb mit einem lockerem Schlag- sie hätte die Arme hoch und eng halten sollen- und sie taumelte nach hinten. Dann rutschte mein Fuß hinter ihren und nahm ihr mit einem Ruck das Gleichgewicht.
Sie stürzte zu Boden. Hart. In mir entflammte ein innerer Konflikt. Stolz kroch meinen Nacken empor, darüber dass ich gewonnen hatte. Dicht gefolgt von Scham darüber, dass ich mich freute, gegen ein Mädchen, noch dazu eine Anfängerin gewonnen zu haben. Schuldgefühle, dass ich ihr wehgetan hatte.
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, es überforderte mich einfach. Also tat ich das, was ich immer tat, wenn ich nicht mehr weiter wusste- lachen. In vielen Fällen machte das die Situation weniger dramatisch. Mein Gegenüber sollte mit mir lachen.
Doch das tat Tsunade nicht. Natürlich nicht.
Stattdessen wurde ihr Kopf feuerrot. Ihr Blick durchbohrte mich, als wollte sie mich damit umbringen.
Doch ich konnte nicht aufhören zu lachen. Es war eine Angewohnheit. Ich wollte die Hand nach ihr ausstrecken und ihr sagen, dass alles okay sei, doch das konnte ich nicht.
"Jiraiya", mahnte mich Sensei Sarutobi. "Das ist sehr unsportlich von dir. Man lacht nicht über einen Kameraden." Seine Worte brachten mich unmittelbar zum Schweigen.
"Ja, Sensei. Das war... überhaupt nicht so gemeint", antwortete ich lahm. Ich hörte mich an wie ein Vollidiot. Ich hätte das ganze doch nicht einmal erklären können.
Ich konnte ihn auch nicht ansehen. Ich wollte nicht seinen strafenden und noch dazu enttäuschten Blick sehen. Das war mir so noch nie passiert. Ich kannte doch die Respektregeln.
Dann beendete er die Übung und leitete die Verabschiedung ein.
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Wenn du nicht wärst (Jiraiya x Tsunade FF)
FanfictionWas wäre, wenn Jiraiya und Tsunade keine Ninja geworden wären, sondern ein ganz normales Teenagerleben führen würden. Hätte ihre Liebe dann vielleicht eine Chance? Jiraiya und Tsunade kennen sich praktisch schon immer, da sie seit der Grundschule i...