Kapitel 13

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Ich wartete geduldig, bis Tsunade anfing, zu erzählen. Es dauerte eine Weile, doch das konnte ich ihr kaum verübeln. Sie redete nicht gerne über Dan. Er musste sie ziemlich verletzt haben. Doch warum fiel gerade jetzt sein Name?

"Letztes Jahr erkrankte er an Leukämie, also Blutkrebs. Ich habe alles getan, was ich tun konnte. Ich besuchte ihn jeden Tag im Krankenhaus, doch es ging ihm immer schlechter. Er versuchte es natürlich vor mir zu verbergen, aber ich merkte es trotzdem. Es brach mir das Herz. Ich habe mich so machtlos gefühlt. Es gab wirklich gar nichts, was ich hätte tun können, um ihm zu helfen."

"Ist das der Grund warum du Ärztin werden willst? "

"Unter anderem, ja. In dieser Zeit ist in mir der Wunsch aufgekommen, nicht mehr so hilflos zu sein und anderen helfen zu können, auch denen die sich machtlos fühlen."

Also hatte sie gar nicht mit Turnen aufgehört, weil Dan es so gewollt hatte, sondern weil es ihr wichtiger war, ihn zu besuchen. Ich hatte das alles komplett falsch verstanden.

"Als er dann die Möglichkeit auf eine bessere Therapie in einer anderen Stadt bekommen hatte, wollte er nicht mehr, dass ich ihn besuchte. Er wollte nicht, dass ich mir solche Mühe und Arbeit macht und auch nicht, dass ich sah, wie es ihm ging. Wahrscheinlich wollte er auch verhindern, dass ich irgendwann miterleben müsste, wie er vielleicht starb."

"Ist Leukämie denn nicht heilbar?", fragte ich und kam mir sogleich dumm vor, weil ich rein gar nichts über diese Krankheit wusste.

"Selten. Eigentlich nur mit einer Stammzellenspende. Die ist sehr schwierig zu bekommen, da die Stammzellen genau zu deinem Körper passen müssen... Ansonsten ist Leukämie zwar behandelbar, aber man muss durch viele, schwere Behandlungen..." Sie schüttelte traurig den Kopf. "Er wollte nicht, dass ich da mit ihm durchmusste. Dabei hätte ich das geschafft. Für ihn. Ich wollte..."

Wieder rannen ihr Tränen die Wangen hinab, doch sie schluchzte nicht so herzzerreißend wie vorhin. Stattdessen sprach sie einfach weiter, ungeachtet der Tatsache, dass ihr Gesicht schon komplett nass war.

"Er verbot mir jeden Kontakt, sodass ich heute nicht einmal weiß, wie es ihm geht, ob er noch lebt."

"Es tut mir leid. Du hast sicher jetzt Angst Nawaki auf ähnliche Weise zu verlieren." Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und berührte die ihre.

"Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für total überdramatisch. Schließlich hat Nawaki was ganz anderes." Sie schüttelte beklommen den Kopf und wollte mir gar nicht mehr in die Augen schauen, so sehr schämte sie sich für ihre Verletzlichkeit.

"Was? Nein!"

Ganz und gar nicht. Ich konnte sie verstehen. Wenn ich sowas durchgemacht hätte... Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich anders reagiert hätte. Und ich konnte sie nur für ihre Willenskraft bewundern. Sie hätte sich damals und heute einfach weinend verkriechen und sich ihrem Schicksal ergeben können. Stattdessen versuchte sie zu kämpfen, für alle beide. Sie wollte nicht, dass ihnen etwas passierte.

"Aber das wirst du nicht.", sagte ich unvermittelt und riss mich so selbst aus meinen eigenen Gedanken. "Du wirst Nawaki nicht verlieren. Nicht umsonst hat man uns geschickt, diese besondere Medizin zu holen. Sie wird schon helfen."

"Ja, vielleicht." Tsunade sah noch immer nicht überzeugt aus.

"Ganz bestimmt.", beschwor ich sie zuversichtlich und lächelte. "Sieh nur, wie ruhig er schläft."

Sie antwortete nicht, betrachtete aber ihren Bruder aufmerksam und ich sah, wie sich ihre Gesichtszüge ein wenig entpannten.

"Wenn er wieder aufwacht, wird es ihm schon viel besser gehen. Außerdem sind wir ja da, um aufzupassen, falls etwas sein sollte."

"Wir?" Verwundert schaute sie mich an, wieder mit diesen weit aufgerissenen Augen. Das machte sie immer, wenn ich so etwas sagte. Als würde sie nicht glauben, dass ich für sie da sein würde.

Ich musste mich zurück halten, ihr nicht all meine Treue und Zuwendung für immer zu versprechen. Das hätte sie nur verschreckt. Stattdessen sagte ich ganz ruhig: "Na, du und ich. Du kannst dich ein bisschen ausruhen. Du brauchst deinen Schlaf. Ich wecke dich schon, wenn etwas sein sollte."

"Ich will aber hier bleiben" Sie gab einfach nicht auf. Oh man, je mehr Zeit ich mit ihr verbrachte, desto stärker wurden meine Gefühle für sie.

"Kannst du doch." Ich breitete meine Arme aus, in die sich Tsunade legen konnte. Sie zögerte, doch dann ließ sie sich darin sinken und schien sich auch schon bald zu entspannen.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich merkte, dass ihr Atem ruhiger wurde. Sie war eingeschlafen.

Keine Ahnung wie lange ich einfach so dasaß und sie betrachtete. Sie war so hübsch, so stark. Am liebsten hätte ich sie sofort zu meiner Frau gemacht. Leider ließ sie das immer noch nicht zu und jetzt hatte sie sowieso anderer Sorgen.

Irgendwann reckelte sich das Knäul im Bett neben mir.

"Hallo?", fragte Nawaki verwirrt.

"Psst", machte ich und hielt den Zeigefinger vor meine Lippen. "Deine Schwester schläft"

Nawaki setzte sich überrascht auf.

"Bist du nicht Jiraiya?", fragte er.

Ich grinste ihn an. Er erinnerte sich tatsächlich noch an mich, obwohl er damals erst 8 Jahre alt gewesen war, als ich öfter mal bei Tsunade zu  Besuch gewesen war.

"Wie fühlst du dich?", fragte ich, ganz im Namen von Tsunade. Es wäre sicher das Erste gewesen, was sie hätte wissen wollen.

"Besser", antwortete mir Nawaki und grinste mich ebenfalls an. Tatsächlich sah er ganz gut aus. Er hatte Farbe im Gesicht und seine Augen betrachteten mich munter.

"Sehr gut. Willst du was spielen?", fragte ich. Tatsächlich war ich ganz dankbar über die Ablenkung. Nur hier rumzusitzen war wirklich langweilig.

Nawaki nickte eifrig. Er holte ein Kartenspiel hervor und so verbrachten wir noch einige Zeit, bis Tsunade doch von unserem Spiel geweckt wurde.

Sie schaute nicht schlecht, doch Nawaki und ich warfen ihr nur ein breites Grinsen zu.

Ich blieb den ganzen Nachmittag. Am liebsten wäre ich auch noch über Nacht da geblieben, um sicher zu stellen, dass Tsunade sich nicht noch eine Nacht um die Ohren schlug, doch meine Mum würde sich sicher Sorgen machen, wenn ich nicht zum Abend wieder zurück war.

Zum Abschied nahm ich ihre Hand in meine. "Versprich mir, dass du auf dich aufpasst, schläfst und isst."

Tsunade nickte. "Ist schon gut. Ich schaff das. Danke, dass du da warst."

Für einen kurzen Moment versank ich in ihren wunderschönen braunen Augen und den liebevollen Blick, den sie mir schenkte. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung...

"Hab ich gern gemacht", antwortete ich mit heiserer Stimme.

Wenn du nicht wärst (Jiraiya x Tsunade FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt