Kapitel 12

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Tsunades POV:

Als wir wieder beim Sensei ankamen, erzählten wir ihm alles, was passiert war. Er wirkte überrascht. "Ist mit euch alles okay?"

Natürlich. Ich war tatsächlich mit meinen blauen Flecken, die ich an meinen Armen bekommen würde, noch am besten davon gekommen.  Jiraiya lief immer noch gekrümmt, auch wenn er es so gut es ging zu vertuschen versuchte. Und Orochimaru hatte ein dickes blaues Auge.

"Warum haben sie uns nicht gesagt, dass Leute scharf auf den Wirkstoff sind?"

Ich war erschöpft, aber auch irgendwie wütend darüber, dass unser Sensei uns in so eine gefährliche Lage gebracht hatte, ohne uns vorher zu warnen. 

"Tut mir leid, ich hatte nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren würde. Ich werde mich darum kümmern. Vielleicht kann die Polizei herausfinden, wer diese Typen waren. Ihr müsst euch darüber keine Sorgen machen."

Als ich nach Hause kam, war es bereits später Nachmittag. Wahrscheinlich würden wir bald anfangen das Abendessen vorzubereiten. Ich war so kaputt, eigentlich hatte ich dazu gar keine Lust.

Doch als ich die Tür unseres Hauses öffnete, war etwas komisch. Ich brauchte einen Moment, bis ich realisierte, was es war. Es war verdammt still. Niemand begrüßte mich und was mich besonders wunderte, war dass Nawaki nicht angerannt kam. Vielleicht war er gar nicht da, sondern spielte irgendwo...

Ich trat ein.

"Hallo Tsunade.", hörte ich dann doch noch die Stimme meiner Mutter. "Komm hier rüber." Sie war in Nawakis Zimmer.

Jetzt wurde mir doch irgendwie bang. Mit wackeligen Schritten bewegte ich mich in Richtung Zimmer. Als ich in die Tür trat, sah ich, was ich bereits befürchtet hatte. Nawaki lag in seinem Bett, ganz eingesunken und sah leichenblass aus.

"Was...?", krächzte ich, obwohl ich bereits wusste, was los war. Nun fiel mein Blick auf meine Mutter, die neben dem Bett saß. Bedrückt schaute sie mich an. 

"Er muss sich irgendwas eingefangen haben."

Schnell stürmte ich zu Nawakis Bett und kniete mich davor. "Hey, Kleiner.", sagte ich mit sanfter Stimme und fuhr ihm mit zittriger Hand über die Stirn.

Er lächelte mich dankbar für die Zuwendung an und krächzte eine kurze Antwort. Ich konnte sehen, wie schlecht es ihm ging. 

"Hat er sich diese Krankheit eingeschleppt, die gerade unter den Kindern rum geht?",  fragte ich.

"Kann schon sein, aber das können wir ohne einen Arzt noch nicht sagen." Das war mein Großvater.

Ich drehte mich hastig um. Jetzt stand er dort, wo ich vor wenigen Augenblicken gestanden hatte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte allgemein gefasst. Ich war erleichtert, ihn zu sehen. Er wusste immer, was zu tun war.

"Ich bin froh, dass ihr das Medikament heute abgeholt habt. Jetzt wird es den Kindern im Dorf bald wieder besser gehen."

Wie immer war er interessiert daran, dass es allen gut ging. Wenn es um die Dorfmitglieder ging, war das für ihn so, als würde es sich um seine eigene Familie handeln. Aber mir war das im Moment egal. Ich wollte nur, dass es Nawaki wieder gut ging. Dass er wieder rumspringen und spielen konnte.

"Können wir nicht einfach...?"

"Nawaki die Medizin geben? Nein, die wäre viel zu stark, wenn er doch nur erkältet ist. Wir müssen ihn morgen früh von einem Doktor anschauen lassen, der kann das Medikament verschrieben." Großvater verschränkte die Arme.

"Können wir denn gar nichts machen?", flehte ich. 

Nun trat er zu uns heran und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Wir können nur dafür sorgen, dass das Fieber ein bisschen runter geht."

Ich senkte den Blick. Ich musste die Tränen unterdrücken, die jetzt in meine Augen stiegen. Ich wollte nicht, dass er sie sah. Ich wollte nicht, dass er merkte, wie sehr mich diese Antwort kränkte.

Am liebsten wäre ich schon längst Ärztin gewesen und hätte meinem Bruder sofort geholfen. Aber diese Krankheit kannte ich nicht. Ich hatte nichts darüber gelesen, wusste nicht, was man tun könnte. Ich würde einfach das tun müssen, was Großvater gerade gesagt hatte.

Ich wollte die ganze Nacht bei ihm bleiben und da sein, wenn etwas war.

Am Ende setzte ich auch genau das durch. Egal, wie sehr meine Eltern auch betonten, ich solle mir eine Pause nehmen. Ich half Nawaki etwas Suppe zu essen und aß letztendlich selbst genauso wenig wie er.

Ich wachte auch an seinem Bett. Ich wusste, dass ich eh nicht schlafen konnte. Ich machte mir die ganze Zeit Vorwürfe in letzter Zeit keine gute Schwester gewesen zu sein. Ich war viel zu beschäftigt gewesen mit meinen eigenen Sachen, dass ich viel weniger Zeit mit Nawaki verbracht hatte. Sonst hatte ich oft mit ihm gespielt.

Am nächsten Tag weigerte ich mich, zur Schule zu gehen. Für einen Tag würde das doch mal in Ordnung sein. Und da meine Familie merkte, dass sie mich nicht überzeugen konnten, was anderes zu tun, ließen sie mich.

Am Morgen kam der Arzt vorbei und erklärte uns, dass Nawaki tatsächlich diese Krankheit hatte und verschrieb ihm das Mittel. Wenigstens hatte ich es gestern geholt. Ein kleines bisschen, was ich für ihn hatte tun können.

Nach dem Mittag klingelte es. Ich scherte mich nicht weiter darum, bis ich merkte, dass jemand in Nawakis Zimmer stand.

Ich drehte mich um. Ich saß immer noch vor Nawakis Bett. Gerade laß ich ihm vor, damit er sich ein bisschen ablenken konnte.

Es war Jiraiya. Seine weißen Haare trug er wie immer verstrubbelt und auch sonst sah er wie immer aus. Doch sein Anblick, hier in meinem Zuhause, war ungewohnt. Es war so lange her, dass er einmal hier gewesen war. Ich konnte gar nicht richtig verstehen, dass er wirklich hier war.

"Du? Was machst du hier?", fragte ich verwundert.

"Du warst heute nicht in der Schule. Da habe ich mich gefragt, ob alles in bei dir Ordnung ist. Du siehst schrecklich aus, hast du überhaupt geschlafen letzte Nacht?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nein das ist es nicht. Nawaki ist krank und ich... Ich kann nichts machen."

Ich merkte, wie mir Tränen in die Augen traten. Nein! Ich wollte jetzt nicht weinen! Auf gar keinen Fall.

Mit wenigen Schritten war Jiraiya bei mir, kniete sich zu mir herunter und zog mich an sich. 

In diesem Moment war ich einfach froh, dass er da war und ließ mich in seine Arme fallen. Dieses Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit kam zurück, obwohl ich es seit gestern verloren geglaubt hatte. 

Er schlang die Arme um mich und errichtete so eine Burg für mich, in der ich mich zurückziehen konnte. Er brauchte nicht einmal etwas sagen. Jiraiya, der sonst immer und in jeder Situation der erste war, der das Maul aufriss, war jetzt ganz still.

Plötzlich übermannte mich meine Angst. Ich fing an zu weinen, regelrecht zu schluchzen. Am Anfang versuchte ich noch, meine Tränen aufzuhalten, merkte jedoch sehr schnell, dass ich es nicht schaffte. Dann war es mir plötzlich egal, dass Jiraiya mich so sah, dass er mich sogar für schwach und quängelig halten könnte. Ich spürte nur noch den Schmerz und die Verzweiflung, die meinen sorgsam aufgebauten Damm durchbrachen. 

"Tsunade?!", rief Jiraiya aus, sichtlich überfordert wegen einem weinendem Mädchen. "Bitte hör auf, ich weiss doch gar nicht, was ich machen soll."

Er sah so verloren und hilflos aus. So, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Und das tröstete mich, munterte mich sogar ein wenig auf. Ich war nicht die einzige, die sich idiotisch benehmen konnte. 

Ich wischte mir über die Augen. Für einen kurzen Moment konnte ich mich beruhigen.

"Oh zum Glück. Ich dachte schon, ich müsste heute den Boden wischen."

Ich lachte. Es war so ein dummer Witz. 

"Was war denn los?", fragte er ruhig. Seine Stimme klang ganz ruhig. So hörte ich ihn nur mit mir reden.

Ich blickte hinab auf meine Hände. Verdammt, ich spürte schon wieder die Tränen hochkommen.

Zum zweiten Mal innerhalb der letzten Tage, sprach ich nun über ihn. "Dan"

Wenn du nicht wärst (Jiraiya x Tsunade FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt