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Taddl

Ich hatte mir tatsächlich mehr vom Wochenende erhofft. Dass es so wird wie... früher...
Wie mit Ardy...
Aber so war Pascal nicht. Er war das komplette Gegenteil. Er war schüchtern. Und wir kamen auch irgendwie nicht voran in unserer Beziehung. Oder was auch immer das zwischen uns war. Ich würde ihn so gerne berühren. Jeden Zentimeter seines Körpers erforschen und dabei zusehen, wie er auf mich reagiert. Wie er meinen Namen stöhnt.

Aber es war Ardy.
Und Ardy machte keine halben Sachen.
Er leckte mit seiner Zunge über mein Glied und schaute dabei zu mir nach oben. Oh mein Gott, er machte mich wirklich heiß.
Ardy legte einer seiner Hände auf meinen Oberschenkel, mit der anderen hielt er mein Glied und nahm es vollständig in den Mund. Ich stöhnte laut und vergrub meine Hand in seinen Haaren. Ardy wurde mal schneller und dann wieder langsamer.
"Ardy...", sagte ich atemlos.
Ich spürte, dass ich kurz vor dem Orgasmus stand.
Ardy machte einfach weiter und wurde wieder schneller. Erneut fuhr er mit seiner Zunge auf und ab. Dann fand er die perfekte Geschwindigkeit, welche mich zum Kommen brachte.
Ardy schluckte es zufrieden runter, wischte sich mit seinem Daumen einmal über die Lippen und leckte dann seinen Daumen ab.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Pascal aus der Dusche kam. Seine blonden Haare fielen ihm ins Gesicht.
"Die Dusche wurde immer noch nicht repariert.", meckerte er.
Seit Tagen mussten wir mit kaltem Wasser auskommen und irgendwie tat der Hausmeister nichts dagegen.
"Komm her.", sagte ich zu ihm und rückte auf meinem Bett ein Stück zur Seite. "Ich wärme dich."
"Ich muss noch lernen...", sagte er leise und setzte sich an seinen Schreibtisch.
Ich seufzte leise und starrte an die Decke. "Pascal?"
"Hm?"
"Was ist das zwischen uns?"
Es entstand eine kurze Stille, die ich aber zuließ, da er wahrscheinlich überlegte. Doch als länger nichts von ihm kam, schaute ich nach rechts zu ihm. Er schaute einfach auf den Schreibtisch und schien wohl zu überlegen.
"Weiß ich nicht...", sagte er letztendlich.
"Ich auch nicht.", sagte ich wahrheitsgemäß und setzte mich an die Bettkante. "Weißt du, ich mag dich. Du bist echt cool. Aber ich glaube zwischen uns sollte nichts laufen."
"Ja... Das glaube ich auch..."
"Wir sind einfach zu verschieden."
Nun schaute er zu mir auf. Er sah nicht traurig aus. Also nicht so richtig. Ich denke, er dachte auch schon länger über uns nach.
"Wie wäre es mit einfachen Freunden?", schlug ich ihm vor.
Ein Lächeln überkam seine Lippen. "Das ist eine gute Idee."
"Okay. Ich lass dich dann mal lernen und laufe eine Runde über den Campus."
"Viel Spaß. Aber denk dran, dass sie Regen gemeldet haben."
"Ja, Mama.", sagte ich lachend, weswegen auch Pascal lachte.
Ich zog mir eine dünne Jacke über und lief dann los. Der Flur vom Wohnheim war fast wie leergefegt. Was mich aber nicht wunderte. Es war Sonntagnachmittag und die meisten kamen erst am Abend zurück. Draußen war es sehr ruhig. Es war bewölkt, aber nicht kalt. Doch Pascal sollte wahrscheinlich recht behalten. Es sah sehr nach Regen aus. Bevor es aber wirklich anfing zu regnen, wollte ich noch eine kurze Runde laufen und frische Luft schnappen. 
Ich musste einfach mal alleine sein und den Kopf freibekommen. Irgendwie konnte ich Ardy immer noch nicht vergessen. Egal, wie sehr ich es versuchte. Ich dachte, ich könnte mich mit Pascal ablenken, doch das ging nach hinten los. In jeder möglichen Situation verglich ich ihn mit Ardy. Das war unfair ihm gegenüber. Doch als ich Ardy am Wochenende gesehen habe, kam irgendwie alles wieder hoch. Unser Streit. Unser dummer unnötiger Streit, welcher gar nicht erst zustande gekommen werden, wenn ich ihn hätte erklären lassen.
Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als mich plötzlich jemand am Arm zog und dann gegen eine Mauer drückte.
Es war Maddox. Und scheiße, sah er wütend aus.
"Anscheinend liegt Ardy nichts an dir.", sagte er. "Sonst wäre ich jetzt nicht hier und müsste das tun."
Ardy? Aber er kann sich doch gar nicht an mich erinnern. Was redete Maddox da? Und was genau muss er tun?
Die letzte Frage beantwortete sich relativ schnell als er plötzlich ein Messer zückte und es mir an die Kehle hielt.
"Ich will das wirklich nicht tun. Du musst mir glauben. Ich will kein Mörder werden.", sagte er. "Aber ich muss es tun. Mir bleibt keine andere Wahl."
Mein Herz raste wie verrückt. Was sollte ich jetzt tun? Sollte ich mich wehren? Aber wie? Er hielt mir ein Messer an die Kehle. Was sollte ich schon groß ausrichten? Eine falsche Bewegung und ich war tot. Wenn ich das gleich nicht sowieso bin.
"Ardy hätte mir einfach das Geld geben sollen. Aber er ist nicht aufgetaucht."
Natürlich nicht, er wusste nicht wer ich bin. Warum sollte er sich um einen Fremden kümmern?
"Es tut mir wirklich leid Taddl. Wirklich, wirklich leid. Du wirst das nicht verstehen warum ich das tue. Aber es geht um mehr als das Geld... Es tut mir so leid."

Ardy

Dieser scheiß verfickte Zug. Konnte der Schaffner nicht ein wenig mehr Gas geben, damit ich noch rechtzeitig ankam?
Ich hatte mich dazu entschieden den Zug zu nehmen, da dies der schnellste Weg war. Wenn der Schaffner nicht so langsam wäre. Es sind 40 Minuten mit dem Zug und meine Nervosität stieg immer weiter.
Luna hatte Taddl bereits versucht anzurufen, doch er ging nicht ans Handy. Und auf Nachrichten antwortete er auch nicht. Ich hatte wirklich Angst, dass es bereits zu spät war. Aber so schnell konnte Maddox nicht da sein. Wir hatten direkt neben unserer Straße einen kleinen Bahnhof. Da Maddox auch kein Auto hatte, wird er wahrscheinlich auch mit dem Zug gefahren sein. Und das hieß entweder, dass er schon einen Zug eher genommen hat. Dann hätte er aber unsere "Verabredung" um 14 Uhr nicht einhalten können. Oder er sitzt gerade in dem gleichen Zug wie ich, dann müssten wir also gleichzeitig bei Taddl ankommen. Oder er nimmt einen Zug später, was optimal wäre, weil ich dann eher da wäre.
Die ganze Fahrt über versuchte ich mich daran zu erinnern wer Taddl war und warum er mir soviel bedeutet hat. Und wieso tat er es jetzt nicht mehr? War ich ihm vielleicht nie wichtig? Wusste er vielleicht nie von meiner Existenz? Sonst wäre er doch nachdem ich aus dem Koma aufgewacht bin nochmal auf mich zugekommen oder nicht? Oder die Anderen hätten mich langsam wieder an ihn herangeführt, so wie sie es bei Ilja, Killian und den Anderen auch getan haben. Und dann war da auch immer noch dieses komische Gefühl was ich hatte. Eine Art Leere, die nicht verschwand. Würde Taddl vielleicht diese Leere füllen, wenn ich mich an ihn erinnern könnte? Aber wahrscheinlich war das alles auch einfach nur Einbildung.
Seufzend lehnte ich meinen Kopf gegen die Scheibe und beobachtete die vorbeifahrende Landschaft. 
Ich hoffte nur, dass alles gutgehen wird. Es muss alles gutgehen. 

Remember us || Fortsetzung von Different WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt