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Ardy

Ich hatte wirklich absolut keinen Bock auf Karins Geburtstag. Und trotzdem war ich hier. Und Taddl auch. Denn wenn ich leiden muss, dann muss er das auch.
"Ardy, willst du noch ein Bier?", fragte Karin mich.
"Gerne."
"Wie viel Bier kannst du denn trinken?", fragte Lille erstaunt.
"Zuviel, das es gesund ist. Also trink lieber gar nicht.", meinte ich, denn ich wusste wirklich nicht wie viel Bier ich schon getrunken hatte. 
Doch da ich Familienfeiern hasse und auch noch nie wirklich eine mitgemacht habe, war das hier nur mit Bier aushaltbar.
"Taddl, trinkst du kein Bier?", fragte Lille nun an ihn gewandt.
"Ne, heute nicht. Ich fahr ja noch Auto."
"Aber ihr könnt auch hier schlafen. Wir haben ein Gästezimmer."
"Ja, das könnt ihr gerne machen.", meinte Karin, als sie mit meinem Bier zurückkam. "Taddl, wenn du gerne was trinken möchtest, kannst du das machen. Das Zimmer ist fertig."
"Nein, danke.", meinte Taddl. "Ich hab kein Problem damit zu fahren."
Ich schaute ihn erleichtert an und formte ein Danke mit meinen Lippen.
"Ardy? Ist der Mann der dir wehgetan hat jetzt im Gefängnis?", fragte Lille weiter.
Mit einem Mal wurde es ganz still im Raum und alle schauten Lille erstaunt an. Eigentlich sollte sie nichts davon wissen.
"Woher weißt du, dass ein Mann Schuld an Ardys Unfall war, Süße?", fragte Karin.
"Ich hab das gehört, als Isabel mit Anne darüber geredet hat."
"Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht lauschen sollst?", fragte Isabel wütend.
"Du hast deine Tür immer offen stehen. Und du redest auch immer über einen Ilja."
Vor Lachen kam mir mein Bier fast aus der Nase raus und Isabel wurde sofort rot. Ich atmete tief durch um nicht laut zu lachen und mich zusammenzureißen. 
"Ja, Lille. Er ist im Gefängnis. Beziehungsweise er ist in Untersuchungshaft, aber er wird bald ins Gefängnis kommen.", klärte ich sie auf.
"Wenn ich älter bin, will ich auch Anwältin werden."
"Ich dachte du wolltest Tierärztin werden.", sagte ich.
"Tierärztin? Mein letzter Stand war Sängerin oder Krankenschwester.", meinte Taddl.
"Aber jetzt will ich Anwältin werden. Und das bleibt auch so."
"Na dann. Ich bin mal gespannt wie lange das so bleibt."
"Für immer."
"Ja, natürlich.", sagte ich lachend.
Was soll ich sagen? Hätte ich gewusst, dass Lille wirklich einmal eine der besten Anwältinnen der Stadt werden sollte, dann hätte ich nie Witze darüber gemacht...

(...)

"Ich kann es nicht fassen. Er hat alles einfach so zugegeben.", sagte ich erstaunt. "Ohne zu Widersprechen."
Ich lief vor Taddl auf und ab , weil ich es einfach nicht fassen konnte, dass Colin sich so seinem Schicksal hingibt ohne zu kämpfen.
"Was hätte er denn tun sollen?", meinte Taddl, welcher auf einer Bank saß.
Wir waren auf dem Sportplatz und warteten auf die Anderen. Es war sehr gutes Wetter und wir wollten uns draußen treffen um ein wenig über die Neuigkeiten zu reden und zu feiern.
"Es gibt mehrere Leute, die aussagen können, dass er Schuld an allem hat. Außerdem gibt es auch Beweise.", fügte Taddl noch hinzu.
"Ja, stimmt schon. Ich bin nur froh, dass sie nicht in meine Richtung ermittelt haben."
"Warum?"
"Naja, hätte es nicht so viele Zeugen, Aussagen und Beweise gegeben, hätte die Polizei auch gucken müssen, ob ich nicht der Schuldige bin. Und du weißt selber, dass ich kein unbeschriebenes Blatt bin. Die ganzen Prügeleien und die Drogen hätten mich auch in den Knast bringen können."
"Das ist aber nicht passiert und jetzt hör endlich auf darüber nachzudenken."
Taddl streckte seine Arme zu mir aus, um mich an den Hüften zu packen und auf seinen Schoß zu ziehen. "Du machst mich ganz nervös."
"Sorry.", sagte ich grinsend. "Also, Themawechsel?"
"Ich bitte drum."
"Wie sieht es mit den Möbeln für die Disco aus?"
"Sie sollen in 2 Tagen da sein. Aber das Möbelhaus ruft mich oder dich dann nochmal an, damit zumindest einer von uns da ist um die Möbel entgegen zu nehmen."
"Ich freu mich schon, wenn wir wieder aufmachen können und dann lassen wir eine richtig fette Party steigen."
"Auf jeden Fall."
Taddls Handy vibrierte und eine Nachricht ploppte auf seinem Screen auf. Sofort griff er nach seinem Handy und schaltete es wieder aus.
"Wer war das?", fragte ich.
"Nicht so wichtig."
"Oh wow. Du gehst mir jetzt schon fremd? Das hättest du mir auch eher sagen können, dann hätten wir einen Dreier starten können."
"Ich geh dir nicht fremd."
"Klar, das sagen sie alle am Anfang. Also? Dreier?"
"Hatten wir das Thema nicht schon mal und waren uns da einig?"
"Ja, aber das war bevor du eine Affäre hattest."
"Du bist scheiße.", lachte Taddl und drückte mir einen Kuss auf.
Ich erwiderte den Kuss und bat mit der Zunge um Einlass, welchen er mir sofort gewahr.
"Bahh Leute. Nehmt euch ein Zimmer.", sagte Luna angewidert.
"Ist so. Ihr seid echt widerlich.", stimmte Killian ihr zu.
"Und ihr seid echte Wichser.", meinte ich und rutschte von Taddls Schoß runter.
Doch seine Hände blieben an meiner Hüfte.
"Ich hab Bier mitgebracht!", rief Ilja stolz über den ganzen Platz und hob ein paar Flaschen hoch. "Und Sekt hab ich auuuuchhh!", rief er noch dazu und seine Stimme wurde dabei mindestens 3 Oktaven höher.
"Junge, was ist bei ihm denn verkehrt?", fragte Killian.
"Nein, er hat sich nichts eingeworfen.", beantwortete Mira meine Antwort. "Ich kann mir auch nicht erklären warum er heute so drauf ist."
"Ich bin einfach nur gut drauf."
"Hattest du einen Dreier?", fragte Niko und nahm sich ein Bier aus Iljas Hand.
"Bro, schön wärs. Aber damit würde ich jetzt richtig prahlen."
"Bitte nicht. Beim letzten Mal hat es mir schon gereicht.", sagte Felix angewidert.
"Boah ja, ich erinnere mich ungerne daran.", meinte ich.
"Ich hab immer noch Kopfkino davon.", stimmte Lydia zu.
"Ach, ihr wart nur eifersüchtig, dass ich gleich zwei Mädels auf einmal hatte."
"Und da waren definitiv zu viele Details dabei, die ich nie hören wollte.", meinte Felix und ich stimmte ihm mit einem Nicken zu.
"So kommt. Spaß beiseite.", sagte Ilja. "Ich bin so gut gelaunt, weil der Wichser Colin und das Arschloch Maddox endlich im Knast sitzen. Obwohl Maddox ja am Ende doch ganz okay erschien."
"Ich bin trotzdem froh, dass du nicht von der Anzeige abgesehen hast.", meinte Luna. "Auch wenn Maddox seine Entschuldigung wohl wirklich ernst gemeint hat und dich tatsächlich vor Colin gerettet hat."
"Ja, aber er hat uns allen auch soviel Leid angetan, dass er jetzt mit den Konsequenzen leben muss.", erwiderte ich.
"Darauf stoßen wir an.", sagte Ilja und reichte jedem ein offenes Bier. "Auf unsere Freundschaft. Den ganzen Scheiß den wir zusammen erlebt haben. Die neuen Freundschaften die wir dazugewonnen haben und dass wir trotz allen Höhen und Tiefen immer wieder zu uns gefunden haben und nie unsere Freundschaften aufgegeben oder vergessen haben."
Beim letzten Satz zwinkerte er mir lächelnd zu.
Und das musste ich Ilja einfach lassen. Seine Rede war pures Gold.
Wir hoben alle unsere Flaschen und stießen gemeinsam an. 
Auf uns.
Auf unsere Freundschaft.
Auf die Familie die aus uns geworden ist.

Remember us || Fortsetzung von Different WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt