Kapitel 6

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Kapitel 6:

Während Loan auf einem Hocker an seiner Werkbank saß, saß Luna darauf und beobachtete ihren Vater. Er war gerade dabei einen Entwurf für den Dolch zu zeichnen, doch Luna fand das sehr langweilig, sie wollte lieber sofort an ans schmieden gehen. Ungeduldig rutschte sie hin und her.

„Vater, wie lange brauchst du denn noch?", fragte sie.

„Nicht so ungeduldig. Ich bin ja gleich fertig, Kurze.", lachte Loan und legte den Stift beiseite. Er erhob sich und ging dann zurück in den Hauptraum der Schmiede, Luna lief ihm eilig hinterher. Loan hatte bereits alles zusammen gesucht, was er brauchte für den Griff hatte er sich etwas Besonderes Überlegt. Er wollte ihn aus dem Geweih des Hirschs herstellen, den er gestern erlegt hatte.

„Jetzt pass, aber auch gut auf Luna.", meinte er noch zu seiner Tochter, die sich schon wieder auf die Werkbank gesetzt hatte, ehe er begann.

Nach etwa zwei Stunden war Loan fertig, Luna war zwar etwas endtäuscht das sie ihm nicht wirklich helfen konnte, tröstete sich aber damit das sie den Dolch bald benutzen konnte.

„Und was denkst du?", fragte Loan nun und hielt ihr den Dolch hin. Vorsichtig nahm Luna den Dolch in die Hand und betrachtete ihn von allen Seiten. Wie für Zwergenwaffen üblich, war der Dolch für seine Größe sehr schwer. Doch fühlte er sich gut in ihrer Hand an.

„Er ist wunderbar.", sagte sie leise und sah ihren Vater wieder an.

„Freut mich zu hören. Aber du musst mir etwas versprechen, du darfst den Dolch nur mit dir herum tragen wenn wir im Wald zum Jagen sind, oder zum Training. Verstanden?", fragte Loan.

„Natürlich, Vater.", antwortete sie ihm und steckte den Dolch in die Scheide an ihrem Gürtel. Ehe sie ihrem Vater wieder um den Hals fiel. Sie wusste, dass ihr Vater sich gegen die zwergische Tradition stellte, nur damit sie glücklich war und dafür war sie ihm unendlich dankbar. Immer hatte sie versucht sich anständig zu benehmen, wie ein Mädchen eben, doch das war sie einfach nicht. Sie wollte ihren Vater nicht endtäuschten, das war ihr jetzt am wichtigsten.

„Ich werde dich nicht endtäuschen, Vater.", flüsterte sie und vergrub ihr Gesicht in seinen braunen Haaren. Sachte drückte Loan Luna an sich, er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte und er war stolz auf sie.

Es war etwa eine Woche vergangen, als Luna abends ungeduldig auf ihren Vater wartete. So gerne hätte sie ihn zu Byron begleitet, aber Loan wollte alleine zu Byron. Er glaubte, dass es zu auffällig gewesen wäre, wenn Luna ihn schon wieder in den Wald begleiten würde. Nun saß sie also auf einem Fell neben dem Kamin und fuhr mit einem Schleifstein langsam über ihren Dolch. Sie hatte fast die ganze Woche geübt den Dolch richtig zu werfen. Auf ihrer Lichtung hatte sie an einem Baumstumpft geübt, mit mehr oder minder gutem Erfolg, doch davon wollte sie sich nicht abschrecken lassen. Sie hatte so viel Spaß gehabt, wie schon lange nicht mehr, keine Livanny, die sich über sich lustig macht und sie beleidigt, keine Langeweile. Und ab dem morgigen Tag sollte es sogar noch besser werden. Wenn ihr Vater doch nur nicht so lange brauchen würde, doch da fiel die Tür zur Stube auf einmal ins Schloss und Luna schreckte auf. Sofort legte sie Dolch und Schleifstein beiseite und lief zu ihrem Vater, dieser stellte gerade den ledernen Rucksack ab und legte ein längliches Bündel auf die Truhe neben ihm. Überschwänglich sprang Luna ihrem Vater in die Arme.

„Hallo, Kurze. Hast du etwa die ganze Zeit auf mich gewartet?", fragte er und drückte sie an sich. Luna nickte nur eifrig und grinste ihren Vater an. Loan ließ sie schließlich wieder runter und nahm das Bündel wieder von der Truhe.

„Aber ich glaube du hast auf noch etwas gewartet. Willst du ihn auspacken? Ich habe ihn selber auch noch nicht gesehen.", meinte er und sah seine Tochter fragend an, diese nickte nur. Loan fing an zu grinsen und ging zusammen mit Luna in die Stube, das Bündel legte er auf eines der Felle und setzt sich Luna gegenüber. Zwischen ihnen lag das Bündel, Luna fing an es aufgeregt zu öffnen und zum Vorschein kam ein dunkler Bogen. Es war ein Jagdbogen aus Eibenholz, er erinnerte sowohl an Bögen von Menschen, als auch von Zwergen. Er unterschied sich sehr von Loans Bogen, bei seinem dachte man sofort er wäre von einem Zwerg gefertigt worden, bei Lunas nicht. Das Mittelstück war, wie bei Zwergen üblich, dicker und auch etwas schwerer, aber die Wurfarme waren länger als bei Zwergenbögen, auch waren sie schmaler. Man konnte schon fast sagen filigraner. Daneben lagen etwa zwei Dutzend Pfeile aus hellem Kiefernholz, die Eisenspitzen waren eine einfache Schmiedearbeit. Doch waren sie trotzdem nicht zu unterschätzen. Staunend nahm Luna einen der Pfeile in die Hand, langsam drehte sie ihn und betrachtete die Adlerfedern, dann nahm sie die Bogen.

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