Jiraiyas POV:
Dem Sensei die Glöckchen abzunehmen würde nicht einfach werden. Nicht umsonst war er Sensei geworden. Das hieß nicht, dass ich es nicht versuchen wollte. So feige war ich nicht. Doch ich wollte erst einmal die Lage sondieren.
Aus einiger Entfernung beobachtete ich Tsunade, wie sie den Sensei immer wieder blindlings angriff. Sie hatte keine Ahnung was sie tat. Es tat mir schon irgendwie leid. Ich verstand immer noch nicht, was Ziel dieser Übung sein sollte.
Dann fiel Tsunade ins Gebüsch und war danach kurze Zeit später verschwunden. Okay, also beobachtete ich den Sensei. Nur kurz, ich wollte ihm keine Verschnaufpause gönnen. Doch ich wartete auf Orochimaru. Ich hatte ihn noch gar nicht angreifen sehen.
Egal jetzt. Das war meine Gelegenheit. Ich schlich mich von hinten an den Sensei an, streckte meine Hände nach den Glöckchen aus und wurde sofort auf den Boden geschmettert. Ich stöhnte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich hätte das kommen sehen müssen.
Plötzlich bemerkte ich, dass Tsunade erneut angriff, doch nicht allein. Orochimaru kam von der anderen Seite. Bildeten sie etwa ein Team?
Nach einigen Versuchen der beiden, war ich mir sicher. Verdammt, das machte Orochimaru um mir eins auszuwischen. Ich war mir sicher, dass er es nicht aus Mitleid oder Hilfsbereitschaft Tsunade gegenüber tat. Sowas interessierte ihn nicht wirklich. Viel eher wollte er, dass ich keine Glocke bekam. Es gab nur zwei, daher musste es einen Verlierer geben.
Zwischen Orochimaru und mir herrschte schon seit längerem eine Rivalität, mit der wir uns gemeinsam zu noch höheren Leistungen pushten. Doch manchmal war das eben auch sehr gemein.
Ich ließ das natürlich nicht auf mich sitzen. Sofort startete ich meine eigene Strategie. Teils versuchte ich die Taktik der beiden zu stören, teils nutzte ich sie als Ablenkung. Doch nicht genug. Ehrgeiz stieg in mir auf. Sie wurden immer besser, ich musste schneller sein. Ich konnte nicht zulassen, dass Orochimaru eine der Glöckchen in die Finger bekam.
Doch dann hörte ich Tsunade freudig rufen. "Ha! Wir haben es geschafft." Sie hielt beide Glöckchen in die Höhe, dann reichte sie eine an Orochimaru weiter.
Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie sie das geschafft hatte. Doch anscheinend hatte sie ihre Chance genutzt und gleich beide Glöckchen zu fassen bekommen.
"Gut gemacht", stellte unser Sensei zufrieden fest.
Ich kam nicht umhin, sie zu bewundern. Sie war nur eine Anfängerin. Obwohl Orochimaru ihr geholfen hatte, letztendlich war sie diejenige, die die Glocken in der Hand hielt.
Außerdem sah sie einfach wunderschön aus, wenn sie sich freute. Ich wusste nicht, wann ich sie das letzte Mal so gesehen hatte. Doch ich stellte fest, dass es mir sehr viel besser gefiel als die wütenden Blicke, die ich wegen meiner Scherze immer abbekam.
In mir regte sich das Bedürfnis, sie immer so zu sehen, diesen Ausdruck zu erhalten und... dass sie auch mal wegen mir so schauen könnte.
"Okay ihr zwei. Ich bin sehr stolz auf euch. Ihr könnt nun nach Hause gehen. Du Jiraiya, musst noch hier bleiben und deine Strafe absitzen.", hörte ich Sensei Sarutobi plötzlich sagen.
"Meine was?", nörgelte ich. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich konnte doch schlecht was dafür, dass die beiden gewonnen hatten. Sollte er ihnen doch einfach eine Belohnung geben, anstatt mir eine Strafe aufzubrummen.
Kurz schaute ich zu Tsunade. In ihren braunen Augen lag ein betroffener Ausdruck. Oder bildete ich mir das ein? Doch dann drehte sie sich zum Sensei, verabschiedete sich und ging mit Orochimaru davon. Beide sagten kein Wort zu mir.
Erschöpft und frustriert ließ ich mich auf den Waldboden fallen.
Sensei Sarutobi kam zu mir und setzte sich im Schneidersitz neben mich. Für einen Moment herrschte Stille. Dann betrachtete er mich mit einem missmutigen Blick und fragte: "Was ist nur los mit dir? Ich hätte echt mehr von dir erwartet. Deine Technik war wirklich schlecht. Nicht zu vergessen deine Taktik"
"Ich hab mein Bestes gegeben, Sensei", antwortete ich lahm. Was wollte er denn von mir hören?
"Das sah für mich nicht so aus. Du bist eigentlich viel besser. Aber es wirkte, als hätten deine Emotionen die Oberhand übernommen." Er schloss die Augen und faltete die Hände in seinem Schoß. "Deswegen warst du unkonzentriert und unsauber."
Ich nickte. Vielleicht hatte er recht.
"So kenn ich dich eigentlich gar nicht.", fügte er noch hinzu. Es klang beinahe... sanft.
"Ich weiss es nicht, Sensei. Tut mir leid." Ich konnte ihm unmöglich erklären, was in mir vorgegangen war. Ich wollte es mir nicht einmal selbst eingestehen.
"Lass deine Gefühle nicht so viel Kontrolle über dich erlangen." Er nickte mir aufmunternd zu. Ja ganz toll.
"Ja Sensei. Ich werd mir mehr Mühe geben" Ich hörte mich lahm an. Wie eine Kassette, auf der nichtsaussagende Sätze aufgezeichnet waren.
Doch dabei wollte er es nicht belassen. "Ihr wart mal Freunde, oder?"
Ich schreckte hoch. "Was meinen Sie?"
"Tsunade und du", erklärte er sich. Ein leichtes Lächeln tauchte auf seinem Gesicht aus.
Ich spürte, wie erst meine Ohren und dann meine Wangen heiß wurden. Ich räusperte mich. "Sind wir aber schon lange nicht mehr"
"Und das ist deine Schuld, oder?"
"Sensei!" Wie konnte er sowas einfach so behaupten? Er hatte doch keine Ahnung.
"Tut mir leid. War nur eine Vermutung." Ich senkte den Blick. Wenn ich ganz ehrlich zu mir war, könnte es sogar sein, dass er recht hatte. Ich hatte zugelassen, dass die anderen Jungs sie aus unseren Aktivitäten ausschlossen. Und das, obwohl mir Tsunade keinesfalls unwichtig geworden war. Ja, es war bescheuert, aber was hätte ich denn tun sollen?
"Wenn dir wirklich etwas an Tsunade liegt, solltest du dich bei ihr entschuldigen. Dafür dass du ihr wehgetan hast und ganz besonders dafür, dass du gelacht hast."
Natürlich. Ich hatte gehofft, dass wir alle die ganze Sache einfach hätten vergessen können. Aber schon als der Sensei nach dem Training mit mir hatte sprechen wollen, war mir klar gewesen, dass das nicht möglich sein würde. "Es war… keine Absicht und auch nicht abfällig gemeint"
Ich hatte mich noch nie bei einem Mädchen entschuldigt. Nicht als ich eines begafft oder beobachtet hatte und auch sonst nicht, wenn sich eines aufgeregt hatte. Es war mir schlichtweg egal gewesen. Doch bei Tsunade...
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Wenn du nicht wärst (Jiraiya x Tsunade FF)
FanfictionWas wäre, wenn Jiraiya und Tsunade keine Ninja geworden wären, sondern ein ganz normales Teenagerleben führen würden. Hätte ihre Liebe dann vielleicht eine Chance? Jiraiya und Tsunade kennen sich praktisch schon immer, da sie seit der Grundschule i...