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Ardy

"Soviel zum Thema aufwärmen. Die Dusche ist arschkalt. Hat dieser Luxuscampus kein Geld mehr für warmes Wasser?"
Taddl fing an zu Lachen. "Sorry, hab ich vergessen. Unsere Dusche ist kaputt."
"Mhm. Hast du mit Absicht gemacht.", sagte ich grinsend.
"Wenn du willst, kannst du diese Nacht hierbleiben. Also, du musst das nicht, aber..."
"Doch klar. Ich kann mich doch gerade erst an dich erinnern."
Taddl lachte, aber als ich mich in sein Bett legte schaute er mich mit einem nicht identifizierbaren Gesichtsausdruck an.
"Alles okay?", fragte ich verwirrt.
"Erinnerst du dich an alles, was uns angeht?"
"Naja... Ich weiß, wie wir zusammengekommen sind, wie du mich verändert hast und ich dich was unsere Sicht auf Geld angeht. Oh und wie ich dir damals einen geblasen habe obwohl du abgestritten hast, dass du auf Typen stehst bist. Aber ich hab es damals schon gewusst."
"Daran wirst du mich ewig erinnern oder?"
"Auf jeden Fall.", sagte ich lachend. "Aber... Irgendwie hab ich schon das Gefühl, dass irgendwas zwischen uns ist, was ich vergessen habe. Tue ich das?"
"Bitte Ardy, reden wir jetzt nicht darüber, ja? Du wirst dich bald an alles erinnern."
Ich seufzte und lehnte meinen Kopf gegen die Wand.
"Du hörst dich an wie alle Anderen auch..."
"Und? Es stimmt doch. Du erinnerst dich langsam immer mehr. Verlang deinem Körper nicht zu viel ab. Er musste genug durchmachen die letzten Wochen."

(...)

Ich spürte seine Atmung und hörte seinem Herzschlag zu. Seine warmen, starken Arme lagen schützend um meinen Körper. 
Wir lagen hier. Gemeinsam. Wie vor meinen Unfall. Alles war perfekt und immer noch fragte ich mich, wie ich ihn jemals vergessen konnte.
Langsam schloss ich meine Augen und driftete bald in den Schlaf ab.

"Nein, Ardy. Lass es einfach, okay? Ich bin deine Entschuldigungen und Ausreden satt. Jedes Mal gebe ich dir eine weitere Chance und jedes Mal versaust du es. Ich hab da keine Lust mehr drauf und ich will dich auch nicht irgendwann im Knast besuchen müssen! Ich habe dir hundertmal gesagt warum ich es nicht gut finde, dass du dich prügelst, aber anscheinend ist dir das ja egal."
"Ist es mir nicht! Ich liebe dich Taddl! Wirf unsere Beziehung nicht einfach hin!"
"Ich bin nicht derjenige der alles hinwirft, sondern du. Du hast es versaut. Und dieses mal für immer."
"Taddl, ich-"
"Steig einfach aus, okay?"

Durch diese Erinnerung wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Da war dieses komische Gefühl wieder, doch dieses mal wusste ich woher es kam.
Wir hatten einen Streit und es war wegen Maddox. 
Und plötzlich erinnerte ich mich wieder an alles. Maddox Drohungen, die Prügeleien mit ihm. Ich erinnerte mich sogar an Colin und dass er nun irgendwo obdachlos in Spanien saß. Natürlich vollkommen verdient. 
Ich weiß, dass Taddl nichts mehr mit mir zutun haben will. Und jetzt lieg ich hier bei ihm im Bett, obwohl er keinen Bock auf mich hat.
Das erklärte auch die komische Stimmung zwischen uns beiden.
Ich musste hier unbedingt weg, bevor Taddl aufwachte. Hätte ich das eher gewusst, wäre ich sofort gegangen und gar nicht erst über Nacht geblieben.
Leise stand ich auf und schlich mich aus dem Bett. Ich nahm mein Handy vom Tisch und suchte nach meinen Klamotten. Dabei hörte ich wie sich Taddl im Bett bewegte.
"Was tust du?", fragte er verschlafen.
"Ich gehe."
"Was? Warum?"
Sofort war er hellwach und machte das kleine Licht an, welches neben seinem Bett hing.
"Ich hätte nicht hierbleiben sollen...", sagte ich nur. 
"Wieso? Was ist denn los?"
"Ich erinnere mich an unseren Streit..."
"Scheiße... Ardy, bleib bitte."
"Nein. Ist schon okay. Da ist nichts mehr zwischen uns. Wir sollten getrennte Wege gehen."
Ich wollte gerade die ersten Schritte zur Tür machen, als Taddl mich am Arm packte, damit ich stehen blieb.
"Bleib hier. Ich muss mit dir reden... Bitte..."
Ich war verwirrt. Er wollte doch nichts mehr mit mir zu tun haben. Und dann soll ich doch plötzlich bleiben?
"Pass auf, als du im Koma lagst, ist mir einziges klar geworden. Ich liebe dich immer noch. Ich habe nie aufgehört dich zu lieben und ich habe einen verdammten Fehler gemacht. Ich hab dir nie wirklich zugehört und dich erklären lassen. Ich war sauer und enttäuscht von dir, aber das war falsch. Es war falsch von mir, dass du mir nicht alles vernünftig erklären konntest, obwohl du es dir ganze Zeit versucht hast. Deswegen bitte ich dich jetzt... erkläre es mir."
Ich stand einfach wie angewurzelt da und wusste nicht was ich sagen oder tun sollte. Im ersten Moment musste ich kurz meine Gedanken sortieren. Ich hatte schließlich keine Ahnung was ich ihm alles schon mal erzählt hatte und ob ich mich überhaupt richtig erinnere. 
"Also... Maddox wollte 200€ von mir haben um Colin wieder hierher zubringen. Er hat mir gedroht. Hat gesagt, dass sein kleiner Bruder Lille mobben wird, wenn ich ihm das Geld nicht gebe. Dann zog er dich mit rein und hat dich beleidigt. Er hat mir den Schuld an dem Tod meiner Mutter gegeben."
Nach diesem Satz musste ich eine kurze Pause einlegen um die Tränen runter zu schlucken, welche hochkamen. Ich werde jetzt nicht heulen.
"Da wurde es mir zuviel. Ich konnte es nicht zulassen, dass er die Personen die mir nahe standen mit reinzieht. Und als ich ihn dann verprügelt habe, hat er mich angezeigt, obwohl er derjenige war, der eine Waffe auf mich gerichtet hatte."
"Warte, was?", unterbrach Taddl mich. "Er hat eine Waffe auf dich gerichtet und du bist trotzdem auf ihn losgegangen?"
"Dumm oder?"
"Ziemlich. Aber erzähl weiter."
"Naja, unseren Streit kennst du ja... Eines Tages bin ich dann zum Grab meiner Mom gegangen. Und als ich wieder nachhause lief, stand Maddox vor mir. Er verlangte plötzlich 600€ von mir. Und dann hab ich von jemanden einen Schlag auf den Kopf bekommen..."
Die ganze Szene spielte sich nochmal vor mir ab und plötzlich kam mir ein erschreckender Gedanke.
"Colin!", rief ich plötzlich.
"Was...?", fragte Taddl verwirrt.
"Er hat mir den Schlag verpasst. Er ist wieder hier..."

Remember us || Fortsetzung von Different WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt